Armenien

Fazit Armenien

Wir wussten kaum etwas über dieses Land und wurden absolut positiv überrascht. Als wir nach der Einreise die Autoversicherung abgeschlossen haben dachten wir, ein Monat reicht schon für dieses kleine Land 😅 Und nun waren wir fast 2 Monate hier.

Es ist ein Camper- und Naturparadies. Freistehen ist überall erlaubt und man findet unglaublich viele schöne Plätze in teils unberührter Natur. Solch farbenprächtig und üppige Blumenwiesen haben wir in der Schweiz seit wohl 20 Jahren nicht mehr gesehen.
Armenien ist ein sehr ausgeprägtes Gebirgsland; 90% der Landesfläche liegen mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel, die mittlere Höhe beträgt sogar 1800 Meter.
Somit gibt es hier unzählige Wandermöglichkeiten. Es gibt ein paar wenig markierte Wege, doch die meisten Wanderungen entdecken wir auf Apps wie Wikilog und Co. und navigieren mittels Karte und GPS.
Nur die Anfahrt zu den Ausgangspunkten gestaltet sich meist sehr schwierig und kann sehr frustrierend sein… Piste oder Feldweg kann man den Untergrund gar nicht nennen, auf dem wir teilweise fahren. So sehr ausgewaschen, riesige Furchen, steil und kaum etwas von einem Weg übrig.
Deshalb mussten wir die eine oder andere Wanderung auch mal auslassen, weil wir trotz unserem Super-Rüedu mit viel Bodenfreiheit, 4×4 und Untersetzung nicht zum Startpunkt der Wanderung gekommen sind (und kaputt machen möchten wir ihn ja auch nicht…).
Und um vom nächstmöglichen Punkt – den wir problemlos anfahren könnten – her zu laufen, hätte die Wanderungen um mehrere Kilometer verlängert, was auch keine Option war.
Wir wollen uns aber nicht beklagen, ganz und gar nicht 😅 Denn wir durften viele superschöne Wanderungen machen und fanden dank freundlichen Menschen auch immer ein schönes Plätzchen zum Übernachten 😊
(Zu erwähnen gilt es auch, dass natürlich die Einheimischen mit ihren Fahrzeugen auf den für uns unerreichbaren Wegen trotzdem entlang fahren 😅)

Die Menschen sind sehr freundlich und auch wenn der erste Blick etwas mudrig rüberkommt, winken und lächeln sie, wenn man sie freundlich mit «Barev» (Hallo) grüsst. Wir werden willkommen geheissen, eingeladen und beschenkt. Bereits am zweiten Abend in Armenien wird uns eine Flasche Vodka vorbeigebracht 😄 Am nächsten Tag ist es Bier.
In Armenien herrscht eine sehr ausgeprägte Trinkkultur und wir mögen bezweifeln, dass sich wirklich alle an das absolute Alkoholverbot beim Autofahren halten. Wohl kaum… 🙈
Dafür kommen auch wir in den Genuss von armenischer Gastfreundschaft und werden bei Grillparties freundlich dazu gebeten. Und wenn man sehr dankend ablehnt, kann es auch gut sein, dass man zumindest ein Bier mit auf den Weg bekommt 😂

Die Landessprache ist armenisch und die Schrift ist absolut einzigartig. Wir können keinen einzigen Buchstaben entziffern und es sieht für uns aus wie eine hübsche Schnörkelschrift, die dem Thailändischen sehr ähnelt.
Danke heisst zum Beispiel «Շնորհակալություն» (schnorrhakalutsjun) und wir benötigten bestimmt etwa 2 Wochen, bis wir uns dieses Wort merken können 😂 Nicht viel einfacher ist Ցտեսություն (tsteessutsjun) was so viel wie Auf Wiedersehen oder Tschüss bedeutet.
Auch der Google Translator ist auf Armenisch nicht immer eine grosse Hilfe, weil sehr viel unverständlich übersetzt wird.
Da ein Grossteil aber auch russisch spricht, haben wir meist auf Russisch per Translator «kommuniziert».
Und sonst geht ja immer noch mit Händen und Füssen.
Ob der Käse aus Kuhmilch ist, lässt sich auch mit «Muh?» herausfinden und Insektenschutzspray kann ich mittlerweile auch pantomimisch kaufen 🤣

Über 7 Wochen waren wir in Armenien unterwegs und haben lediglich 1500 km zurückgelegt. Auch in dieses Land haben wir uns ein bisschen verliebt und können es nur allen als Reisedestination empfehlen! 🤩

Hauptstadt: Jerewan
Einwohner: 2.791 Mio. (Stand 2021)
Fläche: 29’743 km²
Bevölkerungsdichte: 97.7 Einwohner pro km² (Stand 2022)
Währung: AMD (430 Dram ≈ 1 CHF – Stand 08/23)
Durchschnittspreis für 1 Liter Diesel ≈ CHF 1.10 (Stand 08/23)

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Letze Tage in Armenien
12. – 22. Juli 2023

Nach ein paar Regentagen meint es das Wetter wieder gut mit uns und wir machen noch eine hübsche Wanderung zum Shaghot-Wasserfall und fahren dann weiter.
Wir wollen noch zu den Yeghnakhaghats Gipfeln wandern, welche sogar die 5000-Dram-Note zieren 😊
Beim Ausgangspunkt der Wanderung fragen wir einen Bauern, ob wir auf seinem Feld übernachten dürfen. Er bejaht freundlich und freut sich auch über unser keines Lunch-Päckli, welches wir ihm als Dankeschön bringen. Nur, ob er sich wirklich über das Sprudelwasser freut, wissen wir nicht. Vielleicht ist er auch etwas enttäuscht, weil kein Vodka in der Flasche ist. Wir wissen es nicht 🙊😂
(Es ist übrigens sehr auffallend, dass es in der Landwirtschaft kaum Traktoren, Mähmaschinen oder ähnliches gibt. Die meisten Bauern mähen ihr Land noch von Hand mit der Sense. Was für eine schweisstreibende Arbeit 🥵)
Auch diese Wanderung ist wieder mega schön und bietet unglaublich tolle Ausblicke in die unberührte Landschaft Armeniens.

Danach geht es weiter in Richtung georgischer Grenze, denn bald sagen wir Armenien Tschüss und reisen ins nächste Land.
Auf dem Campingplatz bei Haghpat treffen wir wieder auf Bidus und lassen es uns bei einem feinem Grillplausch gutgehen. Rebekka macht sogar feines Schlangenbrot. Mmmmh 😋
Die beiden fahren am übernächsten Tag weiter nach Georgien. Gut so finden wir, dann können sie uns gleich jeden Tag Bericht erstatten und gute Tipps geben 😂😜 (die ersten Tipps erhalten wir effektiv schon kurz nach der Einreise 😄)

Das Wetter meint es weiterhin gut und so machen wir noch eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Haghpat. Wir sind froh, führt der Weg durch den schattigen und kühlen Wald. Weniger angenehm ist, dass der Weg oft mit Brennnesseln und Dornen überwuchert ist. Hätten wir wohl besser lange Hosen angezogen 🙄 Aber wer möchte das schon, bei dieser Hitze.

Für die letzte Wanderung in Armenien fahren wir nach Kachachkut, einem kleinen, abgelegenen Bergdörfchen. Zu unserer Überraschung ist die Anfahrt für armenische Verhältnisse ein Klacks 😅 Auch hier fühlen wir uns in der Zeit zurückversetzt; Die Strassen im Dorf bestehen ausschliesslich aus unbefestigten Naturstrassen, die Felder werden mit der Sense gemäht, die Häuschen sind sehr alt und einfach und auf einigen Höfen tummeln sich Hühner und Schweine im Dreck. Das Ganze hat aber auch stets eine gewisse Idylle und man fühlt sich ein bisschen wie im Ballenberg (Freilichtmuseum in der Schweiz).
Wir übernachten quasi am Strassenrand des kleinen Dörfchens, nachdem wir ein paar Einheimische um Erlaubnis gefragt haben. Auch hier werden wir freundlich willkommen geheissen und so manch einer möchte uns zum Kaffee einladen. Wir lehnen dankend ab, denn es steht eine lange Wanderung vor uns. Es ist unsere anstrengendste und forderndeste Wanderung in Armenien und wir kommen bei dem schier endlosen Aufstieg am Schluss ganz schön ins Schwitzen.
Die aufziehenden Wolken auf dem Gipfel trüben zwar etwas die Aussicht, nicht aber unsere Stimmung. Diese Wanderung ist wirklich ein gelungener Abschluss für dieses wundervolle Land 🤩

Anstatt einen neuen Übernachtungsplatz zu suchen, fahren wir zurück auf den Camping in Haghpat. Eine Dusche nach dieser schweisstreibenden Wanderung ist einfach zu verlockend.
Zudem können wir gleich noch unsere verschwitzten Wanderkleider waschen.

Nachdem alles wieder gewaschen und wir geduscht sind, geht es weiter ins nächste Land; nach Georgien 🚐🌬️

Camping: Wiese bei Hovk / Picknick-Platz bei Dilijan / Aussichtspunkt Chkalov / Wiese oberhalb Karinj / Camping Haghpat / «Näbätusse» bei Kachachkut / Camping Haghpat

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Wir gehen in die Verlängerung
3. – 11. Juli 2023

Leider hält Aserbaidschan seine Landesgrenzen weiterhin geschlossen; die Frist wurde bis Anfangs Oktober verlängert. Offiziell ist es weiterhin wegen Corona. Inoffiziell wird gemunkelt, dass die Landesgrenzen wohl so lange geschlossen bleiben, wie der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine dauert. Denn, sind die Überlandgrenzen zu, können auch keine Flüchtlinge einreisen (die kommen ja in der Regel nicht mit dem Flugzeug…)
Somit legen wir das Vorhaben mit der Reise durch die Stan-Staaten endgültig beiseite. Dafür haben wir nun noch mehr Zeit für Armenien.
Uns gefällt es hier sooo gut, wir schliessen gleich nochmals eine Autoversicherung für einen weiteren Monat ab und erneuern das Natel-Abo. Dieses ist ein absoluter Schnäpper, denn es kostet gerade einmal 10 Franken im Monat und enthält unlimitiertes Internet.

Da wir nun mehr Zeit hier haben, fahren wir über den Vardenyats Pass, machen dort eine hübsche kleine Wanderung und fahren weiter nach Jermuk, einem Kurort mit vielen Thermalquellen. Wir waren bereits vor etwa 3 Wochen in dieser Gegend, hatten diesen Ort jedoch ausgelassen.
Nun besichtigen wir die Gallery of Waters, den Jermuk Wasserfall und laufen zu den heissen Quellen. Der Weg dorthin ist nicht nur wegen der Bärenwarnungen abenteuerlich. Nein, wir queren auch etwa 4-mal einen Bach und waten teils fast knietief durch das Wasser.

Danach steuern wir nochmals den Crossway Camping an, auf dem wir vor etwa 3 Wochen bereits waren. 5 Ladungen Wäsche stehen an und zudem wird Rüedu wieder einmal zünftig geputzt. Die Temperaturen sind um einiges höher hier und so sind wir froh um Abkühlung im Pool und die abendliche Dusche.

Bevor wir über den Vardenyats Pass zurück an den Sewansee fahren, machen wir noch einmal einen Abstecher zu einem Weingut in der Weinanbauregion Areni und probieren 4 Weine (ich probiere, Reto schnuppert nur 😉). Der probierte Weisswein überzeugt uns und wir kaufen 2 Flaschen. Leider vergessen wir das Etikett zu prüfen und so stellt sich erst einen Tag später beim Öffnen heraus, dass der gekaufte Wein vom Jahr 2017 ist. Das ist viel zu alt für einen Weisswein, insbesondere von dieser Qualität. Entsprechend mostig sind Geruch und Geschmack 😣 Schade.
Am Fusse des Mount Armaghan – einem erloschenen Vulkan – schütten wir den Fusel weg. Dort machen wir eine hübsche Wanderung zum Krater des erloschenen Vulkans auf 2829m ü. M. und kommen wieder in den Genuss von unglaublich farbenprächtigen Blumenwiesen.
Ganz nach armenischer Manier wird natürlich hier bis zum Kraterrand hochgefahren. Sei das mit einem Lada Niva 4×4 oder einem modernen Offroader. So gern die Armenier draussen sind, so wenig gern sind sie zu Fuss unterwegs. Führt auch nur irgendwie eine schäbige Piste an ihr Ziel; dann kann man ja hinfahren 😄

Eine Nacht verbringen wir danach nochmals am schönen Sewansee und fahren dann weiter ins Bergdörfchen Dilijan. Das Wetter ist sehr unbeständig und wechselhaft und macht die Planung zum Wandern schier unmöglich. Mal schüttet es wie aus Eimern, mal blitzt und donnert es und dann zeigt sich wieder die Sonne für einen Moment.
Da das letzte Winetasting eher ein Reinfall war, starten wir hier nochmals einen Versuch und werden nicht enttäuscht. Im Gegenteil, das war wohl eines der besten Tastings die wir je hatten. Toller Wein, tolles Ambiente und eine sehr engagierte und freundliche Gastgeberin.

Camping: Vardenyats Pass / Kechut Reservoir, Jermuk / Crossway Camping, Yeghegnadzor / Mount Armaghan / Noradshen Reservat, Sewansee / Dorfparkplatz, Dilijan

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Wandern, Raclette zum 1-jährigen Jubiläum
und bitzli Ferien am Sewansee

22. Juni – 3. Juli 2023

Wir lassen die Hauptstadt und den Verkehr hinter uns, decken uns im Supermarkt noch mit ein paar Lebensmitteln ein und fahren gemütlich Richtung Karisee. Dieser liegt auf 3200 m ü. M. und dient als Ausgangspunkt für eine Wanderung auf den Aragaz, ein erloschener Schichtvulkan und mit 4090m die höchste Erhebung in Armenien. Wir wollen eine Wanderung auf den einfacheren Südgipfel des Aragaz machen. Doch erst heisst es, das schlechte Wetter wortwörtlich «auszusitzen».
Es regnet und ist richtig grusig kalt. 2 Grad zeigt das Aussenthermometer abends an 🥶 Die Standheizung läuft nonstop und nach 2 Nächten will das Wetter immer noch nicht recht. Also beschliessen wir am zweiten Morgen zusammenzupacken und weiterzufahren. Doch kaum eine Stunde nach der Entscheidung, klart es plötzlich auf und es wird richtig freundlich. Also entschliessen wir uns die Wanderung doch in Angriff zu nehmen. Über zahlreiche Schneefelder geht es langsam, langsam Richtung Gipfel und nach knapp 3 Stunden sind wir auf 3879 m ü. M.! Das ist der höchste Gipfel, den wir je erwandert haben. 🤩
Knapp 10 Minuten haben wir einen kleinen Ausblick auf den Hauptgipfel und die schöne Umgebung, dann ziehen Wolken auf und Schneeregen fällt. Also Regenklamotten an und nichts wie runter. Leider kommt dann noch ein Gewitter auf und uns wird es kurz etwas mulmig, weil es nirgends einen Unterschlupf gibt. Also marschieren wir immer schneller und kommen nach etwas mehr als einer Stunde sicher bei Rüedu an. Das Gewitter hat auf dem Weg zum Glück bereits etwas nachgelassen, aber es schüttet immer noch wie aus Eimern. Wir entscheiden uns für einen gemütlichen Abend und bleiben noch eine weitere Nacht. Was für eine toller Gipfelsturm!

Am nächsten Tag ist das Wetter wie ausgewechselt und sehr freundlich. Hätten wir das mal vorher gewusst… 🙄 (Man muss dazu sagen, dass all die von uns konsultierten Wettervorhersagen nicht wirklich zuverlässig sind…)
Wie auch immer, wir haben dafür bei der Fahrt runter vom Karisee noch fantastische Ausblicke auf die Almwiesen und den Ararat.

Wir wollen zum ROT-54, einem Radioteleskop und Überbleibsel aus Sowjet-Zeiten (Details dazu unten in der Box).
Eigentlich ist der Zutritt verboten und nur mit einer Bewilligung gestattet. Es ist aber bekannt, dass man den Zutritt auch mit etwas «Bakschisch» erhält 😉
20 Minuten gibt uns der Wachmann für die Besichtigung Zeit und sagt, wir sollen niemandem sagen, dass er uns gegen Geld reingelassen hat. Klar doch…😉🤭🤫
Die Besichtigung ist sehr spannend und wir könnten sehr viel mehr Zeit mit der Erkundung verbringen, aber nach einer halben Stunde erlösen wir den Wachmann. Nicht, dass er noch Probleme bekommt 😉

Danach fahren wir zur Black Wall – einer eingestürzten Wand des Gutanasar-Vulkans. Hier feiern wir unser 1-jähriges Rüedu on Tour Abenteuer mit einem feinen Raclette in einer unglaublich schönen Blumen-Landschaft.
Kaum zu glauben, dass wir schon so lange unterwegs sind. Und von Reisemüdigkeit ist keine Spur 😄
Wir machen eine hübsche Wanderung auf den Gutanasar-Vulkan und kommen aus dem Staunen kaum heraus, denn die Blumenpracht der Wiesen ist einfach atemberaubend! So etwas haben wir noch nie gesehen 🤩
Gerne wären wir noch eine weitere Nacht an dem hübschen Plätzchen geblieben, doch es soll Regen geben und die sehr ausgewaschene Piste wollen wir auf keinen Fall in nassem Zustand fahren.
Also geht es weiter zum Sewansee, wo wir einige Nächte bleiben. An einem der wohl schönsten Plätzchen bisher geniessen wir die Ruhe und Stille und verbringen die Zeit mit Bädle, Lesen in der Hängematte, Joggen und Wandern. Wäre uns das Trinkwasser und die frischen Lebensmittel nicht ausgegangen, wären wir wohl jetzt noch dort. 😄
Am nächsten Plätzchen – welches ebenfalls ein Traum ist – gesellen sich dann sogar noch Bidus zu uns 😊

Camping: Kari-See / Black Wall / Drakhtik Beach, Sewansee / Shorja Beach, Sewansee / Arteguni, Sewansee

💡 ROT-54

Das Radio-Optical-Telescope (kurz: ROT) wurde zwischen 1975 und 1985 erbaut und war zwischen 1986 und 1990 in Betrieb. In den Jahren 1995 bis 2010 wurde es modernisiert und war erneut in Betrieb. Im Jahr 2012 fiel ein Querlenker aus und da der armenische Staat die Kosten der Reparatur nicht decken konnte, wurde der Betrieb des gesamten Forschungskomplexes eingestellt.

Wissenschaftler erforschen mit Radioteleskopen Radiowellen, welche in weit entfernten Galaxien entstanden sind. Sie erhalten anhand dieser Radiowellen Einblicke in die Entstehung und die chemische Zusammensetzung der Galaxien.

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Jerewan
19. – 22. Juni 2023

Es ist irgendwie immer noch ungewohnt, dass die Distanzen hier nicht mehr so gross sind und wir wieder ganz viel Zeit haben. So nehmen wir es weiterhin sehr gemütlich und fahren in der der Regel nicht länger als anderthalb Stunden zum nächsten Ziel 😊

Wir steuern Jerewan an und können dort für umgerechnet CHF 1.20 auf einem Parkplatz beim Monument «Mütterchen Armenien» und des Freiheitparkes sicher stehen.
In der Hauptstadt leben mit rund 1.1 Mio. Einwohner etwa 40% der gesamten Bevölkerung (Armenien hat insgesamt etwa 2.8 Mio. Einwohner).
Die Stadt erlebte in den vergangenen Jahren einen richtigen Aufschwung und so entdecken wir eine moderne Stadt mit vielen Cafés, Bars, Restaurants und Einkaufgeschäften. Obwohl die Kluft zwischen arm und reich gross ist, dominieren hier teure Autos, moderne Geschäfte mit teuren Markenartikeln und auffallend viele Frauen mit kosmetischen Eingriffen das Stadtbild.

Bidu hat leider ein Problem mit einem Radlager und so kreuzen sich unsere Wege mit Bidulettis hier wieder. Nachdem Bidu in der Werkstatt wieder fit gemacht wird, treffen wir uns im Bistro des Käseladen «Say Cheese» welche ein richtig gutes Sortiment an Schweizer Käse hat! Wir decken uns ein mit Raclettekäse, Tête de Moine und Gruyère und geniessen dann noch Fondue und Raclette im kleinen Bistro nebenan. Yummy! 😋

P.S.: Eigentlich hatten wir ja vor, Rüedu hier ebenfalls in die Werkstatt zu bringen, um Katalysator und Dieselpartikelfilter erneuern zu lassen. Spontan haben wir uns entschieden, noch den 1. Juli abzuwarten. Wer weiss, vielleicht öffnet Aserbaidschan ja doch noch die Landgrenzen und dann wäre die Reparatur der Abgasanlage eher überflüssig…

Camping: Parkplatz Mütterchen Armenien, Jerewan

💡 Armenozid – Völkermord an den Armeniern

Dies war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Er geschah während des Ersten Weltkrieges unter Verantwortung der jungtürkischen, vom Komitee für Einheit und Fortschritt gebildeten Regierung des Osmanischen Reichs. Bei Massakern und Todesmärschen, die im Wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, kamen je nach Schätzung zwischen 300.000 und mehr als 1.5 Millionen Menschen zu Tode. Die Schätzungen zur Zahl der Armenier, die während der Verfolgungen in den zwei Jahrzehnten zuvor getötet worden waren, variieren zwischen 80’000 und 300’000.

Weitere Details zum tragischen Genozid findest Du hier und zum Denkmal «Tsitsernakaberd» hier

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💡 Mutter Armenien

In der Stalinzeit wurde hier ein riesiges und glorifizierendes Denkmal für den Diktator errichtet und am 29. November 1950 eingeweiht.
Die Stalin-Statue wurde dann im Frühling 1962 abgebaut und im Jahre 1967 ersetzt.

Das Monument steht im Siegespark und besteht unter anderem aus einem Militärmuseum, einem Grabmal des unbekannten Soldaten sowie einer Statue.

Wieder beim Ararat
9. – 19. Juni 2023

Der Campingplatz liegt in Areni, einem bekannten Weinanbaugebiet.
Armeniens Weinbaugeschichte reicht lange zurück und nahm ihren Ursprung schon über 6100 Jahren. Gemäss der Legende soll Noah an den Hängen des Berges Ararat die ersten Reben gepflanzt und sich am Wein erfreut haben. Aufgrund von diversen gefundenen Ausgrabungen (Weinpresse, Weinlagergefässe, etc.) folgerten Wissenschaftler, dass es sich um einen der ältesten Wein-Produktionsbetriebe der Welt handeln dürfte.
Grund genug, um bei der Weiterfahrt noch ein weiteres Weingut zu besuchen und ein paar lokale Weine zu kosten. Rebekka und ich opfern uns quasi auf, die Weingläser auszutrinken, da Marc und Reto ja noch fahren müssen 😉😂 (die Autoversicherung in Armenien wird nur auf einen Lenker ausgestellt).

Nach dem leckeren Wine-Tasting steuern wir ein weiteres Kloster an; das Norawank Kloster.
Als ältestes Christliches Land – vor rund 1700 Jahren machte Armenien als erstes Land der Welt das Christentum zur Staatsreligion – gibt es unzählige Kloster und Kirchen. Armenien wird nicht um sonst «Das Land der 101 Kloster» genannt.
Übernachten dürfen wir auf dem Parkplatz des Klosters für umgerechnet CHF 1.20. Doch leider ist nicht an viel Schlaf zu denken. Es ist Freitagabend und um ca. elf Uhr geht es los und die ersten Autos fahren vor. Laute Musik, ein bisschen Gehupe, das wars auch schon. Kurze Zeit später schlafen wir ein und um ein Uhr stehen wir dann fast im Bett, weil 4 Autos auf den Platz gefahren sind und die Musik voll aufdrehen. Was bitte haben denn die für Anlagen in ihren Fahrzeugen? Laut ist nicht einmal der Vorname für diese Lautstärke… 🙈 Es wird getanzt und getrunken und in etwa so geht es die ganze Nacht. Um halb 4 ist dann endlich Ruhe und das letzte Fahrzeug verlässt den Parkplatz.
Es wird somit eine kurze Nacht, denn um 5 Uhr klingelt bereits der Wecker für den Sonnenaufgang. Der ist hier jedoch wegen den umliegenden Felswänden natürlich erst viel später, aber das realisieren wir leider auch erst nachher 🙄. Naja, war trotzdem schön so am Morgen in aller Stille draussen zu sein. Wir sehen sogar auch noch ganz viele Gämsen. Zwei von ihnen haben sich sogar in eine der beiden Kapellen verirrt 😂

Etwas übermüdet fahren wir durch die schöne Gegend zurück an die Hauptstrasse und fahren dann zu einem schönen Plätzchen am Angels Canyon. Es gefällt uns so gut hier, dass wir gleich drei Nächte bleiben. Wir wandern und erkunden die schöne Gegend und an einem Abend gesellen sich noch ein weiterer Camper und ein junges Pärchen mit Zelt zu uns. Es wird ein wunderschöner Abend und leider wohl auch (vorerst) der letzte mit Bidulettis.
Hier trennen sich unsere Wege (wieder einmal 😉) aber wir sind sicher, wir sehen uns bald wieder. So schnell wärded ier üs de doch nid los 😜😂

Nachdem wir den grossen und den kleinen Berg Ararat bereits von der Türkei aus bestaunen durften, sehen wir die beiden nun noch von der armenischen Seite aus.
Vom Kloster Chor Virp aus hat man einen schönen Ausblick auf die beiden. Doch vom Stausee Azat aus ist der Blick sogar noch schöner und – was uns natürlich besonders gefällt – es ist viel ruhiger hier. Ein perfektes Plätzchen für ein Nachlager.
Das Wetter ist sehr wechselhaft und am nächsten Morgen stürmt es richtig. Also machen wir einen PC-, Lese- und Netflix-Tag und bleiben noch eine weitere Nacht am Stausee. Das Wetter bessert sich dann zum Glück und so können wir am zweiten Abend zum Sonnenuntergang noch etwas die wunderschöne Aussicht geniessen.

Danach steuern wir einen weiteren Campingplatz an und bleiben 4 Nächte. Am liebsten wären wir noch länger geblieben, denn der Platz ist einfach grandios! Und die Besitzer (ein Pärchen aus Holland) hat sich wirklich Mühe gegeben eine perfekte Oase für Overlander zu schaffen.
Wir geniessen die modernen Annehmlichkeiten des Campings inklusive Pool und die vielen Tiere (Hunde, kleine Welpen, junge Entchen und Hühner) und machen eine kleine Wanderung in die Garni-Schlucht zu der «Symphony of Stones». Dies sind Basaltsäulen, welche einst durch abkühlende Lava entstanden sind. Diese meist sechseckigen Säulen ragen vom Talboden bis zur Spitze der Garni-Schlucht und sind zum Teil bis zu 200 Meter hoch. Ein sehr imposantes Kunstwerk der Natur!

Unser absolutes Highlight in dieser Gegend ist jedoch eine fantastische Wanderung zum Vulkankrater Azhdahak auf 3597 m ü. M. Stefanie und Eric aus Basel – welche ebenfalls auf dem Camping sind – wollen die Tour machen und fragen uns, ob wir Lust haben mitzukommen. So können wir uns die Kosten für das Offroad-Taxi teilen, welches uns zum Ausgangspunkt auf knapp 3000 m ü. M. fährt. Klar sind wir dabei!
Die Fahrt ist wirklich sehr Offroad und unser Fahrer kennt nichts 🙈 Souverän und gekonnt fährt er uns quasi über Stock und Stein zum Ausgangspunkt der Wanderung. Javi – ein Spanier, ebenfalls vom Camping – begleitet uns mit seinem Motorrad.
Die Wanderung ist zwar nicht lang, hat es jedoch aufgrund der Höhe in sich. Etwas nach Atem ringend erreichen wir den Gipfel auf 3597 m ü. M. und obwohl der Ausblick durch aufziehende Wolken getrübt wird, ist das Erlebnis allemal grandios.
Wir steigen noch zum Kratersee ab und trotz Schneeregen wagen es Stefanie, Eric und Javi in den Kratersee 🥶 Respekt!

Camping: Parkplatz Kloster Norawank / Angels Schlucht / Azat Stausee / Camping 3G, Goght

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💡 Ararat – Der Wappenstreit zwischen Türkei und Armenien

Die Armenier betrachten ihn als IHREN Berg, doch der Ararat liegt in der Türkei.
Ankara zürnt, weil Armenien den „türkischen“ Ararat im Wappen führt. Ein Vorwurf, der schon zu Sowjetzeiten bestand, woraufhin Moskau damals konterte, die türkische Flagge zeige ja auch ein Stück des Mondes.

Die Grenze zwischen den beiden Ländern ist – unter anderem wegen der Ereignisse Anfang des vergangenen Jahrhunderts – geschlossen. Die Türkei hatte die Landgrenze 1993 aus Solidarität mit ihrem Bruderstaat Aserbaidschan einseitig geschlossen.
Nach den schlimmen Erdbeben im Februar 2023 hatte Türkei die Grenze zu Armenien für Hilfstransporte aus dem Land geöffnet und derzeit wird über diskutiert, die Grenzen wieder dauerhaft zu öffnen.

Chillen in Armenien
1. – 9. Juni 2023

Wir nutzen die paar Tage nicht nur um Fotos, sondern auch um unsere ganzen Eindrücke zu sortieren.

An einem Abend fährt noch eine Familie aus Deutschland auf den gleichen Platz, sie wollen ebenfalls nach Iran. So wird ein bisschen geplaudert und ein paar Tipps ausgetauscht. Zu unserem grossen Glück ist er gelernter Mechaniker und hat sogar ein Diagnosegerät dabei!
Er schliesst es an Rüedu an und schaut, ob sonst alles in Ordnung ist. Er bestätigt, was uns die letzte Werkstatt gesagt hat: alles in Ordnung sonst. Die Motorenleuchte ist nur an, weil das System wegen der nicht mehr vorhandenen Funktion des Katalysators schlechte Abgaswerte misst. Dies sei kein Problem und stelle weder für den Motor noch für das Fahrzeug eine Gefahr dar. Er würde es sogar so belassen und erst kurz vor Einreise in die EU reparieren lassen. 😅😄
Dieser Check hat uns auf jeden Fall sehr beruhigt, halt auch weil alles auf Deutsch war und nicht noch via Übersetzer gelaufen ist. Nun haben wir keinen Stress mehr, möglichst schnell nach Jerewan in die Mercedes Werkstatt zu kommen.

Beruhigt fahren wir weiter Richtung Norden und besichtigen unterwegs noch das Tatev Kloster (eines von sehr vielen in Armenien), machen eine kleine Wanderung zu den Höhlen von Chndsoresk (das sind quasi die Feenkamine von Armenien) und besichtigen den Shaki-Wasserfall.

Armenien gefällt uns bisher sehr gut. Es ist so schön grün und bergig und die Leute sind alle sehr nett. Wir hätten hier ehrlich gesagt etwas distanziertere Menschen erwartet. Wohl auch darum, weil die meisten auf den ersten Blick eher etwas «mudrig» schauen. Doch auch ihnen kann man mit einem freundlichen «Barev» (Hallo) ein Lächeln entlocken und bisher sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Einige sprechen uns auch an und fragen, von wo wir sind. Nicht ganz wie im Iran, aber das ist auch OK so 😉😅 Und auf dem Platz auf der Wiese wird sogar noch Vodka und Bier zur Begrüssung vorbeigebracht 😄

Seit einer gefühlten Ewigkeit steuern wir einen richtigen Campingplatz an. Mit Duschen, Waschmaschine und sogar einem kleinen Pool. Was für ein Luxus!
Drei Nächte bleiben wir hier und waschen alles, was sich so angesammelt hat und putzen unsere Fahrzeuge innen mal wieder richtig gut. Sogar den Staubsauger der Besitzer dürfen wir zu diesem Zweck ausleihen.
Wir besuchen noch das nahegelegene Weingut und lassen uns dort mit Leckereien und Wein verwöhnen und nach 3 Nächten geht die Fahrt weiter.

Camping: Wiese bei Baghajur / Wiese bei Shinuhayr , Sisian / Crossway Camping, Yeghegnadzor

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Hallo Du grünes Armenien
30. Mai – 1. Juni 2023

Der Abschied von Iran fällt irgendwie leicht und irgendwie doch nicht. Besonders ich freue mich darauf, das Kopftuch abzulegen und wieder anziehen zu können, was ich möchte. Aber es ist auch etwas Wehmut dabei, denn es hat uns wirklich sehr gut gefallen.

Relativ früh morgens fahren wir los in Richtung iranisch-armenischer Grenze. Die Strasse dorthin ist ein stetiges Auf und Ab und nach etwas mehr als 3 Stunden haben wir unser Ziel erreicht.
Der Grenzübergang ist der chaotischste bisher, denn Güter- und Personenverkehr wird nicht getrennt abgefertigt und es hat wirklich sehr sehr viele Lkws hier. Wir werden von einem Häuschen zum nächsten geschickt, dort wieder zurück und irgendwann haben wir es geschafft und unsere Ausreise aus Iran wurde auf dem Visa gestempelt sowie das Carnet de Passage abgefertigt. Sobald wir die Grenzbrücke nach Armenien überqueren, ist die erste Handlung: Kopftuch aus! Und das lange Hemd wird gegen das darunter getragene T-Shirt getauscht 😄 Das ist echt eine Wohltat, denn diese Kleidervorschriften waren bei der extremen Hitze oft sehr anstrengend.

Die Einreise nach Armenien ist etwas besser strukturiert, aber auch hier werden Güter- und Personenverkehr an den gleichen Schaltern abgefertigt.
Ganze dreimal wird Rüedu inspiziert und nachdem wir eine Importgebühr in Höhe von 25 Euro für Rüedu bezahlt haben, sind wir nach gut 4 Stunden Zollformalitäten in Armenien eingereist.

Uns ist nicht mehr nach langem Fahren und so steuern wir gleich an der Grenze ein Hostel an, welches Campern das Übernachten mit Duschen ermöglicht.
Vorher gibt es aber noch zwei wichtige Dinge zu erledigen: Bier und SIM-Karten kaufen 😄
Die SIM-Karten sind schnell gekauft und wir erhalten ein unlimitiertes Datenpaket für einen Monat für umgerechnet gerade einmal 10 Franken. Auch das Bier ist natürlich schnell gekauft 😉
Auf dem Platz beim Hostel geniessen wir erst einmal ein wohlverdientes kühles Bier und staunen über die Geschwindigkeit des Internets. Es ist nach 5 Wochen ganz schön ungewohnt, wenn plötzlich wieder alles so schnell funktioniert und das ohne VPN.

Am nächsten Tag fahren wir etwas weiter, aber die Distanzen sind im Gegensatz zu den vergangenen Wochen extrem kurz. Wir steuern einen Platz auf einer Wiese an und bleiben gleich 3 Nächte dort. Es tut so gut im Grünen zu sein und das ohne Kleidervorschriften.
Die letzten Wochen waren wir wegen den grossen Distanzen recht zügig unterwegs und sind sehr weite Strecken gefahren. So tut die Ruhe gut, um alle Eindrücke noch etwas sacken zu lassen.
Zudem gibt es viele Fotos zu bearbeiten und Blog zu schreiben…

Camping: Parkplatz Hostel Samuel, Beeline / Wiese bei Baghajur

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