Türkei Teil 2

Fältli weg? Fältli weg!
10. – 23. Oktober 2023

Unser Rüedu ist nicht mehr der Jüngste, das wissen wir. Bereits zu Hause haben wir einige Roststellen behandelt oder behandeln lassen, aber es gibt noch einiges zu tun. Besonders bei zwei Türgriffen ist der Rost weiter fortgeschritten und die Hecktüre muss auch dringend repariert werden; eine Ecke war bereits etwas rostig und als dann in Georgien ein Muni versucht hat unter der geöffneten Hecktüre hindurchzulaufen 🙈 hat das der Türe noch den Rest gegeben und muss nun dringend repariert werden.
Bursa ist bekannt für gute Werkstätten und so haben wir ein paar «Karoser» mit guten Google-Bewertungen markiert und steuern den ersten an. Seine Werkstatt ist aber leider viel zu tief für Rüedu.
Die zweite Anlaufstelle macht einen super Eindruck und wir werden sehr freundlich vom Inhaber und seinem 18-jährigen Sohn Ahmet begrüsst.
Leider ist dieser «Karoser» total ausgebucht und hat keine Zeit für Rüedu. Da wir nur 10 Tage Zeit haben, hilft er uns weiter. Er telefoniert umher und mit Ahmed fahren wir zu weiteren Werkstätten. Einen Maler hätten wir gefunden, doch es fehlt weiterhin der Karoser.
Er werde sich am nächsten Tag melden, vielleicht könne doch noch ein Freund helfen. Und siehe da! Am nächsten Tag schreibt uns Ahmet auf WhatsApp und wir fahren zusammen zu Master Mahmut. Der Karoser sei ein Freund der Familie und macht ebenfalls einen sehr guten und kompetenten Eindruck.
Auch hier erfolgt die gesamte Konversation ausschliesslich mit Google Translator und wir sind wieder einmal mehr überwältigt von der unglaublichen türkischen Hilfsbereitschaft!

Wir packen also schnell ein paar Sachen zusammen, buchen online ein Hotel in der Altstadt und ziehen etwas wehmütig aus Rüedu aus.

Bursa ist mit 4.1 Millionen Einwohnern die viertgrösste Stadt der Türkei und somit sollten wir uns die paar Tage hier schon irgendwie rumschlagen können.
Unser Hotel ist sehr einfach, dafür aber sehr zentral und das Bett ist zum Glück auch ganz bequem. Und wieder einmal ein eigenes Bad mit Dusche zu haben ist nach so langer Zeit on the road ja sowieso ein mega Luxus, da kann das Zimmer noch so klein sein 😄.
Wir schlendern durch den Bazar, erkunden die Stadt und die Umgebung, essen viel Simit (Sesamkringel) und Açma (Hefegebäck), trinken Cay und Sahlep, verbringen viel Zeit in diversen Malls (vor allem ich 😉), erledigen Büro- und PC-Kram, gehen zum Friseur und ich gönne mir noch eine Massage im nahegelegenen Spa.

Nach 9 Nächten im Hotel können wir unseren Rüedu endlich wieder in die Arme schliessen und wir sind vom Ergebnis der Handwerker echt begeistert! Unsere Erwartungen wurden definitiv übertroffen und wir sind sehr happy, dass das nun erledigt ist.

Unsere Zeit in der Türkei neigt sich dem Ende zu und es geht in Richtung griechische Grenze.
User türkisches Visum wäre zwar noch einige Tage gültig, aber wir haben einen wichtigen Termin in Thessaloniki; «Dad the Builder» feiert seinen 80igsten Geburtstag und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen 🥳 Also fliegen wir kurzerhand für ein paar Tage zurück in die Schweiz. Rüedu würde natürlich auch sehr gerne mitkommen und dabei sein, aber er passt leider nicht in den Flieger 😉 Er wartet auf uns auf einem bewachten Camperparkplatz in Thessaloniki.

Im November geht es dann wieder weiter und wir sind wieder mit Rüedu on Tour 🚐🌬️

So verlassen wir die wunderschöne Türkei etwas wehmütig. Wie bereits im Frühling sind wir einfach begeistert von diesem Land uns seinen herzlichen und hilfsbereiten Menschen.
Hoşcakal Türkyie! Her şey için teşekkür ederim (Auf Wiedersehen Türkei! Vielen Dank für alles)!

Camping: Parkplatz Kültür Parki, Bursa / Hotel Bursa Family & Spa / Näbätusse Uludağ/ Bolayir Strand / Strand bei Alexandroupolis / Thessaloniki

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Durch Zentralanatolien ans Schwarze Meer
30. September – 10. Oktober 2023

Es steht wieder einmal etwas Kultur und Bildung auf dem Programm und so besuchen wir die Ausgrabungsstätten Ḫattuša, Yazılıkkaya und Alacahöyük, welche für die Heiter – sie waren die dritte Grossmacht des Alten Orients – von zentraler Bedeutung waren (mehr Details dazu in der Box unten).

Danach geht es Richtung Hauptstadt. Mit 5.8 Mio. Einwohnern ist Ankara die zweitgrösste Stadt der Türkei (zum Vergleich, Istanbul hat etwa 15.9 Mio. Einwohner) und wir waren im Vorfeld sehr gespannt, was es hier so zu sehen gibt. Denn die Stadt ist vor allem Regierungssitz, denn Touristenmagnet.
Der Dämpfer für unseren Besuch kam dann nicht in Form von wenig Sehenswürdigkeiten, sondern mit den Schlagzeilen; Am Morgen unserer Ankunft wird ein Terroranschlag auf die Regierung verübt und wir sind kurz unsicher, ob ein Aufenthalt überhaupt sicher ist oder nicht. Doch in der Stadt läuft alles sehr entspannt ab und aufgrund der lokalen Nachrichten und Informationen entschliessen wir uns, zu bleiben. Nur das Regierungsviertel meiden wir und somit besichtigen wir auch nicht die bekannte Kocatepe Moschee.
Stattdessen besichtigen wir das Museum für anatolische Zivilisationen, welches aufschlussreiche Informationen über die Geschichte und Entstehung der Türkei liefert. Auch ein Besuch des Anıtkabir – das Mausoleum Atatürks – darf nicht fehlen. Der türkische Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk wird heute noch in der gesamten Türkei als Held gefeiert.
Ankara lässt sich bestimmt nicht mit Istanbul vergleichen, doch es hat uns ganz gut gefallen hier.

Nächster Halt ist das hübsche Städtchen Safranbolu. Es war fast 700 Jahre lang Drehkreuz für die Handelskarawanen der Seidenstrasse und war einer der wichtigsten Handelsplätze für Safran. Daher der Name. Aus dieser Zeit stammen auch die berühmten Fachwerkhäuser der Altstadt, die zum Welterbe der UNESCO zählt.

Unsere Zeit in der Türkei neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Aber ich will die Türkei nicht verlassen, ohne noch einmal einen «Schwumm» im Schwarzen Meer gemacht zu haben, auch wenn die sehr herbstlichen Temperaturen nicht mehr so zum Baden einladen 😅
Da die türkische Schwarzmeerküste nicht so hübsch ist (sehr verbaut, kaum Stellplätze an der Küste) haben wir sie bisher ausgelassen und waren mehr im Landesinneren unterwegs.
Reto kommt freundlicherweise mit. Bleibt ihm ja auch nicht viel anderes übrig 😉😂
Nach meinem langersehnten «Schwader» im Meer finden wir einen superschönen Platz auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz der kleinen Hafenstadt Amasra und geniessen noch ein bisschen das Küsten-Feeling.

Unterwegs besichtigen wir noch den wunderschönen Horma Canyon, in dem ein 3 km langer Holzsteg durch die Schlucht führt und das bizarre Geisterdorf Burj al Babas (Details siehe unten) mit seinen über 500 identischen Mini-Schlösschen.

Nun sind wir unterwegs nach Bursa und werden wohl dort unsere letzten Tage in der Türkei verbringen. Warum, lest ihr dann im nächsten und wohl letzten Blogbeitrag aus der Türkei 😉

P.S.: Oft werden wir gefragt, ob wir nun eigentlich auf dem Heimweg sind. Jein. Geografisch gesehen mag es so aussehen, da wir nun wieder westwärts fahren. Doch die Reiselust ist uns noch nicht vergangen und auch die Reisekasse reicht glücklicherweise noch für ein paar Monate 😊

Camping: Parkplatz Alacahöyük / Parkplatz Ankara / Safranbolu Caravan Park / Parkplatz Horma Canyon / Camping Karaman Köyü / Parkplatz Amasra / «näbätusse» Burj Al Babas

💡Burj al Babas
Das einst als Ferienresort geplante Areal ist heute ein Tal voller verwaister, halbfertiger Bauruinen und eine spektakuläre Fehlinvestition.
Mit dem 200 Millionen Dollar-Projekt war geplant, ein Dorf mit 732 gleich aussehenden Mini-Schlössern zu erstellen. 587 wurden ab 2014 errichtet und weitestgehend fertiggestellt.
Was die übergeschnappten Unternehmer am Ende in die Knie zwang, war allerdings nicht späte Einsicht, sondern schlicht der Bankrott: Ein gescheiterter politischer Putsch und mehrere terroristische Anschläge brachten die türkische Wirtschaft zum Stillstand und zwangen die Bauträger zum Konkurs, und die Investoren zogen ihr Geld aus dem Projekt ab. Bauwahnsinn mit Fehlinvestition auf höchstem Niveau…

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💡 Hattuša
war von ca. 1600 bis 1200 v. Chr. Hauptstadt und zentraler Kultort des Hethitischen Reiches mit Sitz der Grosskönige und der Reichsverwaltung. Neben Ägypten und Assyrien/Babylonien waren die Hethiter die dritte Grossmacht des Alten Orients. Einzigartige Monumente der hethitischen Kunst und Kultur konnten hier archäologisch erfasst und erforscht werden. Dazu zählen die neun Kilometer langen Mauern mit ihren eindrucksvollen Toren ebenso wie die reichen Keilschrifttafelarchive, die ein Schlüssel zum Verständnis von Religion und Kult, Staatspolitik, historischer Geographie und vielen anderen Aspekten des Lebens im Alten Orient sind.
(Weitere Details hier)

💡 Yazılıkkaya
türkisch für «beschriebener Fels» und ist ein ehemaliges hethitisches Heiligtum, das in der Hauptsache im 13. Jahrhundert v. Chr. entstand.
(Weitere Details hier)

💡Alacahöyük
In der Zeit des hethitischen Grossreichs 1600–1200 v. Chr. war es eine bedeutende Stadt und wird mit dem hethitischen Zippalanda (Popko 1994) oder Arinna, dem Kultort der Sonnengöttin gleichgesetzt.
(Weitere Details hier)

Merhaba du schöne Türkei! Da sind wir wieder
17. – 29. September 2023

Uns wurde von dem kleinen Grenzübergang nicht zu viel versprochen; es war wohl der coolste und schnellste Grenzübergang ever. Alle waren so extrem freundlich und das Ganze hat etwa 20 Minuten gedauert. Inklusive netter Plauderei über die Schweiz und die Türkei mit einer Grenzbeamtin 😅

Es geht Richtung Erzurum wo wir einen erneuten Versuch wegen dem DPF/Kat machen. Die Weite und die Landschaften, welche unterwegs an uns vorbeiziehen sind einfach unglaublich schön. Zwar fahren wir noch einen grossen Teil durch Tunnels, doch was wir an Landschaften zu Gesicht bekommen, gefällt uns wieder sehr.
Auch die Tunnels sind nicht so schlimm, denn es ist ein extremer Unterschied zu Georgien; die Tunnel sind beleuchtet und haben sogar markierte Notausgänge und SOS-Parknischen. Allgemein herrscht hier wieder ein ganz anderes Level an Strassen als die letzten Monate 😅

In Erzurum steuern wir gleich Mercedes an. Die schicken uns nach einigen Telefonaten an eine andere Werkstatt, welche doch tatsächlich ein Ersatzteil für uns haben soll. Wir können unser Glück nicht ganz fassen. Aber long story short: In der Werkstatt wird ein Occasion-Teil eingebaut und es wird nochmals ein Ölwechsel gemacht und diverse Filter ausgetauscht.
Da die Werkstatt lieber Bargeld bevorzugt, werden wir mit einer Limousine (kein Scherz 😂) von Bankomat zu Bankomat chauffiert. Denn viele türkische Banken erheben horrende Gebühren auf einen Bargeldbezug oder dann gibt es eine Tages-Bezugslimite von etwa CHF 200.00.
Da wir keine Bankgebühren zahlen wollen, können wir den restlichen Betrag dann doch noch per Karte bezahlen.
Wir stossen mit den Jungs von der Werkstatt noch an (Erzurum ist eigentlich extrem konservativ, aber Alkohol scheint dann doch nicht ganz so «Haram» zu sein 😉) und können auch gleich auf dem Parkplatz übernachten.
Hoffen wir, dass diese Odyssee nun endlich ein «Ende gut, alles gut» hat. Fingers crossed! 🍀

Bei der Routenplanung stösst Reto dann per Zufall auf ein paar Seen auf über 3000 m ü. M. Auch ein Platz auf iOverlander ist in der Nähe eingetragen und die Piste sollte mit unserem Rüedu machbar sein. Ich hätte wohl – wie so oft 😅 – schon vorher aufgegeben, aber Reto ist schon ein richtiger Offroad-Pilot und zusammen mit Rüedu erreichen wir unseren Schlafplatz auf 3200 m ü. M. ohne Probleme. Wow! Was für eine Aussicht! Das ist wohl einer der schönsten Schlafplätze auf unserer Reise 🤩 und wir sehen vom Bett aus direkt auf die Seen runter.
Auf dieser Höhe wird es recht kalt, sobald die Sonne weg ist (um 22.00 Uhr war es noch 5°C) doch wir haben ja eine Heizung 😊
An diesem schönen Fleckchen lässt es sich gut älter werden und so verbringen wir Retos Geburtstag mit Wandern und dem Bestaunen der herrlichen Bergkulisse. Kochen muss der Arme zwar selbst (er wünscht sich Spaghetti aglio e olio) aber das ist halt das schwere Los eines Kochs 😉

Es geht weiter Richtung Schwarzes Meer, doch wir sind nur kurz für einen Zmorge-Stopp an der Küste. Danach geht wieder ins Landesinnere.
Wir treffen nach langer Zeit wieder einmal Bidus und geniessen den gemeinsamen Abend sehr. Es gibt erst leckeren Fisch zum Znacht und dann haben die beiden sogar noch eine Geburtstagstorte für Reto organisiert 🥳
Der Abschied am nächsten Tag ist nur für kurz, denn die beiden möchten zusammen mit uns meinen Geburtstag feiern.
Und so werde ich verwöhnt mit feiner Züpfe zum Zmorge von Rebekka, Reto macht zum Znacht super leckeren Hörndli- und Härdöpfelsalat und Marc bietet mir endlich die langersehnte Darbietung mit dem Einrad (jawohl, die beiden haben sogar ein Einrad mit dabei. Bidu ist ein bisschen wie eine Wundertüte😄). Und auch mich überraschen die beiden mit einer Geburtstagstorte 🥳
Wir geniessen die Zeit zusammen sehr und es gibt einiges zu erzählen.
Danach trennen sich abermals unsere Wege, denn Bidus zieht es an die Schwarzmeerküste, wir bleiben im Landesinneren.

Und so fahren wir nun langsam in Richtung Ankara….

Camping: Tortum Gölü / Parkplatz Garage, Erzurum / Parkplatz Stadtzentrum, Erzurum / Yedigöller / Dereiçi Camping, Maçka / Stauseeli bei Siran / Kizilirmak Gölü / Parkplatz Sivas / Derbent Göleti

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