Marokko Teil 1

Durch die Westsahara
7. – 11. Februar 2023

Es geht weiter südwärts, denn wir möchten in den nächsten Tagen die Grenze zu Mauretanien überqueren. Die Fahrt führt uns darum durch die Westsahara und es gibt hunderte von Kilometern nichts zu sehen ausser Sand und Wüste. Das Tankstellennetz ist zum Glück gut ausgebaut und hie und da passieren wir einen Militär-Checkpoint. Wir werden aber fast immer durchgewunken. Wenn nicht, werden Nummernschild und Pässe abfotografiert, kurz geplaudert und schon geht es weiter.
Die Fahrt durch die Sahara ist einerseits zwar wunderschön, doch nach ein paar Stunden auch sehr eintönig und öde. Die Temperaturen steigen von Tag zu Tag und wo in Europa noch eine Kuh auf dem Vorsicht-Verkehrsschild ist, ist nun ein Kamel abgebildet. Und von denen sehen wir Unzählige! Das ist schon sehr cool. (Ich weiss, die einhöckrigen Kamele nennt man korrekterweise Dromedare, aber auch sie gehören zur Gruppe der Kamele an und darum muss ich mir diese Bezeichnung nicht abgewöhnen 😉😄).
Wir vertreiben uns die Fahrzeit etwas mit den haarsträubenden Fällen des Philip Maloney oder auch mit der einen oder anderen Folge von den Drei ??? 😄

Wir steuern Dakhla an um hier noch letzte Erledigungen (Wasser füllen, Geld beziehen, Einkaufen) vor dem Grenzübertritt zu erledigen. Die Stadt liegt auf einer 38 Kilometer langen und vier Kilometer breiten Landzunge und ist die südlichste Stadt in der von Marokko beanspruchten Westsahara.
(wer sich zum Thema Westsahara – oder Sahara Maroccain, wie sie Marokkaner nennen – noch etwas informieren möchte, findet hier einige Infos und hier ein kurzes Erklär-Video)

In Dakhla angekommen, steuern wir erst den bekannten Park4Night-Platz «km 25» an, aber wir fahren sofort wieder weiter, denn der Platz ist ragelvoll. Darauf haben wir echt keine Lust.
Da man hier an der Küste stehen darf, stellen wir uns an einen wunderschönen Platz. Ach, haben wir das vermisst, so frei zu stehen! Zur Feier des Tages gibt es gleich ein Fondue 😋
Um etwa 21.30h klopfen dann zwei Soldaten vom Militär an und möchten wie bereits erwartet unsere Pässe abfotografieren. Sie heissen uns herzlich Willkommen und sagen, es sei kein Problem hier zu stehen.
Nach den geplanten Erledigungen, inklusive Steuererklärungen einreichen und den letzten Alkohol «vernichten» 😅, sind wir bereit für Mauretanien…

Übernachten: Camping Sahara, Boujdour / Küste von Dakhla / Küste El Argoub 

💡 Tippe oder klicke auf die Fotos, um sie in voller Grösse betrachten zu können.

Vom Antiatlas zur Küste
3. – 7. Februar 2023

Wir fahren weiter ins Antiatlas-Gebirge (weitere Details dazu hier) nach Tafraoute. Die Fahrt geht durch unglaublich schöne Landschaften und diese Weite und intensiven Farben versetzen uns immer wieder ins Staunen.
In dieser Gegend könnte man wunderschöne Wanderungen machen, doch wir sind leider noch nicht fit genug.
Dafür machen wir einen hübschen Spaziergang und besichtigen «Les Roches Peintes». Ein belgischer Künstler hatte 1984 mit Hilfe der Feuerwehr von Tafraoute diverse Felsen mit 18 Tonnen Farbe bemalt, als Hommage an seine verstorbene Frau.
Auch die Weiterfahrt, insbesondere durch den kleinen «Grand Canyon» zum «Fenêtre de la vie» ist einfach grandios.
Die Landschaft wird immer karger und bald fahren wir etliche Kilometer durch die Wüste. Hie und da wirbelt es so viel Sand auf, dass man nur sehr langsam fahren kann, weil man kaum etwas sieht. Wir fragen uns kurz, wo wohl unser «Sandsturm-Licht» ist, oder ob das Nebellicht auch ausreicht 😄

Wieder am Atlantik steuern wir erneut einen Campingplatz an. Freistehen an der Küste ist in Marokko nicht gestattet und die Campingplätze sind zwar meistens sehr schlicht, aber mit allem ausgestattet, was man braucht und sehr günstig. Dieser hier kostet 70 Dirham, also etwas mehr als 6 Franken pro Nacht.
Wir sind nun immer mehr in der Wüste und Wasser ist ein sehr kostbares Gut. Oft wird die Wassertankfüllung nur gegen Extrabezahlung angeboten, was natürlich völlig angemessen ist.
Ein junger Marokkaner an einer Tankstelle erzählt uns, dass dies das siebte Jahr der Dürre sei und die Wasserreserven auf ein Tief von 20% gesunken sind. Schon sehr krass…
Uns ist diese Wasserknappheit bewusst, doch wir müssen natürlich trotzdem unsere Wasserreserven auffüllen und gönnen uns auch hie und da eine kurze Dusche auf einem Campingplatz.
Da wir ein eingebautes Filtersystem haben, müssen wir aber keine Wasserflaschen kaufen und unser 45 Liter-Tank reicht in etwa für 3 Tage, inklusive tägliches Waschen und Trinkwasser. Das ist doch schon einmal recht sparsam finden wir 😊

Übernachten: Camping Les Trois Palmiers, Tafraoute / Parkplatz Guelmim / Camping Atlantique, El Ouatia

💡 Tippe oder klicke auf die Fotos, um sie in voller Grösse betrachten zu können.

Bitzli krank und Erholen unter Palmen
28. Januar – 3. Februar 2023

Weiter geht es ins Landesinnere, wo wir die Kasbah de Boulaouane aus dem Jahr 1710 besichtigen und nach Einverständnis des Wächters dürfen wir auch gleich dort übernachten. Was für ein herrlicher Platz! Endlich wieder einmal freistehen in schönster Umebung. Einfach grossartig. Doch auch dieser Platz ist natürlich nicht kostenlos 😉 aber wir zahlen die 50 Dirham gerne. Immerhin erhalten wir am nächsten Tag noch Frühstück. Der Wärter kommt extra mit seinem Mopet angerauscht und streckt uns strahlend noch warme M’smen und «Whisky Marocain» entgegen 😂 M’smen ist ein marokkanisches blättriges Fladenbrot und in der silbernen Kanne befindet sich natürlich kein Alkohol, sondern Tee 😉
Wir verlassen das wunderschöne Plätzchen und fahren weiter südwärts. Da wir 2019 bereits für 2 Wochen mit einem Mietauto in Marokko unterwegs waren, lassen wir Marrakesch aus und fahren weiter südwärts. Ein richtiger Fahrtag also. Zumindest für Reto, denn ich vegetiere auf dem Beifahrersitz bitzli vor mich hin. Schon seit ein paar Tagen fühle ich mich nicht so fit und jetzt hat es mich endgültig erwischt. Also geht es auf den Campingplatz Palmeraie, welcher von einem französischen Paar geführt wird und etwas unterhalb von Agadir liegt. Wir geniessen die luxuriösen Annehmlichkeiten von Dusche, Toilette und Waschbecken und wären wir nicht krank – Reto zieht ein paar Tage später natürlich solidarisch mit – könnte man meinen, wir machen hier ein bisschen Urlaub. So verbringen wir die nächsten Tage mit Schlafen und Erholen.
Auch Rüedu leidet natürlich solidarisch mit und hat spontan einen Plattfuss… Ein winzig kleiner Schnitt von etwa 3 mm lässt die Luft langsam entweichen. Wir bitten bei der Reception um Hilfe und etwa anderthalb Stunden später kommen zwei Typen, entfernen den Reifen und fahren damit zum Reifendoktor. Reto begleitet die beiden. Ratzfatz ist der Reifen geflickt und Rüedu wieder einsatzbereit.
Auch uns geht es nach ein paar Tagen endlich besser und zwar so gut, dass wir richtig Kohldampf haben. Also entscheiden wir uns, das letzte Raclette zu geniessen 😋 Und am nächsten Tag gibt es sogar eine Züpfe 🤩
Weiteres Highlight trotz «Krankenlager»: hier kommen ab und zu Fliegende Händler vorbei und verkaufen Früchte oder Gemüse. Das haben wir alles schon erlebt und gesehen. Doch einen Friseur haben wir noch nie so unterwegs gesehen. Reto nutz die Gelegenheit sofort und spart sich so den Gang zu einem Barber Shop 😄

Übernachten: vor der Kasbah de Boulaouane / Camping La Palmeraie, Tifnit

💡 Tippe oder klicke auf die Fotos, um sie in voller Grösse betrachten zu können.

Rabat und Casablanca
26. – 28. Januar 2024

Heute geht es nach Rabat. Die Hauptstadt hat etwa 645’500 Einwohner (Stand 2021) und viel Sehenswertes zu bieten.
Zum Beispiel die Kasbah (Festung), das Mausoleum von Mohammed V und den Hassan-Turm; er bildet das Minarett einer unvollendeten Moschee aus dem 12. Jahrhundert.
Die Arbeiten am Moscheebau wurden unter dem Almohaden-Herrscher gegen Ende des 12. Jh. begonnen und nach seinem Tod 1199 für immer eingestellt. Verrückt, denn eigentlich hätte dies die grösste Moschee werden sollen…

Nächster Stopp ist in Casablanca, wo wir die Hassan II Moschee besichtigen. Mit über 3.6 Mio. Einwohnern ist Casablanca die grösste Stadt Marokkos und die Hassan II Moschee ist die einzige Moschee in Marokko, welche als Nicht-Muslime besichtigt werden darf.
Stolze 12 Franken kostet der Eintritt, welcher immerhin einen geführten Rundgang beinhaltet. Die Hassan II Moschee ist eine der grössten Moscheen der Welt und ist nach dem verstorbenen König Hassan II. benannt. Ihr Minarett ist mit ca. 200 m Höhe das zweithöchste Minarett der Welt.
Auch hier übernachten wir auf einem bewachten Parkplatz, welcher bei Overlander bekannt und beliebt ist. Doch hier bezahlen wir – im Gegensatz zu Rabat – einen akzeptablen Preis von den üblichen 50 Dirham. In Rabatt haben sie uns definitiv abgezockt und kein Verhandeln hat geholfen. Janu…

Übernachten: Parkplatz Rabat / Parkplatz, Casablanca

💡 Tippe oder klicke auf die Fotos, um sie in voller Grösse betrachten zu können.

Erste Erkundungen
23. – 25. Januar 2024

Kurz nach 13 Uhr sind wir in Marokko eingereist und machen unseren ersten Halt in der Hafenstadt Tanger. Sie liegt an der Strasse von Gibraltar und bildete schon zu frühen Zeiten eine strategische Verbindung zwischen Afrika und Europa.
Doch zuerst benötigen wir noch Bargeld und SIM-Karten. Die Autoversicherung ist zum Glück durch unsere internationale (ehemals grüne) Versicherungskarte bereits gedeckt.
Also steuern wir gleich ein Einkaufszentrum an. Nur das Parkieren gestaltet sich schwierig, denn es gibt nur ein Parkhaus mit Maximalhöhe von etwas mehr als 2 Metern…🙈 Zum Glück gibt es gleich nebenan einen McDonalds mit bewachtem Parkplatz. Wir fragen den Wächter, ob wir erst kurz ins Einkaufszentrum dürfen. Solange wir ihm eine Quittung einer Konsumation bei der Ausfahrt zeigen können, sei alles OK für ihn. Also, dann besteht halt unser erstes «Festmahl» in Marokko aus Burger und Pommes 🙈😂 Geld ist schnell am Automaten bezogen und auch dank des sehr hilfsbereiten Herrn bei Maroc Telecom haben wir im Nu SIM-Karten und (hoffentlich) genügend Guthaben.
In Tanger selbst, stehen wir dann auf einem zentralen, bewachten Parkplatz, welcher auch die Übernachtung im Camper erlaubt. Für 50 Dirham (etwas mehr als 4 Franken) stellen wir Rüedu also auf dem staubigen Parkplatz ab und erkunden die hübsche Hafenstadt.
Wieder alles ganz anders als während den letzten Monaten: Der Muezzin klingt wieder über die Dächer, die Frauen tragen schier ausnahmslos ein Kopftuch und in einer touristischen Stadt wie Tanger will einem jeder irgendetwas andrehen und verkaufen. Letzteres mögen wir beide gar nicht und müssen uns an das teils aufdringliche Verhalten erst etwas gewöhnen 😅

Am nächsten Tag fahren wir der schönen Küste entlang und machen zuerst einen Stopp beim Cap Spartel, wo Mittelmeer und Atlantik aufeinandertreffen, und steuern dann einen Campingplatz in Assilah an.
Wir schlendern durch die hübschen und bunten Gassen der Küstenstadt und gönnen uns abermals einen «thé à la menthe».

Danach geht die Fahrt weiter südwärts, wo wir die archäologische Stätte Lixus besichtigen. Sie war eine phönizische und römische Stadt und Handelsniederlassung am Atlantik im Nordwesten Marokkos. Einer Überlieferung zufolge wurde Lixus etwas mehr als 80 Jahre nach dem Trojanischen Krieg durch Phönizier aus Tyros gegründet, weshalb ein Gründungsdatum um 1100 v. Chr. angenommen wird.
Morgen geht es dann weiter in die Hauptstadt…

Übernachten: Parkplatz Tanger / Camping Assada, Assilah / Camping International, Kenitra

💡 Tippe oder klicke auf die Fotos, um sie in voller Grösse betrachten zu können.

Bonjour L’Afrique!
23. Januar 2024

Wow, wir sind mit Rüedu auf dem afrikanischen Kontinent 🤩
Das Ticket für die Fähre besorgen wir am Vortag bei dem, unter Overlander allseits bekannten Carlos in Algeciras. 280 Euro kostet das Ticket für uns und Rüedu, inklusive open end Retourfahrt. Ganz OK finden wir. Dazu gibt es bei Carlos immer noch ein Geschenk: öpis zum Schnouse und eine Flasche Wein.

Am nächsten Tag geht es früh los zum Fährhafen und wir sind – wie so oft bei einem Grenzübergang – etwas hibbelig vor lauter Vorfreude.
Die Fähre sollte eigentlich um 10 Uhr ablegen, doch bis kurz vor 10 Uhr sind wir immer noch brav aufgereiht am Warten. Dann geht es aber plötzlich ziemlich zackig und wir fahren mit Rüedu auf die Fähre. Seine erste Überfahrt mit uns 😊
Aufgrund von Empfehlungen von anderen Reisenden (besonders von Chrissi und Flavia – Merci numal 😊) entschieden wir uns, die Fähre nach Tanger Med zu nehmen. Es gibt auch viele Fähren nach Ceuta, der spanischen Enklave auf Marokko. Aber bei dieser Überfahrt dauert das Verzollungsprozedere anscheinend um einiges länger.
Bei der Strecke nach Tanger Med geschieht die Passkontrolle praktischerweise gleich auf der Fähre und den Rest der gut zweistündigen Überfahrt, können wir einfach geniessen.
Da wir zu den Letzten gehören, die auf die Fähre fahren konnten, gehören wir zu den Ersten, die sie verlassen können. Wir fahren zum marokkanischen Zoll, um Rüedus Einreiseformalitäten abzufertigen. Man erhält einen temporären Einfuhrschein für das Fahrzeug, welchen man bei der Ausreise wieder abgeben muss. Das Fahrzeug darf 180 Tage pro Kalenderjahr im Land sein, wir selbst 90 Tage. Offiziell gibt es eine Möglichkeit das Visum um weitere 90 Tage zu verlängern, scheint aber in der Praxis nicht ganz einfach, bis unmöglich zu sein.
Obwohl sich am Zoll diverse Autos stauen, die das komplette Gepäck ausladen und ausbreiten müssen, geschieht unsere Abfertigung zum Glück relativ schnell. Ein Hund schnuppert kurz an Rüedu, wir werden gefragt ob wir etwas zu verzollen haben und innerhalb einer halben Stunde sind wir fertig.
Bienvenue au Maroc!
Wir sind überrascht, dass wir nicht geröntgt wurden, denn wir haben gehört, dass die Kontrollen relativ streng sind. Unsere Drohne haben wir übrigens deswegen zu Hause gelassen, denn die Einfuhr nach Marokko ist nicht erlaubt. Ausser man hat eine Genehmigung, welche offenbar nur sehr schwer zu erhalten ist. Die illegale Einfuhrt oder die Benutzung der Drohne wird mit happigen Bussgeldern und Haftstrafe geahndet. Darum wird es ab jetzt keine coolen Bilder mehr von oben geben. Aber das ging ja früher auch ohne 😉 (und in Iran z.B. durften wir sie auch nicht benutzen).

💡 Tippe oder klicke auf die Fotos, um sie in voller Grösse betrachten zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: Content is protected !!