Albanien Teil 2
Erkundungen in Albanien
12. – 20. November 2023
Die Stadt Berat hat knapp 60’000 Einwohner und gilt als eine der schönsten Städte Albaniens. Nicht umsonst leitet sich der heutige Name von der slawischen Bezeichnung für «schöne Stadt» ab.
Das schlechte Wetter trägt nicht ganz seinen Teil zur Schönheit bei, doch auch bei Regenwetter hat uns das schmucke Städtchen ganz gut gefallen.
Unser nächster Halt ist auf einem Weingut. Auf Park4Night stossen wir auf das Weingut Albanica, wo man mit dem Camper übernachten darf. Es gibt sogar saubere Toiletten und eine kalte Dusche zum Benutzen mit dazu. Bei herrlicher Aussicht über die Weinberge geniessen wir die hauseigenen Weine und diverse albanische Leckereien. Nicht ganz günstig für albanische Verhältnisse, aber trotzdem einfach herrlich 😋
Nachdem ich noch einmal «schnell» zum Zahnarzt in Vlora muss, geht es weiter in die Hauptstadt.
Etwas mehr als eine halbe Million Menschen leben in Tirana. Wir finden einen guten Übernachtungsplatz im Innenhof eines Hotels und sind mit dem Bus für knapp 40 Rappen in gut 40 Minuten im Zentrum.
Wir schlendern durch die Strassen und erkunden einen ehemaligen Bunker, der heute als Museum zugänglich ist und die Rolle der Polizei und der Staatssicherheit Sigurimi (Stasi von Albanien) während der Zeit von 1944 bis 1990 beleuchtet.
Die Geschichte Albaniens war uns ehrlichgesagt nicht so geläufig und wir hatten zum Beispiel keine Ahnung von den vielen Bunkern, die hier unter der Terrorherrschaft von Hoxha während den 70er-und 80er-Jahren gebaut wurden. Uns war auch nicht klar, dass Albanien bis 1990 völlig isoliert war und dies, obwohl das ja noch gar nicht so lange her ist und vor allem geographisch gesehen recht nah von uns ist. Aber, das ist uns beim Reisen schon oft passiert und umso mehr informieren wir uns dann natürlich im jeweiligen Land und ziehen uns diverse Dokumentationen rein 🤓 (z. B. gibt es weitere Details hier oder in diesem Video)
Unsere Fahrt geht langsam, aber sicher Richtung Montenegro. Eigentlich hatten wir vor, noch etwas die schöne Bergwelt von Albanien zu erkunden, doch das anhaltend schlechte Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung.
Na denn, müssen wir halt irgendwann nochmals hierher kommen 😉
Stattdessen besichtigen wir das Berg-Städtchen Kruja, gönnen uns noch einen schönen Abend bei albanischen Leckereien und bevor wir Abschied von Albanien nehmen, gibt es sogar noch ein Wiedersehen mit Bidus 🤩 Die beiden sind nun ziemlich rassig unterwegs in die Schweiz, denn der Schnee und die Berge rufen. Umso schöner ist es, dass sich unsere Wege hier noch einmal kreuzen und das wird ordentlich mit einem leckeren Fondue gefeiert.
Camping: Parkplatz Berat / Weingut Albanica / Parkplatz Hotel Julton, Tirana / Tales Strand / Restaurant Mrizi y Zanave / Camping Legjenda
Statt Wohnungen liess Hoxha überall im Lande Bunker bauen, deren Spuren bis heute zu finden sind. Sie wurden zum Symbol für den Wahnwitz eines Diktators, der den politischen Terror perfektioniert hatte (mehr Details zu den Bunkern findest Du im letzten Blogbeitrag).
Hoxha stand für einen Kommunismus, den es in dieser Form nirgendwo anders gab. Er war nicht nur für seine kommunistische Gesinnung und diktatorische Führung berühmt, sondern besonders auch dafür, dass er ein Meister war, die Beziehungen zu Verbündeten abzubrechen. Dadurch führte er die Albaner in die totale Isolation und in bittere Armut.
Eine richtige Opposition oder Dissidentenbewegung, wie in anderen Osteuropäischen Staaten gab es bis zum Zusammenbruch des Systems 1990 nicht. Das lag einerseits an der Stammesstruktur der bäuerlich geprägten Gesellschaft, in der es selbst in Städten keine Anonymität gab, andererseits an der brutalen Repression. Enver Hoxha hat selbst konsequent Säuberungs-Aktionen geleitet, bei denen zahlreiche Menschen, zumeist missliebig gewordene Politiker und Intellektuelle zum Tode verurteilt oder in die Verbannung geschickt wurden.
Enver Hoxha starb am 11. April 1985 in Tirana im Alter von 76 Jahren an Herzversagen. Erst 5 Jahre nach seinem Tod starb dann endlich auch sein Regime.
Wieder on the Road
31. Oktober – 11. November 2023
Die paar Tage in der Schweiz waren sehr schön und wir haben die Zeit sehr genossen.
Eingedeckt mit Leckereien aus der Schweiz (Schokolade, Röschti, Fondue, ja sogar Thommy-Mayonnaise 😂 u.v.m.) und mit neuen Kontaktlinsen und Wasserfiltern im Gepäck kann unsere Reise weitergehen.
Zu Beginn unserer Reise hatten wir ja eigentlich vor, die Balkanküste hinunterzufahren. Doch weil es zeitlich genau auf die Sommerferien traf, haben wir uns damals für eine andere Route (Richtung Rumänien, Schwarzes Meer) entschieden. Nun holen wir das «Versäumte» nach und fahren die Balkanküste hoch. Zwar wird es jahreszeitenmässig wohl nichts mehr mit Baden oder Wandern, doch auch im Herbst und Winter lassen sich bestimmt schöne Flecken erkunden.
Bevor es losgeht, macht Rüedu aber noch «Komedi»; er schmollt und zickt, weil wir ohne ihn in die Schweiz geflogen sind. Die Batterie ist komplett entleert, weil sich aus irgendeinem Grund die Beleuchtung der Trittstufe eingeschaltet hat. Ist wohl beim Aussteigen mit dem Koffer passiert… 🙄 Die Batterie lässt sich auf keine Weise überbrücken und da sie eh schon ein älteres Modell ist, besorgen wir nach gut 2 Stunden hin und her eine neue. Dank des sehr netten und hilfsbereiten Paars, welches den Abstellplatz beim Flughafen betreibt, ist diese im Nullkommanichts organisiert und dank ihnen erhalten wir sogar noch einen Spezialpreis.
Das Wetter wird – je nördlicher wir fahren – immer trüber und wechselhafter und 2 Nächte sind sogar sehr stürmisch. Auch die griechische Wetterwarnung sagt Unwetter für grosse Teile Griechenlands voraus. Hagel, Gewitter, Starkregen und heftige Böen machen es fast unmöglich zu schlafen 🙈🥱 Wir hoffen mal auf milderes Wetter an der albanischen Riviera…
Im Städtchen Ioannina, wo wir ziemlich genau vor einem Jahr schon waren, gönnen wir uns dann noch ein letztes, leckeres griechisches Znacht.
Der Grenzübergang nach Albanien geht so schnell wie damals aus der Gegenrichtung: Papiere anschauen und gut. Kein Blick in Rüedu, kein Aussteigen.
Also Albanien, da sind wir wieder! 🤩
Das Wetter wird endlich etwas freundlicher und so verbringen wir noch gechillte Tage an der schönen Küste.
Der Sonnenschein ist aber meist nur von kurzer Dauer und es ist mehrheitlich trüb, nass und kühl.
Regenjacke und Schirm sind unsere ständigen Begleiter bei unseren Erkundungen.
Es geht über den Llogara-Pass in die Küstenstadt Vlora, wo es für mich noch einen Zwischenstopp beim Zahnarzt gibt, denn mir ist ein Stück eines (sehr alten) geflickten Zahnes abgebrochen. Zu meinem Glück ist Albanien sehr beliebt für günstige Zahnbehandlungen und so manche «Zahn-Reise» führt hierher. Also finde ich im Küstenstädtchen Vlora – von wo aus man in gut 7 Stunden mit der Fähre in Brindisi ist – schnell eine gute Klinik, die sich ohne Voranmeldung um mich kümmert.
Nachdem wir eine der besten Pizza seit Italien gegessen haben, geht es weiter in Richtung Norden, in die Stadt Berat.
Unterwegs besichtigen wir noch die Ruinenstadt Apollonia, benannt nach dem griechischen Gott Apollon.
Die Stadt wurde 588 v. Chr. im Zuge der griechischen Kolonisation als dorische Kolonie von Korfu unter Beteiligung von Siedlern aus Korinth gegründet. Später fiel sie unter römische Herrschaft und war fast tausend Jahre lang ein wichtiges städtisches Zentrum im epirotischen (Region im Nordwesten Griechenlands) Raum.
Wiedermal bitzli Kultur und so 😉🤓
Bei der Ankunft in Berat schiffet es wieder wie aus Eimern und wir machen es uns erst einmal in Rüedu gemütlich und hoffen auf freundlicheres Wetter…
Camping: Parkplatz Zampetas Campingshop, Thessaloniki / Aoou-See / Parkplatz Ioannina / Nintzeros See / Bunecit Strand / Borsh Strand / Parkplatz Himarë / Rezidenca Cekodhima Camping / Hafenparkplatz Vlore / Parkplatz Berat
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Mehr als 200’000 Bunker liess der kommunistische Diktator Enver Hoxha in den 1970er- und 1980er-Jahren erbauen. Sie sollten der Verteidigung der damaligen Sozialistischen Volksrepublik Albanien dienen.
Das Konzept: 1 Bunker für je 4 Albaner – bei einer Bevölkerungszahl von 750’000.
Jedem Bürger war ein pilzförmiges Bauwerk zugeteilt, das er bei einem Angriff aufzusuchen hatte. Und bereits ab dem Alter von 12 Jahren galt, dass der zugeteilte Bunker zu verteidigen war. Denn alle waren unter dem kommunistischen Regime von Hoxha verpflichtet sein Land zu verteidigen. Das hatte oberste Priorität.
1968 war der erste Prototyp des Bunkers fertiggestellt. Enver Hoxha wollte absolut sicher gehen und fragte seinen Chefingenieur, ob der Bunker einem Panzerangriff standhalten könne. Der Chefingenieur versicherte, dass er das tut. Daraufhin musste der Chefingenieur sich im Bunker verschanzen, während dieser von einem Panzer unter Beschuss stand…
Der Test verlief erfolgreich und die Bunker gingen in Massenproduktion.
Die Stadt war in den folgenden Kriegen gegen Makedonien die wichtigste Basis der Römer auf der Balkanhalbinsel. Angeblich sollen dort bis zu 60’000 Menschen gelebt und gearbeitet haben
Im 9. Jahrhundert wurde das Kloster Shën Meri in den Ruinen der Stadt gegründet und im 14. Jahrhundert wurde die bis heute existierende Klosterkirche errichtet.
Während den Unruhen, die 1990 den Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Albanien auslöste, wurde die archäologische Sammlung von Apollonia geplündert. Über längere Zeit kam es auch zu Raubgrabungen auf dem Gelände der Ruinenstätte.