Iran
Fazit Iran
Die Kurzfassung:
Was für ein Land! Was für Menschen! Noch nie haben wir irgendwo auf dieser Welt solch eine Herzlichkeit und Gastfreundschaft erfahren dürfen. Es ist überwältigend und irgendwie schwer in Worte zu fassen. Wir wurden so oft eingeladen und beschenkt. Wir sind wahrscheinlich auf unzähligen Fotos zu sehen und unsere Instagram-Kontakte sind explosionsartig gestiegen 😅
5 Wochen durften wir durch dieses wunderschöne Land reisen und haben rund 7’000km (!!) zurückgelegt 🚐🌬️
Für die Hardcore-LeserInnen 😉😄
Die Menschen
Wir waren immer überall willkommen und wurden stets mit offenen Herzen empfangen. Nirgendwo sonst haben wir uns so sehr willkommen und sicher gefühlt wie in Iran.
Es tut weh zu sehen, dass diesen Menschen hier oft unrecht getan wird. Denn der schlechte Ruf wird den Menschen hier einfach nicht gerecht.
Was auf der Regierungsebene abgeht, ist eine andere Sache. (Wir lassen hier Politik und Regierung ganz klar ausser Betracht. Würde man alle Länder nur auf Politik und Regierung reduzieren, würden viele Länder auf unserer Reiseliste verschwinden…)
Den Menschen hier ist bewusst, dass das Ausland schlecht über Iran denkt und umso mehr freut es sie Touristen zu sehen, die sich selbst ein Bild von Iran machen wollen.
Viele Menschen erzählen uns, dass das Land und Leute grossartig seien, aber die Regierung sei furchtbar und dass sie diese nicht gutheissen. (Umfragen zufolge sollen etwa 80% der Bevölkerung nicht hinter den islamistischen Mullahs stehen, welche dieses Land – leider, muss man sagen – fest im Griff haben.)
Die Menschen sind sehr aufgeschlossen und sehr neugierig und es vergingen nur wenige Tage, an denen wir nicht wenigstens einmal angesprochen wurden.
Das kann aber auch ganz schön anstrengend werden. Besonders dann, wenn man erschöpft und müde ist und eigentlich einfach ein bisschen Ruhe haben möchte. Sie sind aber alle enorm respektvoll und würden zum Beispiel niemals einfach so in den Bus reinschauen oder so.
Auch die Konversationen gestalten sich nicht immer einfach, zumal viele kein oder kaum Englisch sprechen und wir leider kein Farsi sprechen.
Google Translator ist ganz nützlich, aber um lange Gespräche zu führen ist es halt eher mühselig.
Zudem machen die Übersetzungen auch nicht immer Sinn. Dann steht da in der Übersetzung zum Beispiel:
«Wann hast Du gespielt» und das Gegenüber wollte eigentlich wissen, wie lange wir schon in Iran sind.
Oder beim Tankwart wird «3 Gallonen chic 500» getankt, was auch immer das ist…
Ein Typ sagte Marc gemäss Übersetzer einmal «Komm lass uns Ninjas sein» (er wollte eigentlich ein Foto machen 😂) und eine der lustigsten Übersetzungen war «Lass uns ein Foto machen, Du Affe» 😂
Wir durften während unsere Reise unglaublich viele schöne Begegnungen machen und wir werden die Menschen hier in bester Erinnerung behalten.
Taarof
Dies ist eine zeremonielle Höflichkeitsform, eine besondere Form des Anstandes und der Ehrerbietung, die jedoch nicht immer aufrichtig gemeint ist.
Wenn z.B. der Taxifahrer sagt, die Fahrt koste nichts, ist das Taarof. Erst bei zwei- bis dreimaligem Insistieren auf Bezahlung nennt der Taxifahrer den Preis.
Die Einladung und die wechselweise dankende Ablehnung symbolisieren einen Ausdruck der Wertschätzung des Gegenübers und der Ehrerbietung.
Würde man solch ein Angebot einfach annehmen, wäre das eine üble Beleidigung.
Ob beim Tanken, beim Taxifahrer, bei der Mautzahlstelle oder bei Einladungen, wann immer einem etwas kostenlos angeboten wird, ist das meist Taarof und man lehnt es zwei- bis dreimal ab.
Besteht das Angebot dann immer noch – oder sagt das Gegenüber es sei kein Taarof – darf man das Angebot annehmen.
Wir haben schon oft von Reisenden gelesen, die Iran so bejubeln, weil sie so viel kostenlos erhalten haben. Das kann aber oft einfach Unkenntnis des Taarof sein. Da muss man wirklich aufpassen und sich vorgängig informieren. Wenn man es jedoch kennt, weiss man wie damit umzugehen.
Weitere Infos dazu findest Du auch hier oder hier.
Der Verkehr und die Strassen
Das Strassennetz ist sehr gut ausgebaut und man fährt meistens auf zweispurigen Strassen. Die Qualität der Strassen bewegt sich allerdings zwischen sehr gut und katastrophal. Etwa ein Drittel ist sehr gut, ein Drittel ganz ok und ein Dritter ist katastrophal. Da reiht sich Schlagloch an Schlagloch oder die Strasse ist komplett durchzogen von Fahrrillen.
Oder wie es Rebekka einmal treffend sagte, «die Strasse war so schlecht, es wäre besser gewesen, ohne Strasse» 🙈
Wir sind überzeugt, dass es in keinem anderen Land mehr Temposchwellen (Speed Bumps) gibt als in Iran. Das ist wirklich unglaublich! Es gibt sooo viele Bumps! Einige sind gut ersichtlich, viele aber nicht. Auch im Nirgendwo gibt es plötzlich Bumps und schaut man nur einen Moment nicht hin, fährt man mit voller Geschwindigkeit darüber. Wir hatten ein paar Mal Angst, dass wohl gleich das Fahrzeug auseinanderbricht…🙈 Aus diesem Grund ist auch Fahren im Dunkeln eine Katastrophe. Das versuchen wir ja immer zu vermeiden, doch während unserer Werkstatt-Odysee musste leider Reto doch ein paar Mal bei Nacht noch zu einem Schlafplatz oder zu einer anderen Werkstatt fahren.
Gefahren wird wie die Henker. Es ist haarsträubend! Die ganze Freundlichkeit und Höflichkeit der Menschen in Iran hören definitiv im Strassenverkehr auf. Regeln gibt es nicht wirklich: Überholt wird überall, auch beim Abbiegen, Spuren gibt es so viele wie halt nur möglich und als Fussgänger hat man echt ein schweres Los.
Es sind auch viele – besonders Jungs – mit Motorrädern unterwegs und das ohne Helm. Wir haben leider einige Unfälle gesehen. Nicht schön…
Diesel tanken
Wurde von uns total unterschätzt. In so vielen Blogs haben wir gelesen, es sei kein Problem und bei manchen Berichten könnte man fast denken, die Lkw-Fahrer freuen sich richtig an Touristen auszuhelfen 😄 Die Wirklichkeit, die wir erfahren haben, sieht aber ganz anders aus. Es braucht viel Zeit und Geduld und kann teilweise nervenaufreibend sein.
Falls der Tankwart eine Diesel-Tankkarte hat, geht es meist ganz einfach – vorausgesetzt die Tankstelle hat überhaupt noch Diesel. Bei vielen Tankstellen war der Dieselbereich abgesperrt, da kein Treibstoff vorhanden war.
Hat der Tankwart keine Karte, ist man auf seine Hilfe angewiesen einen Lkw-Fahrer zu finden, der einem mit seiner Karte tanken lässt. Da die Fahrer aber nur ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung haben, ist das nicht immer einfach. Manchmal fährt man ohne Erfolg weiter, manchmal gibt es 20 Liter und wenn man Glück hat, wird der Tank ganz gefüllt.
Im Süden gestaltete sich das Tanken weitaus schwieriger. Es hatte zum Teil sehr lange Kolonnen und oft hatten die Tankstellen gar keinen Diesel mehr.
Den Preis haben wir nie vorgängig abgemacht, denn es war für uns kein Wunschkonzert und man nimmt, was man kriegt. Der teuerste Tankstopp war umgerechnet 10 Franken für 60 Liter und der günstigste war 80 Rappen für die gleiche Menge.
Wir haben insgesamt umgerechnet 50 Franken für Diesel ausgegeben in den 5 Wochen. Ein echter Schnäpper! (Abgesehen von den Konsequenzen der schlechten Qualität…🙈)
Unterwegs als Frau und die Kleiderordnung
Die Diskriminierung von Frauen in Iran ist vielfältig und Frauen sind durch die angewandte Scharia (das islamische Gesetz) sehr stark benachteiligt.
Frauen unterliegen einer strikten Kleiderordnung, dürfen gewisse Berufe wie z.B. das Richteramt nicht ausüben und eine Aussage vor Gericht hat nur halb so viel Wert wie die eines Mannes.
Was passieren kann, wenn der Hijab (das Kopftuch) nicht richtig getragen wird, ist wohl seit letztem Herbst allen bekannt.
Als Touristin muss man sich nicht vor einer Verhaftung oder Bestrafung fürchten. Es kann lediglich sein, dass man von einem sogenannten Sittenwächter gemassregelt wird. Dies passiert aber wohl eher selten.
Als Touristin geniesst man sowieso den Vorteil, dass die Kleiderordnung nicht ganz so streng angeschaut wird. Trotzdem war es mir immer wichtig, mich angemessen zu kleiden, und zwar rein aus Respekt den anderen Frauen gegenüber. Ich weiss, dass mir nichts Schlimmes passiert, wenn mein Hemd zu kurz oder mein Kopftuch zu weit hinten sitz. Aber die Iranerinnen geniessen kein solches Privileg.
Gewisse Regionen sind sehr konservativ und man sieht die Frauen fast ausschliesslich im schwarzen Tschador (Umhang für Kopf und Körper). Dann wiederum laufen viele Frauen in Städten ohne Kopftuch herum, besonders in Teheran.
Es ist aber sehr anstrengend mit dieser Kleidung. Nicht nur wegen der Hitze, besonders auch weil man sich eben auch im Camper stets angemessen kleiden muss, sobald man von aussen hineinsehen kann.
Wenn man sich irgendwo hinstellt und die Türe öffnet, musste ich also immer noch angemessen (inklusive Kopftuch) gekleidet sein. Sonst wo ist mir egal, wenn mich jemand per Zufall sieht, wie ich in T-Shirt und Unterhose auf dem Bett liege. In Iran darf man mich so nicht sehen. Diese strengen Kleidervorschriften fand ich anfangs noch nicht so schlimm doch gegen Ende fühle ich mich sehr eingeengt und «von oben» beobachtet.
Aktuelle Situation / Sicherheit
Wir hatten uns im Vornhinein ja viele Gedanken gemacht. Ist es wirklich sicher? Was ist, wenn man plötzlich in einen Protest geratet? Was, wenn man aus Versehen einmal etwas fotografiert, das man nicht darf? Was, wenn mir das Kopftuch verrutscht oder ich in deren Augen zu wenig angemessen gekleidet bin? Was wenn man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort ist?
Wir hatten grossen Respekt vor den geltenden Gesetzen und wir konnten uns erst nicht so recht vorstellen, wie man sich genau bewegen kann oder muss, um keine Probleme mit dem Militär oder der Sittenpolizei zu bekommen.
All diese Gedanken waren nach Einreise und Bekanntschaft mit den ersten iranischen Menschen jedoch sofort verflogen und es stellte sich heraus, dass alles viel entspannter ist.
Natürlich darf man bestimmte Gebäude nicht fotografieren und sollte jegliche Demonstrationen meiden. Diese Regeln gelten auch in anderen Ländern.
Wir haben uns immer sehr sicher gefühlt und es gab nicht eine Situation, die komisch war.
Auf seine Wertsachen gibt man ja überall acht. Aber ganz ehrlich, im vollen Bahnhof Bern achte ich wohl besser auf meine Tasche als im vollen Bazar in Isfahan… 😄
Darum: Das Land ist sehr sicher, die Menschen sind unglaublich gastfreundlich und es gibt soooo viel in dem riesigen Land zu sehen und entdecken. 💚🤍❤️
Hauptstadt: Teheran
Einwohner: 87.92 Mio. (Stand 2021)
Fläche: 1’648’000 km²
Bevölkerungsdichte: 54.4 Einwohner pro km² (Stand 2022)
Währung: IRR (500’000 Rial oder 50 Toman ≈ 1 USD // Stand 05/23)
💡 Tippe oder klicke auf die Fotos, um sie in voller Grösse betrachten zu können.
Ein paar der netten Begegnungen


Rüedu on the road 🚐🌬️
Unsere Weiterreise
Eigentlich hatten wir vor, die Stan-Staaten zu bereisen. Geplant war von Iran über Turkmenistan nach Usbekistan zu fahren und dann die Route Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan und dann via Verschiffung über das Kaspische Meer nach Aserbaidschan zu fahren und erst dann Georgien und Armenien zu bereisen.
Leider ist die Landgrenze von Aserbaidschan seit Corona immer noch geschlossen. Auch Turkmenistan hat seine Grenzen erst kürzlich geöffnet. Dort wurden aber leider die Transitvisa (vorübergehend?) eingestellt und so kann man das Land derzeit nur mit einem sehr teuren Touristenvisum und einem obligatorischen Guide durchqueren. Diese Option haben wir angeschaut, doch die Kosten würden sich auf etwa USD 1400 belaufen und das nur, um innerhalb von 3 Tagen das Land durchqueren zu können. Diese Kosten sind uns zu hoch, zumal man ja irgendwann auch wieder zurück muss.
Eine weitere Option wäre von Georgien über Russland nach Kasachstan zu fahren. Da man das Visum für Russland jedoch nur in seinem Heimatland beantragen kann, hätten wir zu diesem Zweck unsere Pässe in die Schweiz schicken müssen und hätten dann für mindestens 3 Wochen keine Pässe gehabt. So lange auf unsere Pässe zu verzichten wäre wohl in Griechenland eine Option gewesen, doch damals hatten wir noch die Hoffnung, dass es einen anderen Weg gibt.
Und so sind wir nun in Armenien, reisen weiter nach Georgien und dann zurück in die Türkei.
Teheran und Abschied von Iran
26. – 29. Mai 2023
Es gibt wieder eine kurze Nacht, denn wir wollen bei Sonnenaufgang losfahren. Wir wollen etwas dem Verkehr und der Hitze ausweichen. Also fahren wir um 5 Uhr los. Gäääähn… Zum Glück ist der Parkwächter soeben angekommen. Wir wissen nicht, ob wir sonst durch das verschlossene
Tor gekommen wären 😅
Bevor es via Teheran zurück nach Tabriz und dann über die Grenze nach Armenien geht, wünsche ich mir noch einen Abstecher ans Kaspische Meer. Ich weiss, dass uns keine Traumstrände erwarten und aufgrund der Kleiderordnung für Frauen kommt für mich ein Schwumm in voller Montur auch nicht in Frage. Aber ich möchte zumindest die Füsse kurz hineinstrecken und ein Foto machen. Also nehmen wir den kurzen Umweg auf uns.
Das Wetter hat sich heute etwas unserer Stimmung um Rüedu angepasst: es ist trüb und der Blick auf das Kaspische Meer ist auch eher ernüchternd. Egal, die Füsse hatte ich zumindest drin.
Wir machen eine kurze Frühstückspause und beobachten das Geschehen um uns herum: es ist erst sieben Uhr, doch es ist schon einiges los. Besonders Männer sind sehr aktiv im und ums Wasser. Es wird zudem zu lauter Musik getanzt und die Stimmung ist eigentlich ganz schön.
Es geht weiter nach Teheran. Aufgrund der aktuellen Situation entscheiden wir uns, nicht der Küste entlangzufahren, sondern möglichst direkt nach Teheran zu fahren. Denn dort gäbe es weitere Werkstätten, sollte noch etwas sein. Zudem ist die Strecke in den Bergen ein guter Test wie es so mit Rüedu läuft 😅🙈 Es läuft zum Glück sehr gut, doch von der Strecke selbst sind wir beide enttäuscht. Da hatten wir beide wohl zu hohe Erwartungen. Wir erhofften uns schöne Berglandschaften und einen Ausblick auf Irans grössten Berg, den 5620 Meter hohen Damavand.
Doch die Strecke ist eine graue Hauptverkehrsachse mit einer Blechlawine und der Damavand versteckt sich hinter Regenwolken. Tja… Etwas enttäuscht verzichten wir auf den Plan, hier irgendwo einen Übernachtungsplatz zu suchen und gönnen uns stattdessen zwei Nächte in einem Hotel am Stadtrand von Teheran.
Ein Zimmer mit Klimaanlage, eigenes Bad, westlicher Toilette und Rüedu steht auf dem bewachten Parkplatz. Das hebt die Stimmung deutlich und tut nach dem Stress und Ärger der letzten Tage unglaublich gut.
Teheran überrascht uns. Die 15 Mio. Stadt ist natürlich übervoll mit Menschen und hat viel Verkehr. Doch was wir sehen, gefällt uns sehr gut. Wir besichtigen unter anderem den mega pompösen Golestanpalast, sehen die Stadt von oben vom Milad-Tower aus und fahren das erste Mal in Iran mit dem öffentlichen Verkehr, denn das Metronetz in Teheran ist gut ausgebaut und eine Fahrt für beide kostet umgerechnet nicht einmal 50 Rappen.
Besonders die eine Metrofahrt bleibt uns in Erinnerung: es gibt hier Wagons, die nur für Frauen sind. Das realisieren wir leider zu spät und sind schon eingestiegen. Reto ist es sichtlich unangenehm einer der wenigen Männer zu sein. Doch das scheint niemanden zu stören. Das Spannende ist, dass in diesen Wagons bei jeder Station Händler ein- und aussteigen. Von Zahnpasta zu Schmuck zu Haarklammern zu Kaugummis, es wird so einiges angeboten und es ist interessant das ganze Geschehen zu beobachten.
Wir besichtigen auch noch die ehemalige US-Botschaft, welche seit der Geiselnahme von 1979 nicht mehr in Betrieb ist und vor einigen Jahren als eine Art Museum zugänglich gemacht wurde. Die Anti-Amerika-Haltung kommt hier sehr stark zum Ausdruck und wird – obwohl nicht alles sauber war, was die USA abgezogen hatte – unserer Meinung nach zu stark propagiert. Man muss aber dazu sagen, dass diese Haltung natürlich bei Weitem nicht überall im Land vertreten ist. Gerade bei den jungen Menschen gilt Amerika als ein Auswanderungs-Traumland.
Auf jeden Fall hätten wir uns mehr Infos zur Geschichte der Geiselnahme gewünscht anstatt pure Anti-USA-Propaganda. Die Besichtigung war aber trotzdem ganz interessant.
(Weitere Infos dazu findest Du hier oder hier)
Nach 2 Luxusnächten in einem Hotel fahren wir weiter und steuern Tabriz an. In der Stadt, wo unser Iran-Abenteuer gestartet hat, endet es auch. Hier treffen wir wieder auf Bidus, denn wir werden gemeinsam nach Armenien ausreisen. Es ist sehr schön die beiden wiederzusehen und es gibt viel zu erzählen. Ein weiteres Highlight ist natürlich auch, dass Soheil – unser Held – extra noch vom gut zweieinhalb Stunden entfernten Urmia vorbeigekommen ist, um sich von uns zu verabschieden.
Der Abschied mit Soheil stimmt uns etwas traurig, denn wir wissen nicht, wann wir uns das nächste Mal wiedersehen. Die Reise nach Europa ist für Iraner zum einen sehr teuer und zum anderen ist es nicht ganz einfach ein Visum zu erhalten. Wir hoffen auf jeden Fall, dass wir ihn eines Tages in der Schweiz wiedersehen werden.
Xodā-hāfez (Auf Wiedersehen)!
Camping: Hotel Shahr, Teheran / Parkplatz Vergnügungspark, Zanjan / El Goli Park, Tabriz
Werkstatt-Odyssee mit Rüedu – denn er mag nur edle Tröpfchen
22. – 25. Mai 2023
Ich versuche die ganze Sache möglichst kurz zu halten, aber das ist gar nicht so einfach 😅
Am Montagmittag um halb eins hat alles angefangen. Kurz vor 3 Uhr war der Abschleppwagen da, um halb 4 der Mechaniker. Um 4 Uhr flüchten alle in die Autos, weil es unglaublich stark regnet. Eine Viertelstunde später sollen wir an einen anderen Platz fahren. Die Ambulanz fährt mit Blaulicht voraus. Tatsächlich, da gibt es eine Ausweichstelle mit einer Mechaniker-Grube. Wird wohl öfters benutzt, denn sie ist voller Öl.
Es wird weiter geschraubt und gemacht und um halb 5 verabschieden sich die Sanitäter, da sie zurück zur Notfallstation müssen. Ich serviere schon einmal eine Runde Tee und um ca. 6 Uhr fahren wir in die Ortschaft Esfarayen zurück und fahren in die Werkstatt des Mechanikers. Das Problem sei anscheinend der Katalysator. Er sei verstopft und man könne ihn nicht reinigen.
Die Kommunikation gestaltet sich eher schwierig, da die Übersetzungen von Google Translator nicht immer Sinn ergeben. Zum Glück habe ich die Nummer von Soheil – den netten Iraner, den wir vor etwa 3 Wochen in Urmia kennengelernt haben und der uns auch die SIM-Karten besorgt hat. Ich rufe ihn an und er hilft beim Übersetzten. Der Katalysator müsse erneuert werden, doch es gibt kein Ersatzteil. Ersatzteile zu besorgen, gestaltet sich wegen den Sanktionen generell etwas schwierig in Iran. Die meisten müssen von Dubai oder der Türkei bestellt werden.
Der Katalysator wird defekt wieder eingebaut. Die Auspuffanlage funktioniert auch ohne den Katalysator. In der EU oder der Schweiz wäre es einfach verboten, so zu fahren, da nun mehr Schadstoffe vom Auspuff in die Luft gelangen. Doch was bleibt uns anderes übrig?
Unser Hauptproblem ist aber, dass die Fehlermeldung immer noch im System gespeichert ist. Solange diese nicht gelöscht wird, bleibt der Motor im Notlauf.
Ein passendes Diagnosegerät zu finden, gestaltet sich sehr schwierig und die Mechaniker der Garage wissen auch nicht, wo das gemacht werden könnte. Sie verstehen ohnehin die Problematik mit dieser Fehlermeldung und dem zusammenhängenden Notlauf des Motors nicht ganz.
Soheil verspricht uns zu helfen und sich zu erkundigen und so brechen wir kurz vor 23 Uhr auf, uns noch einen Übernachtungsplatz im Ort zu suchen.
Total erledigt steuern wir einen Park an und fallen nach einer «Katzenwäsche» todmüde ins Bett. Wir haben zwar heute noch nichts gegessen, aber wir sind zu müde.
Kurz vor 1 Uhr werden wir dann unsanft geweckt: Die Polizei steht draussen mit Blaulicht und klopft an das Fenster. Vier junge Typen mit starker Alkoholfahne, am Rumblödeln und Blödsinn machen stehen draussen. Kompetent sieht anders aus…
Sie wollen unsere Pässe sehen. Diese werden fotografiert, sowie unser Fahrzeug und Nummernschild. Wir können hier nicht stehen, es sei zu gefährlich. Na gut, dann folgen wir halt zu einem anderen Platz. Ich habe mich zwar an unserem alten Platz viel wohler gefühlt, doch was will man machen.
Dieser Tagesabschluss passt zum eher besch*****en Tag… 🥴
Nach einer kurzen Nacht setzen wir unsere Recherchen nach einer möglichen Lösung fort. Auch Soheil telefoniert herum und meldet sich immer wieder bei uns mit neuen Erkenntnissen.
Nach diversen Recherchen stossen wir via Facebook und der iOverlander App auf Mohsen, ein Mann mit einer Werkstatt in Bojnurd. Er spricht Englisch und hilft Reisenden bei Problemen.
Wir fahren also die 75 km nach Bojnurd und verbringen den ganzen Tag in diversen Werkstätten.
Die Kurzfassung: Mohsen macht einen Mann in einer Werkstatt ausfindig, der ein passendes Diagnosegerät hat und sich mit Dieselmotoren auskennt.
Den Fehler können Sie aber leider nicht löschen und so bleibt Rüedu immer noch im Notlauf. Doch immerhin wird endlich das Problem erkannt:
Unser Feinschmecker Rüedu mag den sehr schwefelhaltigen Diesel hier nicht und hat lieber edle Tropfen statt solch eine Plörre 🙈🥴
Dass die Dieselqualität in Iran schlecht ist, ist bekannt. Doch dass dies ein solches Problem verursacht, hätten wir nicht gedacht.
Da der Diesel sehr schwefelhaltig ist, verstopft der Dieselpartikelfilter. Bei älteren Fahrzeugen ist das kein Problem, da diese keinen solchen Filter haben.
Die Lösung: den Dieselpartikelfilter entfernen und die Software unseres Fahrzeuges auf EURO3 ändern. Dann würde die Fehlermeldung verschwinden. Das können Sie aber leider nicht machen…
Doch unser Held Soheil hat rumtelefoniert und sich erkundigt und in Gorgan eine weitere Werkstatt gefunden, welche die Diesel-Sprinter der Ambulanz repariert. Sie haben nebst dem Wissen ein Diagnosegerät und sogar einige Ersatzteile. Zudem hat einer der Mechaniker hier einen Freund dort und meldet uns schon einmal telefonisch an.
Etwas enttäuscht, dass es hier in Bojnurd nicht funktioniert hat, fallen wir nach einem weiteren langen Tag um Mitternacht todmüde ins Bett.
Die über 300 km nach Gorgan fahren wir in zwei Etappen, da wir nur langsam vorwärtskommen, es sehr heiss ist und die Werkstatt dort jeweils um 4 Uhr schliesst.
Der erste Eindruck nach Ankunft in Gorgan ist schon einmal nicht schlecht: es stehen einige Sprinter dort und es gibt ein richtiges Büro und man weiss immerhin schon Bescheid, dass wir kommen.
The man in charge macht sich mit einem weiteren Mechaniker ans Werk. Während wir warten, erhalten wir ein richtiges Frühstück serviert mit Rührei, Brot, Früchten und Tee und auch sonst werden wir sehr grosszügig umsorgt.
Auch hier die Zusammenfassung: Rüedu wird durchgecheckt und einige Teile wie der Luft- und Ölfilter werden ausgewechselt. Der Dieselpartikelfilter wird gereinigt und hurra, der Notlauf ist raus! Was bleibt, ist die permanente Motorleuchte.
Einen neuen Katalysator gibt es hier nicht, dafür müsste dieser in Dubai bestellt werden. Da wir nicht mehrere Tage warten wollen, wird uns versichert, dass Rüedu sonst nichts fehlt und wir so bis nach Armenien in die offizielle Mercedes Werkstatt fahren können.
Einerseits erleichtert, anderseits doch etwas verunsichert – weil noch nicht ganz alles OK ist – fahren wir los.
Auch hier wird bestätigt; die Dieselqualität ist zu schlecht für unser Fahrzeug. Die einfachste Lösung wäre es gewesen, den Dieselpartikelfilter zu entfernen und das Fahrzeug auf EURO3 zu ändern. So würde nichts verstopft werden und es gäbe keine Fehlermeldung.
Dafür ist es jetzt aber zu spät und wir hoffen, dass sonst wirklich alles OK ist und wir so nach Jerewan (Armenien) in die Mercedes-Benz Werkstatt kommen 🤞🤞🤞
Camping: irgendwo in Esfarayen (eskortiert von der Polizei) / Besh Gardash Park, Bojnurd / Kaboudwall Wasserfall / Waldpark, Sari
Es wird noch heisser, aber wir fahren trotzdem
in die heisseste Wüste der Welt
16. – 22. Mai 2023
Gleich bei der Weiterfahrt steht erneutes Tanken an. Reto ist sichtlich nervös, dass er diese Aufgabe heute das erste Mal allein erledigen muss (Marc ging es anscheinend in etwa gleich 😉). Es hat immer noch unendlich lange Lkw-Kolonnen vor den Tankstellen. Ein Fahrer gibt uns zu verstehen, dass wir vorfahren sollen. Irgendwann ganz vorne reihen wir uns wieder in die Kolonne ein und dann beginnt das Warten. Es geht zögerlich voran und nach einer Weile macht sich Reto für seinen Einsatz bereit. Erst sucht er vergebens einen Tankwart und versucht dann sein Glück bei den Lkw-Fahrern. Ein junger Typ hilft ihm dann und long story short: schlussendlich saugt ein Lkw-Fahrer erst 60 Liter aus seinem Tank, füllt diese in Kanister ab und befüllt dann damit unseren Tank.
Die ganze Geschichte dauert mehr als eine Stunde und wird der teuerste Tankstopp in Iran bis anhin: umgerechnet 12 Franken kosten uns die 60 Liter. Plus Schöggeli, Schweizer Münzen als Souvenir, Erinnerungsfoto und Austausch der Insta-Kontakte 😄
Mit vollem Tank fährt Reto die sehr lange, öde und trostlose Strecke praktisch in «einem Schnuz» durch und fährt sogar weiter als gedacht. Bam stand zwar ursprünglich auf unserem Reiseplan, wurde dann aber eigentlich wegen zu weiter Distanzen und geänderter Route gestrichen. Doch es fährt sich gut heute und so entscheiden wir spontan doch bis nach Bam hinunterzufahren. Ganze 546 Kilometer.
Arg-e-Bam ist der grösste Lehmbaukomplex der Welt. Vor 20 Jahren wurde die historische Zitadelle jedoch von einem Erdbeben fast vollständig zerstört und 31’000 Menschen der Stadt Bam liessen ihr Leben. Die UNESCO erklärte Arg-e-Bam ein Jahr später zum Weltkulturerbe und half beim Wiederaufbau der 2500 Jahre alten Lehmstadt. Zitadelle, Moschee und der Bazar werden wieder wie vorher aufgebaut, vieles andere soll Ruine bleiben, da nun auch das Erdbeben Teil der Geschichte ist. Nach Rund 15 Jahren ist die Zitadelle erstmalig dieses Jahr wieder für Besucher geöffnet und ein Besuch lohnt sich definitiv. Die Stadt sieht aus wie eine riesige Sandburg und ist sehr imposant.
Wir treffen auf dem Parkplatz hier erst zum zweiten Mal, seit wir in Iran sind, auf andere Camper: 4 deutsche Typen sind mit einem alten Wohnmobil unterwegs. Nur in der ersten Stadt nach der Grenze (in Tabriz) haben wir noch eine belgische Familie mit Wohnmobil angetroffen.
Das Thermometer klettert seit einigen Tagen immer über 30 Grad und es wird immer heisser. Das reicht uns jedoch noch nicht und wir steuern noch Dasht-e-Lut, die heisseste Wüste der Welt an.
Eigentlich wollten wir erst ein paar Tage später hier hin, doch der Wetterbericht hat in den kommenden Tagen Temperaturen bis zu 47°C (!! 🥵) vorausgesagt und das wollen und können wir uns nicht antun.
Wir bleiben darum auch nur eine Nacht in der Wüste, da uns diese Hitze sonst braten würde 🥵 Leider nur eine Nacht, muss man sagen, denn es ist einfach wunderschön hier! Ganz allein (= kein Kopftuch, dafür aber T-Shirt und kurze Hosen, juhee!), ganz still und wunderschöner Sternenhimmel… Es würde uns sehr gut gefallen, noch länger hier zu bleiben.
Auch eine Tour zu den weiter entfernten riesigen Sanddünen lassen wir wegen der Hitze aus.
Um elf Uhr abends zeigt das Thermometer immer noch 32°C an. Bei Sonnenaufgang um 4.45 Uhr ist es 22°C und als wir um 10.00 Uhr aus der Lutwüste herausfahren ist es bereits wieder 35°C. Was für eine Hitze! 🥵
Wir fahren weiter in die Stadt Kerman und steuern erneut ein Hotel an. Gemäss den Overlander Apps kann man hier im Hinterhof parken und gegen eine kleine Bezahlung die Duschen und Toiletten des Hotels benutzen.
Zum Glück gestaltet sich diese Anfahrt einfacher als die in Yazd und der Hinterhof des Hotels ist sogar teilweise schattig, relativ ruhig und wird nach unserer Einfahrt sogar abgeschlossen.
Wir werden herzlich mit Tee empfangen, können hier unsere Wäsche abgeben und sogar Geld wechseln. Hier nehmen wir uns Zeit, um endlich wieder einmal Fotos auszusortieren, Blog zu schreiben und ein paar Sachen in Rüedu zu reparieren (ein Schubladen-Scharnier ist gebrochen und muss ausgewechselt werden).
Das Hotel hat ein eigenes Restaurant und die Duschen können in einem der Hotelzimmer gegen umgerechnet 1 USD (pro Person und Dusche) benutzt werden. Quasi wie ein Campingplatz, richtig herrlich.
Die Besichtigung vom Stadtzentrum in Kerman mit obligatem Bazar- und Moschee-Besuch endet mit einer sehr abenteuerlichen Taxifahrt. Der Fahrer findet die Adresse des einen Fahrgastes nicht und heizt mit uns quer durch die Stadt und wir kommen in den Genuss, wie die Einheimischen schier ungebremst über die Bumps zu «fahren» (oder eher zu fliegen…). Dann gibt es noch einen leichten Auffahrunfall (nichts weiter passiert, ausser ein paar Schrammen an beiden Autos) an einer Kreuzung und zum Abschluss möchte der Herr gerne noch etwas Trinkgeld 🙈 Sorry, ähm nei!
Frisch geduscht und ausgeruht treten nun auch wir unseren Weg Richtung Norden an. Nach schönen Abstechern in die Wüste, möchten wir auch noch die nördliche Gegend des Iran sehen.
Zudem steigen die Temperaturen hier im Süden immer mehr an…
Es wird heute unterwegs 42°C Grad heiss und als wir unseren eigentlichen Übernachtungsplatz – die Oase Nayband – erreichen, verbratet es uns fast 🥵 Darum fahren wir weiter und kommen nach knapp 550 km im Stadtpark vom Städtchen Ferdows an.
Die Gegend hier bis Mashhad (Irans zweitgrösste und als religiöse Pilgerstätte zugleich heiligste Stadt) ist für seinen Safran-Anbau bekannt. Logisch, dass wir hier endlich fündig werden und abseits von Bazar und Touristenpreisen ein gutes Safrangeschäft finden und ordentlich zuschlagen 😄
Auf dem weiteren Weg Richtung Norden findet Rüedu dann plötzlich, wir hätten wohl zu wenig Action und er müsse etwas für Aufregung sorgen. Also nimmt die Motorleistung ab, irgendwo ertönt ein Geräusch in Verbindung mit Luft, die Motorenleuchte geht an und ein Teil des Katalysators wird schmürzelig und wir befürchten, das Ding fliegt uns gleich um die Ohren. Oje Rüedu was ist denn los?! 😱
Da wir keine Ahnung haben, was das Problem sein könnte und so auf keinen Fall weiterfahren können, halten wir ein Fahrzeug an und erklären mit dem Übersetzer unser Problem. Der nette Fahrer sagt, er könne Reto bis zur nächsten Notfallstation mitnehmen. Ich warte mit mulmigem Gefühl bei Rüedu und bin etwas erleichtert, als Reto nach etwa 20 Minuten wieder zurück ist. Ich staune aber nicht schlecht, dass er in einem Ambulanzfahrzeug gebracht wird. Die zwei sehr netten Rettungssanitäter rufen einen Abschleppwagen. Dieser kommt ebenfalls nach einer Weile und ruft etwas später einen Mechaniker herbei.
Und während ich in Rüedu sitze und diese Zeilen schreibe, versuchen draussen der Pannendienst und der Mechaniker herauszufinden, wo das Problem liegt. Die beiden Rettungssanitäter stehen ebenfalls unterstützend zur Seite.
Wir ahnen derzeit noch nicht, dass es eine längere Sache wird und die ganze Geschichte deshalb in einen separaten Blogbeitrag erzählt wird…
Camping: Parkplatz Zitadelle, Bam / Dasht-e-Lut / Hinterhof Hotel Akhavan, Kerman / Park Ferdows / Park Sabzevar
Es wird heisser und Abschied mit «Bidus»
13. – 16. Mai. 2023
Persepolis war eine der Hauptstädte des antiken Perserreichs und wurde im Jahre 330 v. Chr. von den Truppen Alexander dem Grossen zerstört. Der Angriff galt als Racheakt für die Zerstörung der athenischen Akropolis während der Perserkriege.
Noch heute zeugen imposante Säulenhallen und grossartig gestaltete Relief von der Pracht der früheren Königsstadt und die Besichtigung ist sehr interessant.
Danach fahren wir mit «Bidus» weiter Richtung Yazd, wo sich dann unsere Wege (vorerst?) trennen werden.
Wie so oft steht Tanken an und das ist trotz etwas Übung immer wieder etwas mühselig. Derzeit hat es vor den Diesel-Tankstellen sehr lange Lkw-Kolonnen. Warum genau, wissen wir nicht. Etwas später erfahren wir, dass wohl der Diesel hier eher knapp ist.
Wir sind aber immer um jeden Liter Treibstoff froh und Marc und Reto geniessen es noch etwas, dass sie die Verhandlungen jetzt noch gemeinsam angehen können 😅
Obwohl wir heute weggeschickt werden, begleitet ein Herr die beiden in ein Büro. Der Chef höchstpersönlich kümmert sich nun darum. Wir müssen unsere Fahrzeuge von der offiziellen Zapfsäule wegfahren und an eine abgesperrte Säule nebenan bringen. Es werden uns jeweils 50 Liter getankt. Da Rüedu ein kleiner «Sufludi» ist 😄 und den grösseren Tank als Bidu hat, bekommt er – wieder einmal – ein paar Liter mehr eingefüllt.
Für 500’000 Rial (ca. 1 Franken) ein echter Schnäpper!
Unterwegs machen wir einen Übernachtungs-Stopp in Abarkooh und besichtigen dort noch die älteste Zeder Asiens.
Weiter geht es nach Yazd. Die Fahrt in die Innenstadt ist furchtbar. Denn die Route gemäss GPS ist für Rüedu und Bidu nicht machbar (viiiel zu eng und zu wenig hoch). So führt nur der Weg durch eine Einbahnstrasse zu unserem angestrebten Platz. Dies ist ein öffentlicher Parkplatz vor einem Hotel, wo man gegen eine kleine Bezahlung die Duschen und Toiletten benutzen darf.
Total genervt und erledigt erreichen wir den Platz trotz Verfahren (die Co-Pilotin hat leider etwas versagt…🙈) doch noch und wir gönnen uns erst einmal ein feines Essen im Hotel-Restaurant.
Auch Yazd ist eine hübsche Stadt mit Moscheen und Bazar und besonders die vielen «Bagdir» fallen hier auf. Ein Bagdir ist ein traditioneller, persischer Windturm, welcher seit Jahrhunderten zur natürlichen Lüftung von Gebäuden verwendet wird (wie genau so ein Bagdir funktioniert, erfährst Du hier).
In Yazd passiert uns dann erstmalig etwas Unangenehmes auf unsere Reise: das hintere Nummernschild wird gewaltsam abgerissen, zum Glück aber nicht gestohlen. Wir denken, dass es kleine Jungs waren, welche sich recht auffällig verhalten haben und nicht in das üblich iranische «Höflichkeits-Bild» passten. Wahrscheinlich wollten sie Blödsinn machen und waren dann selbst überrascht, dass das Nummernschild plötzlich ab war. Hätte es jemand stehlen wollen, wäre es nicht liegengelassen worden. Auf jeden Fall gab dies das erste Mal ein etwas komisches Gefühl. Sicherheitshalber haben wir dann bis zur Weiterfahrt alle Schilder von Rüedu und Bidu entfernt.
Der Halterungsrahmen konnte der Heimwerker Reto zum Glück wieder befestigen und so hoffen wir, dass dies die einzig unangenehme Situation auf unserer Reise bleibt 🤞😊
Es geht weiter. Für uns noch einmal Richtung Süden, «Bidus» fahren nach Norden. Und so trennen sich leider unsere Wege nach drei gemeinsamen Wochen hier. Es het mega gfägt mit den beiden und wir hätten alle nie gedacht, dass wir schlussendlich so lange zusammen unterwegs sein werden. Wir dachten, so für den Grenzübertritt und dann vielleicht die ersten paar Tage. Aber wir fühlten uns in der Bidu-Rüedu-Gemeinschaft alle so wohl, dass wir es wohl auch gut noch länger gemeinsam ausgehalten hätten 😉 Obwohl die beiden am Morgen jeweils schon etwas Kameltreiber-Allüren haben und Rebekka manchmal ganz schön frech sein kann 😉😜😂 (Scherz bei Seite, die beiden sind suuuuuper 😍)
Da wir in etwa die gleiche Aufenthaltsdauer in Iran haben und danach auch nach Armenien ausreisen, hoffen wir sehr fest, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen.
Bis dahin: Machets guet und allzeit safe travels mit Bidu ♥️
Camping: Parkplatz Persepolis / Parkplatz Gonbad Ali, Abarkooh / Parkplatz bei Silk Road Hotel
Zwischen Grossstädten und Dünen
3. – 12. Mai 2023
Es geht weiter in die rund 300’000 Einwohner grosse Stadt Kaschan, welche besonders für seine schönen Herrenhäuser bekannt ist. Auf dem Weg besuchen wir noch die Untergrundstadt Nushabad – was so viel wie «Stadt des kühlen, leckeren Wassers» bedeutet – und übernachten dann in einem Park. Etwas versteckt vor anderen Leuten, stellen wir erstmals in Iran Tisch und Stühle raus und kochen uns etwas Leckeres. Es gluschtet uns alle nach Teigwaren und so fällt die Wahl recht schnell auf Spaghetti Aglio e Olio 😋
Der Park ist sehr gepflegt, hat Wasser, Toiletten und zu unser aller Freude sogar eine Dusche! Die ist zwar in der Damentoilette, doch mit jeweils mir, respektive Rebekka als «Wachposten» vor der Türe und frühmorgens, gönnen sich auch Marc und Reto eine erfrischende Dusche 😅
Am nächsten Tag fahren wir in die Stadt und erkunden die bekannten und schönen Herrenhäuser.
Nachdem Mittagessen spricht uns eine Frau an. Sie hat mit ihren beiden Kindern und ihrer Schwester ebenfalls im gleichen Imbiss gegessen und streckt uns nun ihr Handy entgegen. Sie hat ihren Mann angerufen und ihm von uns erzählt. Denn sie möchten uns unbedingt zum Abendessen einladen. Wir einigen uns darauf, dass sie uns zum Bazar begleiten und wir zusammen Tee und Kaffee trinken. Erst eilt ihr Mann herbei, dann gesellt sich auch noch ihre zweite Schwester extra zu uns. Am nächsten Tag sehen wir ihren Insta-Post mit einem Foto mit uns allen und der Unterschrift «Ein grossartiger Tag mit Freunden». So sehr hat sie sich gefreut, mit uns Zeit zu verbringen. Wieder einmal iranische Herzlichkeit at it’s best 😍
Unser nächstes Ziel ist Isfahan, welches mit etwa 2 Millionen Einwohnern die drittgrösste Stadt Irans ist. Wieder steuern wir einen Park zur Übernachtung an, welcher zu unserer Freude am Nachmittag sogar sehr ruhig ist und uns etwas Erholung gibt. Am nächsten Morgen staunen wir aber nicht schlecht, als wir umgeben von Zelten sind 😄 Für das, dass es noch so ruhig war am Vorabend, haben recht viele Leute hier übernachtet.
Iraner lieben es, draussen zu sein und zu Picknicken oder in Zelten (oder auch ohne) in Parks zu übernachten.
Um etwas besser durch den Verkehr zu kommen, machen wir uns früh auf den Weg in die Stadt und steuern einen zentralen Parkplatz an, der für die nächsten zwei Nächte als Übernachtungsplatz dient. Nicht sehr schön, aber bewacht und sehr zentral.
Auch bei der Erkundung Isfahans werden wir immer wieder angesprochen und es wird kurz Hallo und Welcome gesagt, Selfies gemacht und Insta-Kontaktdaten ausgetauscht. Besonders Marc ist der absolute «Socializer» und wir denken, dass er mit den vielen neuen Insta-Kontakten bald schon als Influencer durchgeht 😜😂
Auf dem Weg zum Bazar spricht uns eine Frau an, die gerade etwas isst und sagt, wir sollen diese Süssspeise unbedingt probieren. Gesagt getan. Eigentlich wollen wir eine Portion als «Probiererli» für uns zusammen bestellen, doch der Mann vor uns in der Kolonne bestellt für uns gleich 4 Portionen und besteht darauf, uns diese zu schenken. Nach kurzem Plaudern und obligatem Fotoshoot geht es weiter.
Im Bazar erwartet uns dann noch eine weitere Überraschung: wir treffen auf den Irländer Ross. Er ist mit seiner Vespa (!) auf dem Weg nach Indien und wir haben uns bereits am Grenzübergang in den Iran getroffen. Ein schöner Zufall 😊
Wir entscheiden spontan, TAP Persia – der Agentur, die unsere E-Visaanträge gemacht hat – noch einen Besuch abzustatten und nutzen gleich die Gelegenheit einen Kochkurs zu buchen.
Am nächsten Abend bereitet Mehrnoosh in ihrem Elternhaus für uns diverse leckere iranische Gerichte zu und weiht uns etwas in die lokale Küche ein. Reis zum Beispiel wird nicht – wie bei uns üblich – gerührt beim Kochen. Es wir bewusst eine Kruste am Boden angestrebt, welche hier als Leckerei gilt. Wir geniessen ein leckeres Znacht und erfahren auch noch das eine oder andere aus ihrem Alltag. Sehr interessant.
Es war kein eigentlicher Kochkurs, aber trotzdem sehr schön und interessant etwas in das Leben einer iranischen Familie einzutauchen.
Nach so vielen Tagen in Städten ist es wieder einmal Zeit für die Wüste. Wir steuern die Varzaneh Wüste an und dürfen auf dem Grundstück von Mr Reza inmitten der Dünen übernachten. Er baut derzeit mit viel Herz ein Wüstencamp, das Eco Lodge. Das wird eine echt tolle Unterkunft und Mr Reza ist sehr bemüht, uns alles zu zeigen.
Ihm fehlen aber leider derzeit – wie so vielen hier – die Gäste. Hoffen wir, auf bessere Zeiten für ihn!
Er organisiert uns noch eine Offroad Tour zum nahegelegenen Salzsee und durch die Sanddünen. Da kommt definitiv ein bisschen Europa-Park-Feeling auf und mir wird es fast etwas zu wild. Aber es hat Spass gemacht. Zum Abschluss gibt es noch eine Rutschfahrt auf dem Sandboard.
Voller Sand, leicht überhitzt und etwas schwindelig vom Abgas und der verrückten Fahrt fahren wir weiter und steuern einen schönen Platz an einem Fluss an.
Wir geniessen die Ruhe hier in schöner Natur sehr und bleiben gleich zwei Nächte, bevor es in die nächste Stadt geht:
Shiraz mit ca. 1.5 Mio. Einwohnern.
Von hier stammt tatsächlich die bekannte Traube. Wein können wir aber natürlich aufgrund des strikten Alkoholverbotes nicht wie sonst irgendwo geniessen.
Stattdessen erkunden wir die Stadt und kämpfen mit der Hitze, welche nun von Tag zu Tag stärker wird.
Die Nacht auf dem Parkplatz des hübschen Azadi Parkes ist daher eher nicht sehr erholsam, auch weil im Park wieder ziemlich etwas los ist.
Reto und ich entscheiden uns deshalb, einen halben Tag früher nach Persepolis weiterzufahren. Rebekka und Marc bleiben noch eine Nacht und wir treffen uns dann am nächsten Tag wieder.
Camping: Stadtpark, Kashan / Fadak Garden, Isfahan / Parking, Isfahan / Eco Lodge, Varzaneh Wüste / Khersaan Fluss / Parkplatz Azadi Park, Shiraz
Erste Erkundungen und Abstecher in die Wüste
28. April – 3. Mai 2023
Der El Goli Park ist ein sehr belebter Aufenthaltsort, besonders am Wochenende. Familien kommen hier her und machen Picknick und auch die jungen Menschen treffen sich hier.
Diese Nacht war noch viel mehr los im Park, doch wegen der Müdigkeit schlafen wir recht schnell ein und schlafen tief und fest.
Am Morgen erwartet uns dann eine grosse Überraschung: Robab und Gisoo (die beiden Schwestern vom Vorabend) sind extra noch einmal vorbeigekommen und haben sogar extra für uns gekocht! Wir sind echt überwältigt. Sie haben uns leckere Tabriz Köfte gemacht und dazu erhalten wir noch ein paar lokale Süssigkeiten und Kräuter.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole 😉: die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit hier sind einfach unglaublich!
Gerne nehmen wir das Geschenk an, tauschen E-Mail- und Insta-Adressen und schenken ihnen noch ein paar Toblerone-Schöggeli (die wir in der Türkei zu diesem Zweck noch eingekauft haben).
Wir fahren nach Kandovan, quasi das Kappadokien Irans. Weil heute Freitag – also Sonntag – ist, ist das Felsendorf gut besucht und so gehen die ganzen Fotoshooting und Begrüssungen weiter.
Eine weitere Aufgabe steht an, welche hier eher etwas mühsam zu erledigen ist: Tanken. In Iran fahren nur die Lastwagen mit Diesel und diese benötigen eine bestimmte Tankkarte. Um zu tanken, müssen wir also eine Diesel-Tankstelle finden und einen LKW-Fahrer, der uns mit seiner Karte tanken lässt. Dass das nicht immer einfach ist, erfahren wir gleich beim ersten Versuch. Denn die Fahrer haben nur ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung. Wenn sie uns also mit ihrer Karte tanken lassen, haben sie weniger Diesel für sich zur Verfügung. Manchmal haben auch die Tankwarte so eine Karte.
Zum Glück lenkt ein Fahrer nach einiger Zeit ein und wir geben ihm als Dank etwas Schokolade. Die Kosten für Diesel sind offiziell etwa bei einem Cent pro Liter. Für Touristen kann der Preis jedoch einiges höher sein, was aber natürlich immer noch spottbillig ist für uns. Bei unserem ersten Tank-Erlebnis bezahlen wir etwa 4 Franken für 60 Liter für Bidu und Rüedu.
Als wir unseren Übernachtungsplatz in Urmia ansteuern denken wir uns, dass es um diese Uhrzeit bestimmt, nicht mehr viele Leute hat. Denn wir sind total erledigt und freuen uns, auf ein bisschen Ruhe. Denkste 😅 Wir werden begrüsst und diverse Male zum Abendessen eingeladen. Da wir aber bereits die feinen Tabriz Köfte erhalten haben, lehnen wir dankend jede Einladung ab.
Im Iran gilt sowieso: eine Einladung wird nie beim ersten Mal angenommen. Erst wenn das Angebot nach dreimal Ablehnen weiterhin besteht, kann man es – wenn man möchte – annehmen.
Soheil – ein junger Typ – tauscht mit Marc die Handy-Nummern aus und sagt, er helfe uns am nächsten Tag mit der Besorgung der SIM-Karten.
Wir staunen nicht schlecht, als er am nächsten Morgen mit 3 SIM-Karten auftaucht und uns gleich bei der Installation hilft.
Zusammen fahren wir in die Stadt, wo er uns diverse Sachen zeigt. Es geht dann in ein absolut leckeres Restaurant von Freunden von ihm. Sogar sein Vater gesellt sich extra noch zu uns.
Die Rechnung übernimmt er, wie auch den Kaffee am Morgen und die SIM-Karten. Immerhin nimmt er das Sackmesser und etwas Schokolade als Geschenk an.
Wieder völlig geschafft von den vielen, schönen Eindrücken übernachten wir an einem kleinen Flüsschen. Dieses Mal (fast) ganz allein. So schön die Gastfreundschaft und Herzlichkeit auch ist, wir benötigen kurz einen Moment, um die ersten Eindrücke etwas zu verarbeiten.
Unglaublich, wir sind tatsächlich im Iran!
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir zum Takht-e Suleiman, einer archäologischen Stätte und am darauffolgenden Tag zur Ali-Sadr Höhle. Dies ist die grösste Wasserhöhle der Welt, welche mehrere grosse, tiefe Seen enthält.
Es ist unter der Woche und es hat wenig Leute hier. Nach so vielen Erlebnissen und Begegnungen, tut uns die Ruhe richtig gut.
Am nächsten Tag geht es erstmalig in die Wüste und die Fahrt dorthin dauert lange. Sehr lange sogar. Die 445 Kilometer lange Fahrt dauert über 6 Stunden. Plus noch 2 Tankstopps und noch zusätzlichen 2 Stunden Fahrt für die letzten 40 Kilometer in der Wüste, welche ausschliesslich aus Waschbrettpiste besteht. Obwohl wir langsam fahren, scheppert und rumpelt unser ganzes Interieur und uns tut unser armer Rüedu richtig leid…🙈
Ziemlich erschöpft erreichen wir die Karawanserei «Maranjab Castle» bei der wir am Vorabend noch per WhatsApp reserviert haben. Die Karawanserei ist sehr schön, doch das erhoffte Wüsten-Feeling bleibt etwas aus da wir keine Dünen sehen und auch die Atmosphäre in der Karawanserei ist nicht ganz so, wie erhofft. Hier ist man nicht auf Individualtouristen eingestellt und daher ist der Restaurant-Besuch eher komisch und auch die Angestellten sind sich Kontakt mit Gästen nicht wirklich gewohnt.
Nach einer ruhigen Nacht geht es die Holperpiste zurück und alle – wohl besonders Rüedu und Bidu – sind froh, wieder eine feste Strasse unter den Rädern zu haben 😅
Camping: Golmerzlagune, Urmia / Zarrine Fluss, Nähe Miandoab / Parkplatz Takht-e Suleiman / Parkplatz Ali Sadr Cave, Hamadan / Maranjab Castle (Wüsten-Karawanserei)
Tabriz und die volle Aufmerksamkeit auf uns
27. April 2023
Obwohl im Park noch bis spät in die Nacht viel los ist, schlafen wir alle schnell ein, da wir so erschöpft von der Einreise und den ersten Eindrücken sind.
Am nächsten Tag geht das ganze Schauspiel mit uns als Exoten in der Hauptrolle weiter. So viele Menschen nicken uns zu, begrüssen uns und heissen uns willkommen. Sie freuen sich sehr, dass wir ihr Land bereisen.
Der zweite Tag hat aber nicht nur diese schöne Seite, nein er ist auch richtig, richtig anstrengend und uns wird schnell bewusst, dass das Reisen hier teils nicht mehr so einfach wird wie bisher.
Als erstes benötigen wir eine Autoversicherung. Marc und Rebekka haben eine Adresse von anderen Reisenden erhalten, also fahren wir mit dem Taxi dort hin.
Im Büro werden wir herzlich begrüsst, aber es geht vorerst nur zögerlich vorwärts. Bis dann ein Herr erscheint, der sehr gut Englisch spricht. Die Versicherung von Bidu ist bereits im Gange, aber die von Rüedu erledigt der Herr in seinem Büro nebenan.
Auch im Versicherungsgebäude werden wir von den Menschen angesprochen, uns werden Tee, Datteln und Nüsse gereicht und wir wissen zu Teil gar nicht so recht, wie uns geschieht.
Auf jeden Fall sind die Versicherungen für total USD 65 abgeschlossen und es geht weiter. Es steht noch Geldwechseln und SIM-Karten besorgen an.
Für die SIM-Karten will uns der Versicherungstyp helfen und schickt uns – zusammen mit einer Begleitung – zu einer Adresse. Nach etwa 30 Minuten Warten stellt sich heraus, dass wir erst 72 Stunden nach Einreise eine SIM-Karte erhalten können. Okeeee dann halt in 3 Tagen nochmals einen Versuch.
Also geht es weiter zum Geldwechseln. Da Iran vom internationalen Banken- und Zahlungssystem ausgeschlossen wurde, müssen wir hier unser mitgebrachtes Bargeld in iranische Rial umtauschen. Das geschieht bei Geldwechslern auf der Strasse, da diese die besseren Wechselkurse als die offiziellen Banken haben. Der aktuelle Kurs ist etwa USD 1 = IRR 500’000. Ihr könnt euch also denken, wie viel Geld wir für USD 300 erhalten…. Ganze 150 Millionen!
Das Wechseln macht uns aber fix und fertig. Das Hin und Her und das Handeln sind wirklich anstrengend.
Wir müssen unbedingt etwas Essen. Also geht es in einen Imbiss. Auch dort sind wir die Attraktion und uns wird zugelächelt und uns willkommen geheissen und eine Familie räumt sogar ihren Tisch für uns damit wir Platz haben. Für umgerechnet 4 Franken gibt es 4 Kebab und 4 Getränke.
Gestärkt machen wir uns auf den Weg, doch noch SIM- Karten zu besorgen. Denn anscheinend, gilt die 72-Stunden-Regel nur für eine Touristen SIM-Karte. Wir können – mithilfe eines Einheimischen – auch eine iranische bekommen.
Die Zeit eilt, denn bald ist Wochenende. In Iran gilt der Freitag als Sonntag und somit schliessen die Geschäfte am Donnerstag, quasi am Samstag, früher als sonst.
Auf der Suche nach SIM-Karten besichtigen wir noch die Blaue Moschee und den Bazar. Immer wieder machen wir nette Begegnungen und es werden ein paar Worte geplaudert, Fotos gemacht und zum Teil Instagram-Kontakte ausgetauscht.
Die SIM-Karten Suche gestaltet sich aber eher schwierig und schlussendlich erhalten wir genau eine einzelne. Besser als nichts und so ein digital Detox tut ja auch einmal gut 😉
Völlig kaputt von den vielen Erledigungen, den unglaublich vielen Eindrücken und netten Begegnungen, kehren wir zum Park zurück. Hier ist einiges los, denn es ist quasi Samstagabend. Wir schaffen es erst viel viel später, uns in Rüedu, resp. Bidu zu verkriechen, denn es sprechen sooo viele Leute mit uns und wollen Fotos machen und Plaudern.
Eine sehr nette Begegnung machen wir mit Robab und ihrer Schwester Gisoo. Sie wohnen in der Nähe des Parks und möchten uns unbedingt Essen vorbeibringen. Sie sind sichtlich enttäuscht, dass wir am nächsten Morgen bereits weiterfahren.
Camping: El Goli Park, Tabriz
Salam Iran!
26. April 2023
Wir sind in Iran! Es ist irgendwie kaum zu glauben, dass wir bis hierhergefahren sind. Und trotz administrativem Aufwand für Visa und Carnet und anfänglichen Unsicherheiten betreffend aktueller Lage nun endlich hier sind.
Es geht früh los, denn es liegt ein langer Tag vor uns. Die Grenze erreichen wir zwar schon nach einer halben Stunde doch für den Grenzübergang planen wir viel Zeit ein und dann möchten wir ja auch noch die Stadt Tabriz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.
Wir sind alle ein bisschen hibbelig und freuen uns total. Bereits bei der Losfahrt sind Rebekka und ich im Iran-tauglichem Outfit. Das heisst weite und lange Kleidung (nichts körperbetontes und das Gesäss muss vom Oberteil bedeckt sein) und ein Kopftuch. Schon sehr ungewohnt, aber das ist für uns – im Vergleich zu den iranischen Frauen – ja nur temporär.
Die Ausreise aus der Türkei verläuft recht schnell und dann beginnt das eigentliche Grenzspektakel. Der Check des Fahrzeuges geht überraschend schnell. Sie schauen unter die Matratze und in ein paar Schränke und das wars auch schon.
Danach quatschen uns diverse Typen an. Sogenannte «Fixer» die einem gegen Bezahlung helfen, die Einreiseformalitäten zu erledigen. Es ist praktisch unmöglich, ohne so einen Fixer einzureisen. Denn sie sind überall und es ist auch ganz klar von der ganzen Zoll-Institution so gesteuert, dass man als Tourist einen benötigt. Widerwillig einigen wir uns auf EUR 20, geben unsere Pässe, Visa und Carnet de Passage ab und warten. Warten, warten, warten…..
Was uns etwas komisch vorkommt: Bevor wir auf den Deal mit einem Fixer eingehen, werden wir von einem Herrn in Anzug in ein Büro begleitet. Erst denken wir, oh super, die helfen uns. Doch mit den Einreiseformalitäten hat dieser Herr nichts zu tun.
Wir übergeben ihm unsere Pässe – im Glauben, dies sei ein Zöllner – und dann beginnt die Fragerei. Wohin, wie lange, usw. Die Fragen werden etwas komisch und auch der Typ erscheint uns immer suspekter und irgendwann merken wir, dass dies kein Zöllner ist, sondern ein Herr einer Reiseagentur. Offiziell will er uns für eine Tour anwerben, doch wir denken, da war wohl mehr etwas «Aushorchen» dabei.
Fragen wie «Vergleicht ihr Iran mit Afghanistan» weichen wir aus und versuchen möglichst nichts Politisches zu sagen.
Auf jeden Fall hat das Warten irgendwann ein Ende und ein Herr mit etwa 6 Fixern erscheint und erledigt endlich die Einreise von Bidu und Rüedu und fertigt die Carnet ab.
Nach etwa zweieinhalb Stunden ist alles erledigt. Naja fast. Denn die Fixer wollen plötzlich mehr Geld und weigern sich, uns unsere Papiere zurückzugeben, ohne nicht noch mehr zu bezahlen.
Sie stellen sich alle etwas dumm hin und sagen, die Abfertigung des Carnet koste extra und Bla Bla Bla. Es gibt ein bisschen ein «Gliir» mit den Jungs, schlussendlich zahlen wir noch widerwillig EUR 10 nach.
Das ist aber noch nicht ganz das Ende, nun wollen Sie uns noch eine Fahrzeugversicherung verkaufen. Dass wir diese Versicherung benötigen, wissen wir. Doch wir wollen diesen Schlitzohren nicht noch mehr Geld geben 😉
Nach knapp 3 Stunden ist es geschafft, wir sind durch den Zoll durch und in Iran!
Danach nehmen wir noch die knapp 300 km lange Fahrt nach Tabriz auf uns und steuern den El Goli Park zur Übernachtung an. Bereits auf dieser mehr als 4-stündigen Fahrt wird schnell klar: hier herrschen andere Regeln auf der Strasse und man muss echt vorsichtig sein. Erstens hat es sehr viele Bumps (Schwellen) die man teils erst im letzten Augenblick erkennt und es wird definitiv sehr viel offensiver gefahren.
Ziemlich erschöpft erreichen wir den Park und suchen uns etwas zu Essen. Ganz in der Nähe finden wir einen Imbiss und sind bereits jetzt schon die Attraktion hier.
Wir wussten, dass die Menschen hier sehr gastfreundlich sind und Reisende mit einem offenen Herzen empfangen. Doch wir sind bereits von den ersten Eindrücken platt. Sooo viele Menschen begrüssen uns, sagen «Welcome to Iran», sprechen ein paar Worte mit uns, wollen Fotos schiessen, uns einladen und so weiter.
Beim Imbiss lernen wir noch einen – anscheinend – bekannten Sänger kennen, der später noch im Park singt. Obwohl wir alle todmüde sind, gehen wir noch kurz bei der Veranstaltung vorbei. Als der Sänger uns sieht, sagt er etwas auf Farsi (wir verstehen nur «Suis», also Schweiz) und alle Leute schauen zu uns und begrüssen uns. Danach heisst uns noch der Moderator willkommen und alle Leute klatschen und nicken uns lächelnd zu. So sehr wir gerührt sind von dieser Herzlichkeit, so sehr ist diese grosse Aufmerksamkeit auch etwas unangenehm.
Als wir gehen spricht mich noch eine Teenagerin an. Sie hat wohl ihren ganzen Mut zusammengenommen und spricht ein paar Worte Englisch mit mir.
Wir sind alle sehr überwältigt und haben uns bereits am ersten Abend ein bisschen in die Menschen von Iran verliebt. So eine unglaubliche Herzlichkeit haben wir bisher noch nirgendwo erlebt.
Camping: El Goli Park, Tabriz