Mauretanien

Fazit Mauretanien

Mauretanien ist einfach riiiiesig (3x grösser als Deutschland!), hat aber nur knapp 4.5 Mio. Einwohner. Die Fläche von über 1 Mio. km2 besteht zu 80% aus Wüste (zum Vergleich: in Iran sind es 50%) und mit 5 Einwohnern pro km2 gehört es zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt.
Das Land ist sehr arm und fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Knapp 40 Prozent seines Exportumsatz erwirtschaftet Mauretanien mit Eisenerz. Daneben verfügt das Land auch über eines der fischreichsten Gewässer vor seiner Küste. Diese Einkommensquelle droht aber dennoch zu enden, aufgrund massiver Überfischung asiatischer Konzerne.

Wir wussten so gar nichts über dieses Land und sind umso mehr überrascht, wie gut es uns hier gefallen hat. Wir fahren durch grandiose Wüstenlandschaften, sehen unzählige Kamele und schlafen unter leuchtendem Sternenhimmel, ohne Lichtverschmutzung. Die Leute sind sehr nett und das Freistehen in der Wüste echt ein Traum.

Das Tankstellennetz ist überraschend gut ausgebaut und es ist eigentlich nie ein Problem Diesel zu erhalten. Anders sieht es mit Benzin aus, dieser Kraftstoff ist eher selten erhältlich.
Da wir uns betreffend der Diesel-Verfügbarkeit nicht ganz sicher waren, haben wir sicherheitshalber vor der Einreise unseren Reservekanister erstmals auf dieser Reise mit Diesel gefüllt (vorher diente er oft als zusätzlichen Wasserspeicher).
Der Diesel kostet – wie alles hier – mehr als in Marokko und das, obwohl das Land und seine Bevölkerung sehr arm sind. Aber es wird eben alles importiert, auch die Früchte und das Gemüse auf dem Markt kommen von Marokko.

Wie bereits erwähnt gibt es sehr viele Checkpoints im ganzen Land. Anstatt dass dort die Personen- und Fahrzeugdaten mühselig abgeschrieben werden, hat man einfach alle Angaben auf einem sogenannten Fiche dabei. Vorlagen dazu findet man in Reiseforen. Wer mich aber kennt, weiss, dass ich natürlich unser eigenes Fiche erstellt habe. Denn diejenigen, die ich im Internet gefunden habe, sind einfach nicht schön oder zu wenig zweckmässig gestaltet 😅
Die Checkpoints laufen allesamt sehr einfach und korrekt ab und die Kontrolleure sind auch hier ausnahmslos sehr freundlich. Manchmal kurz und knapp und manchmal wird etwas geplaudert. Das Entspannende daran: Man wird hier praktisch nie nach einem Geschenk gefragt. Falls doch, reicht es zu sagen «Pardon, j’ai pas compris» und sie sagen «Rien, bonne route».
Wir haben während unserer Zeit in Mauretanien übrigens insgesamt 64 Fiches benötigt! 17 während dem Transit und die restlichen 47 während der zweiwöchigen Erkundungstour.

Das Land ist sehr friedlich und für Reisende sehr sicher. Ausgeschlossen sind die Grenzgebiete zu Mali und der Westsahara. Doch in die gefährlichen Gebiete käme man als Tourist ohnehin gar nicht erst rein und die Grenzübergänge sind allesamt sehr sicher.

Seit 2013 ist es anscheinend verboten, Weichplastik herzustellen, zu verteilen oder zu gebrauchen. Davon haben wir nichts gemerkt und das Abfallproblem ist allgegenwärtig und nimmt hier schon ein bisschen neue Dimensionen an, von all dem, was wir bisher gesehen haben. Aber, man kann es einem solch armen Land auch nicht übelnehmen. Die westlichen Konzerne bringen Konsumgüter schön in Plastik verpackt nach Westafrika, aber für die fachgerechte Entsorgung fehlt hier Wissen und die (finanziellen) Möglichkeiten.

Mauretanien ist ein sehr religiöses, muslimisches Land. Es ist noch konservativer als Marokko und die Frauen tragen hier schier ausnahmslos eine Abaya (langes Überkleid) und Kopftuch in meist dunklen Farben. Das heisst auch für mich, immer schön langarm tragen aus Respekt. Aber zum Glück kein Kopftuch.
Die Männer tragen meist ein weit geschnittenes Gewand mit langen Schlitzen an den Seiten. Das ist eine Art Boubou (ähnlich wie das Gewand, das Reto in Senegal geschenkt bekommen hat) und wird hier Derra’a genannt.
Auch Turbane tragen hier viele, um vor Sonne und Sand geschützt zu sein.
Apropos Sand: Der ist überall! Ich wische mit dem Besen fast jeden Tag schnell durch Rüedu, doch hier mache ich das sicher zweimal pro Tag. Und auch die Teppiche im Cockpit bürsten wir regelmässig ab. Trotzdem ist alles sooo sandig und staubig, man glaubt es kaum. Immerhin kommen Sand und Staub nicht in die Schränke… Aber kaum hat man eine Oberfläche abgewischt, hat sich 10 Minuten später wieder eine feine Sand- und Staubschicht abgesetzt. Unglaublich und dieses Zeug atmen wir ja auch ein! Und hie und da knirscht er auch tatsächlich zwischen den Zähnen… 🙈

Das Fahren hier ist zum Teil sehr anstrengend, denn die Strassen sind oft in miserablem Zustand. Zudem gibt es viele Sandverwehungen, welche so manch grosses Schlagloch verdecken. Wenn man dann ein Schlagloch rechtzeitig sieht und diesem ausweichen will, muss man immer so gut aufpassen und eigentlich in beide Rückspiegel gleichzeitig blicken können. Denn man kann sich nie sicher sein, ob links nicht gerade ein Auto überholt oder rechts ein Motorrad von der Seite kommt. Am liebsten beides gleichzeitig (das war in Senegal übrigens nicht anders 🙈).
Somit ist man nach einer fünfstündigen Autofahrt am Abend ganz schön kaputt. Auch ich als Beifahrerin bin stets voll konzentriert mit dabei und versuche Schlaglöcher zu erspähen oder den Verkehr auf meiner Seite im Blick zu haben.

Und auch Rüedu wird hier mehr als sonst gefordert. Mit einem Offroader könnte man hier sehr coole Touren durch die Wüste machen. Für uns hat sich unser Rüedu aber wieder einmal mehr bewährt und wir konnten immerhin bitzli Offroad Light fahren und kommen trotzdem in den Genuss eines richtigen Betts und dem Comfort eines Campers.
Besonders hat uns hier das Freistehen in der Wüste gefallen. Wären die Temperaturen tagsüber nicht so wahnsinnig hoch, hätten wir an manchem Platz mehrere Tage verbracht. Aber das ist tagsüber bei dieser Hitze ohne Schatten kaum auszuhalten.
Allgemein werden wir hier mehr gefordert, da hier einfach alles etwas anders läuft und man auch nicht ganz einfach zu brauchbaren Reise-Informationen kommt.
Aber, das ist Afrika und das Abendteuer, das wir gesucht haben 😅

Mauretanien ist ein überraschend schönes und sicheres Land, das wir auf unserer Reise nicht missen möchten. Besonders an die schier endlos weiten Landschaften, die Übernachtungen in der Wüste und die vielen Kamele, werden wir uns noch lange und gerne erinnern 🤩
Kurzum: Mauretanien hat uns echt begeistert!

P.S. Noch nie zuvor haben wir soooo viele Hörbücher gehört, wie in Mauretanien. Aber die Fahrten waren echt lange und meist sehr eintönig. Da ist etwas spannende Unterhaltung immer gut.

Hauptstadt: Nouakchott
Einwohner: 4.615 Mio. (Stand 2021)
Fläche: 1’030’700 km²
Bevölkerungsdichte: 5 Einwohner pro km² (Stand 2021)
Währung: MRU (45 Ouguiya ≈ 1 CHF)
Durchschnittspreis für 1 Liter Diesel ≈ CHF 1.00 (Stand 02/2024)

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Bitzli Fahrerflucht in Senegal
und bitzli zu schnell gefahren in Mauretanien

2. – 4. April 2024 (Mauretanien Teil II)

Es ist tatsächlich so weit, wir verlassen den Senegal ☹️ Etwas traurig, aber doch sehr happy, dass wir hier sein durften, füllen wir am Morgen noch unseren Wassertank auf und machen noch einen letzten Grosseinkauf im grossen Supermarkt in Saint-Louis. Bier dürfen wir aber keines kaufen, denn in Mauretanien herrscht striktes Alkoholverbot und es können einem sehr saftige Bussen drohen, wenn man damit bei der Einreise erwischt wird. Auch die feine Salami lassen wir wegen dem Einfuhrverbot von Schweinefleisch im Regal links liegen.
Dann geht es Richtung Grenze, wo uns auf der mauretanischen Seite wieder die tolle Holperpiste erwartet…🙈

Aber ganz so einfach kommen wir nicht aus dem Land raus, denn es wäre ja auch langweilig und nur für Anfänger, wenn wir kurz vor der Grenze nicht noch in eine korrupte Polizeikontrolle geraten würden… Schon beim Anhalten wird klar, dass wir an ein Ar***lo** geraten sind. Seine unfreundliche Art und seine Köpersprache sagen alles. Wir tun – wie immer in einer solchen Situation – so, als ob wir leider kein Französisch sprechen, entschuldigen uns dafür und sprechen ausschliesslich Englisch. So einfach machen wir es ihnen dann auch nicht.
Unsere Versicherungspapiere werden beanstandet, obwohl diese selbstverständlich in Ordnung sind. Er will 20 Euro. Ich erkläre ihm freundlich lächelnd, aber bestimmt, dass die Police in Ordnung ist und dass es keinen Grund zur Sorge gäbe. Er beharrt auf den 20 Euro, ich darauf, dass alles korrekt sei. Ich frage ihn nach seinem Namen und seiner ID-Nummer. Der Name sagt er zögerlich (ist ihm wohl auf die Schnelle keiner eingefallen 😜) und ID-Nummer gäbe es nicht. Ich sage, klar habt ihr alle eine ID-Nummer, ich weiss das. Er lenkt dann irgendwann ein und sagt, er kenne die Nummer nicht, die sei im Büro. Ja klar… Ihr seht also, er weiss genau, dass er hier etwas Faules macht.
Er hockt auf dem Beifahrersitz in seinem Polizeiauto, ich stehe daneben und nach etwa 10 Minuten sagt er «You no pay, I keep document» und legt die Police in eine Tasche im Auto. Nicht gut denke ich, denn die Police müssen wir eventuell an der Grenze noch einmal zeigen. Also stelle ich ein paar clevere Fragen, damit er das Papier nochmals rausnehmen und anschauen muss und dann, nehme ich es ihm einfach weg! Er sagt mehrmals, ich solle es zurückgeben, bleibt aber immer noch im Auto sitzen. Ich entferne mich langsam von ihm weg und sage immer wieder «With all respect sir, this document is ok and there is no need to worry about». Ich gehe zurück zu Reto, der auf der anderen Strassenseite in Rüedu wartet und wir fahren einfach los. Bitzli Fahrerflucht quasi 🙈😂 Mein Puls geht ganz schön hoch und ich kann kaum glauben, was ich da eben getan habe und staune auch ein bisschen über meinem Mut. Keiner der beiden Polizisten hat auch nur den Anschein gemacht uns aufzuhalten oder zu folgen. Warum auch, die wissen ja beide, dass Sie etwas Unrechtes machen, die Duble. Trotzdem fühle ich mich bitzli kriminell 😅 (Wobei ich nicht weiss, ob Fahrerflucht vor korrupter Polizei überhaupt ein Vergehen ist? 😉) Wie auch immer, wir sind echt erleichtert, als wir nach 20 Minuten die Grenze erreichen und unseren Ausreisestempel im Pass und im Carnet haben.
Tschüss Senegal, danke für alles und diese abenteuerliche Ausreise! 😅

Der gesamte Grenzübertritt dauert etwa 2 Stunden und wir erhalten auf der mauretanischen Seite unser Visum, Passavant und Fahrzeugversicherung. Alles ganz korrekt und zu offiziellen Preisen. So geht das!
Es geht wieder über die schlechte Holperpiste durch den Diawling Nationalpark und wir sehen hier noch einmal unzählige Pelikane und Pumbas (Warzenschweine) und sogar einige Affen zeigen sich uns. Der schlechte Start in den Tag ist somit fast vergessen.
Wir steuern einen bekannten Übernachtungsplatz in der Hauptstadt an und gönnen uns eine warme Dusche zum Tagesabschluss.

Am nächsten Tag lassen wir uns von der wunderschön geteerten Strasse, die von Nuakschott wegführt, zu sehr hinreissen und fahren prompt zu schnell und geraten in eine Radarkontrolle. Als der Polizist uns anhält denken wir erst, er will ein Fiche 😂 «Radar» sagt er und zeigt uns die Beweisbilder auf dem Smartphone. Ups, hier wäre also 80 und nicht 100… Er will erst 10’000 Ouguiya und wir denken, der spinnt wohl. Erst später realisieren wir, dass er 1’000 meint. Denn im Jahr 2018 wurde der mauretanischen Währung einfach eine Null gestrichen, viele nennen aber immer noch die höhere Währung. Gut, wir bezahlen die umgerechnet 22 Franken, obwohl das bestimmt viel zu viel ist. Quittung will er uns natürlich keine ausstellen, dieses Schlitzohr…
Als wir in der Villa Maguela in Nouhadibou ankommen, finden es die Gastgeber auf jeden Fall sehr amüsant, dass wir wegen der schön geteerten Strasse gleich eine Geschwindigkeits-Busse kassiert haben…. Aber hey, gute Teerstrassen sind echt selten, dass muss man ausnutzen 😉
Über 770 km geht es im Transit durch Mauretanien und nimmt hier in der Villa Maguela einen schönen Abschluss mit leckerem Essen, tollen Gastgebern und interessanten Gesprächen unter Reisenden.
Tschüss Westafrika! Wir sind froh, durften wir ein bisschen in diese Region der Welt «reinschnuppern» und würden noch sehr gerne mehr von Dir sehen!

Übernachten: Parkplatz Terjit Vacances, Nouakchott / Villa Maguela, Nouhadibou

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Von der Hauptstadt Richtung Senegal
20. – 24. Februar 2024

Wir fahren in die Hauptstadt nach Nouakchott, wo schätzungsweise mindestens ein Drittel der Einwohner von Mauretanien leben. Hier ist wirklich richtig, richtig Chaos auf den Strassen. Es gibt zwar Ampeln und Verkehrspolizisten, dass letztere aber 3 Autos aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig zur Vorfahrt winken, macht das Ganze auch nicht besser…
Für die erste Nacht steuern wir einen Platz – der Parkplatz einer einfachen Auberge – mitten in der Stadt an. Es herrscht reger Betrieb hier, denn eine Gruppe eines humanitären Hilfskonvois bereitet sich für die Rückkehr nach Frankreich vor. Ganz schön interessant, den Geschichten dieser pensionierten Herren zuzuhören. Alle zwei Jahre führen sie solch ein Projekt durch.
Auf dem Platz können wir auch noch eine Ladung Wäsche waschen. Halt einfach «African Style». Das heisst, die Wäsche wird in einer Maschine mit Waschwasser etwas gerührt, der Spül- und Schleudergang wird dann aber manuell gemacht. Zum Glück hat Reto mehr Kraft als ich zum Auswringen und dank niedriger Luftfeuchtigkeit (20%) und warmen Temperaturen trocknet auch sehr nasse Wäsche im Nu. Es wurde aber alles erstaunlich sauber und frisch. (Wer mich kennt weiss, dass mich frische Wäsche immer bitzli glücklich macht 😉)
Die zweite Nacht verbringen wir dann noch auf einem Platz am Hafen, da es uns mitten im Zentrum einfach zu laut war.

Weiter geht es Richtung senegalesischer Grenze durch den schönen Diawling Nationalpark. Hier gibt es eine Vielfalt an Vögel, Warzenschweinen, unzähligen Kamelen und sogar Krokodile. Uns gefällt es hier so gut, dass wir gleich eine Nacht länger bleiben.
Schliesslich wollen wir den Grenzübertritt – von dem man so einiges hört – vollkommen ausgeruht antreten 😅

Übernachten: Auberge Camping Africa Escale, Nouakchott / Parkplatz Terjit Vacances, Nouakchott / Diawling Nationalpark

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Wüste, Sand und Staub
17. – 20. Februar 2024

Gut ausgeruht verlassen wir Atar und fahren in Richtung Süden. Die Fahrt geht erst durch das wunderschöne Tagant Plateau und dann wieder durch endlose Kilometer Wüste der Sahara. Manchmal ist die Strasse schon so sehr von den Sanddünen in Beschlag genommen, dass wir nur mit zugeschaltetem 4×4 weiterkommen. Auch wegen den diversen Umleitungen sind wir froh, dass unser Rüedu viel Bodenfreiheit und Allradantrieb hat.
Wir übernachten irgendwo im Nirgendwo und einmal sogar umgeben von Sanddünen. Das ist sooo schön, dort gönnen wir uns gleich noch ein herrliches Dünen-Fondue 🤩 Die Temperaturen sind aber viel zu hoch (gegen 40 Grad) um noch eine weitere Nacht in den Dünen zu verbringen. Die Hitze wäre tagsüber ohne Schatten unerträglich. 🥵

Die Landschaftsbilder wechseln sich ab zwischen Sand- und Steinwüsten und die Strassen sind meistens in recht gutem Zustand. Zumindest bis Tidjikja, der Hauptstadt der Tagant-Region. Danach wird die «Strasse» immer schlechter und die Fahrt richtig anstrengend.
Spätestens auf der «Route d’Espoir» angekommen, wird es mit den Belagsschäden und riesigen Schlaglöchern ganz übel… Wir wissen nun, warum es Strasse der Hoffnung heisst: man hat stets die Hoffnung, dass die Strasse endlich besser wird 😅 (oder um Charlotte zu zitieren: «weil man immer hofft, nicht nach 3 km die nächste Kontrollstelle zu haben und zusätzlich in keines der tiefen Löcher zu fahren» 😂)
Auf der «Trans-Mauretanien», wie die wichtigste Strasse Mauretaniens auch genannt wird, nehmen nicht nur die Schlaglöcher zu, sondern auch die Checkpoints. Kaum hat man ein Fiche ausgehändigt, kommt ein paar Minuten später schon der nächste Checkpoint. Auch den Pass müssen wir hier erstmals trotz dem Fiche öfters vorweisen und Rüedus Nummernschild wird fleissig abfotografiert.
Alle Kontrolleure sind ausnahmslos sehr nett. Die einen sind sehr gesprächig, plaudern und lachen, andere halten sich kurz und ausser «Bonjour, Fiche» und «tu viens d’où» sagen sie nicht viel.
Die Fiches gehen hier weg, wie warme Semmeln und von den 60 ausgedruckten Papieren haben wir noch 20. Hoffen wir, das reicht bis Senegal….

Übernachten: Bab Sahara, Atar / in der Wüste

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Ausflug nach Chinguetti – oder 180 km in 11 Stunden
16. Februar 2024

Wir sind noch nicht ganz überzeugt, ob der Fahrer tatsächlich auftauchen wird, machen uns aber natürlich trotzdem bereit und staunen nicht schlecht, als wir um Punkt 9 gerufen werden. Noch mehr staunen wir, als wir das Fahrzeug sehen: es wartet eine uralte Klapperkiste auf uns. Für Westafrika ein normales Auto, aber für diese Strecke definitiv nicht geeignet.
Okeee…. Der Fahrer Saad ist mega nett und spricht sogar etwas Englisch. Also geht es kurz nach 9 Uhr los.

Für die 90 km nach Chinguetti hat man normalerweise anderthalb bis 2 Stunden. Mit Betonung auf «normalerweise». Wir kommen kurz vor 13 Uhr an… Unser Fahrzeug – ein alter Mercedes Baujahr 1984 – hat verständlicherweise seine Mühe mit dieser unglaublich üblen Piste und verliert dann auch plötzlich immer wieder Kühlwasser. Das selbstmitgebrachte Wasser im Kanister von Saad ist schnell aufgebraucht und so müssen wir ab und an andere Fahrzeuge anhalten und um Wasser bitten.
Die Besichtigung der Stadt ist so lala. Weil Freitag, also quasi Sonntag ist, sind die Bibliotheken geschlossen und unser kurzer Rundgang ist schnell beendet. Es geht noch kurz zum Mechaniker, um das Leck vom Kühlwasser zu reparieren und um 14.30 Uhr treten wir den Rückweg an.
Und es läuft sehr harzig…. Die Karre verliert immer noch Kühlwasser und wir müssen alle paar Kilometer anhalten und warten, dass uns jemand in den vorbeifahrenden Fahrzeugen Wasser geben kann.
Einmal fährt ein ausländischer Militärkonvoi vorbei und obwohl Saad draussen steh und mit den Armen winkt, hält niemand an. Als Reto aussteigt, fahren sie immerhin etwas langsamer und erst als ich auch noch aussteige, halten sie an. Wahrscheinlich haben sie ein strenges Sicherheitsprotokoll, welches untersagt, anzuhalten. Trotzdem finde ich es etwas schäbig, dass sie einem Einheimischen nicht geholfen hätten und nur angehalten haben, als sie uns Ausländer gesehen haben. Sie geben uns eine Kiste mit Trinkwasserflaschen, somit sind die nächsten paar Kilometer gerettet.
Sogar Charlotte und Jürgen – ein nettes Paar, welches wir in Nouadhibou kennengelernt haben – machen heute denselben Ausflug und auch sie schenken uns etwas Wasser und somit ein paar Kilometer der Weiterfahrt.
Irgendwann bemerkt Reto, dass auf dem Kühlwassertank gar kein Deckel ist. Es gebe keinen sagt Saad und wir versuchen ihm zu erklären, dass hier ein Deckel drauf muss, weil sonst eben immer Kühlwasser ausläuft. Reto findet ausser einer alten Socke nichts zum «Stopfen», aber immerhin besser als gar nichts.
Die Fahrt geht zögerlich weiter und dann Puff, ein platter Reifen. Zum Glück ist das Reserverad schnell montiert und weiter geht’s, wenn auch sehr langsam.
Es wird immer später und langsam auch dunkel. Dann plötzlich Puff, noch ein platter Reifen. Saad versucht den ersten platten Reifen mit dem zweiten platten Reifen zu tauschen, doch das geht so für die Weiterfahrt auf dieser miserablen Piste nicht. Also telefoniert er herum bis irgendwann ein Freund sagt, er komme vorbei. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt unsere Rettung mit einem neuen Reifen und die Fahrt kann endlich weitergehen. Es sind schliesslich nur noch 20 km bis Atar. Freudig fahren wir weiter und kaum losgefahren, ertönt schon wieder das böse Geräusch…. Schon wieder ein platter Reifen! Wir können es kaum glauben und müssen alle lachen. Glücklicherweise ist Saads Freund hinter uns und fährt uns alle zurück. Saads Auto wird am Strassenrand stehengelassen und erst am nächsten Tag mit einem neuen «Rettungsversuch» geborgen.
Um 20.30 Uhr (!!) sind wir endlich zurück im Bab Sahara. Wir sind total verstaubt und dreckig und sind unglaublich dankbar für die Dusche.
Total erledigt fallen wir ins Bett. Was für ein abenteuerlicher Tag! 😅

Übernachten: Bab Sahara, Atar

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Die ersten 700 km in Mauretanien und Einweihung der Sandbleche
11. – 15. Februar 2024

Wir steuern die Villa Maguela in Nouadhibou, der zweitgrösste Stadt Mauretaniens (Stand 2019: 118’167 Einwohner) an. Die kleine Herberge wird von einem Holländer geführt und bietet Overlandern einen sicheren Platz zum Schlafen an. Hier können wir uns erstmals mit anderen Reisenden austauschen und beim gemeinsamen Znacht werden diverse Tipps und Reisegeschichten erzählt.
Das Wasser wird hier in einem Tanklaster geliefert, doch die letzte Lieferung ist längst überfällig und das Wasser wird knapp. Glücklicherweise reicht es trotzdem noch für eine kurze Dusche, welche nach so einem Grenzübertritt schon eine herrliche Wohltat ist.
Müde fallen wir ins Bett und Schlafen zum Rauschen des Meeres ein…

Am nächsten Tag fahren wir etwa 20 Minuten in die Stadt, um eine zweite SIM-Karte zu besorgen, Geld abzuheben und die sogenannten «Fiche» auszudrucken und kopieren zu lassen.
In Mauretanien gibt es unzählige Checkpoints, an denen die Personen- und Fahrzeugdaten erfasst werden. Anstatt alle Informationen jedes Mal mühselig von Hand abzuschreiben, erstellt man ein sogenanntes Fiche und muss dann jeweils nur noch sagen, von wo man kommt und wohin man geht.
Wir sind nun definitiv in Afrika angekommen, denn auf den Strassen wird es wilder und die Städte staubiger.

Unsere Fahrt führt uns weiter in die westliche Sahara nach Atar. Erst über ganz gute Strassen, dann über unzählige Schlaglöcher und einen kleinen Teil sogar noch über eine nigelnagelneue, frisch asphaltierte Strasse. Ein ganz anderes Fahrgefühl 😅
Wir übernachten erst irgendwo im Nirgendwo und weihen erstmals unsere Sandbleche ein. Der Sand, durch den wir fahren, wird plötzlich tiefer und wir fahren uns fest. Also Luft aus den Reifen, Schaufeln und zu Retos Freude werden nun endlich die Sandbleche eingeweiht 😄

Am nächsten Tag steuern dann in Atar das «Bab Sahara» an. Auch diese Overlander-Herberge wird von Europäern geführt und auch hier können wir uns mit anderen Reisenden austauschen.
Wir möchten von hier aus einen Ausflug nach Chinguetti machen.
Chinguetti war eine der bedeutendsten Städte der Geschichte des Islams wie auch Westafrikas. Denn über Jahrhunderte hinweg war sie der wichtigste Sammelplatz der Mekka-Pilger aus dem Maghreb und wurde mit der Zeit selbst eine heilige Stadt. Zudem befinden sich in der Altstadt alte Bibliotheken mit Korantexten aus dem späten Mittelalter.
Uns wird dann aber abgeraten, die Strecke selbst zu fahren, denn die Strasse sei in unglaublich schlechtem Zustand. Ein Belgier in einem Offroadfahrzeug erzählt uns sogar, er sei umgedreht. Da beschliessen wir, dass wir das weder uns noch Rüedu antun wollen.
Also hilft uns ein netter Marokkaner, der ebenfalls Gast auf dem Platz ist, einen Fahrer für den nächsten Tag zu finden. Nach einem längeren Ausflug in die Stadt mit diversen Verhandlungen und diversen Telefonaten, klappt es dann doch noch und um 9 Uhr am nächsten Tag sollen wir abgeholt werden…

Übernachten: Villa Maguela, Nouadhibou / in der Wüste / Bab Sahara, Atar

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💡 Iron Ore Train
Der Eisenerzzug ist die einzige Bahnverbindung in Mauretanien und zählt mit bis zu 220 Wagon zu den längsten Zügen der Welt. Die Strecke führt von Nouadhibou an der Atlantikküste tief hinein in die Sahara nach Zouerat. Das sind 700 km Gleis, die seit 1963 mitten durch die Sahara führen. Denn dort, mitten in der Wüste, liegt eines der gewaltigsten Erzabbaugebiete Afrikas. An Spitzentagen ziehen drei Loks die Ladung von 20’000 Tonnen Eisenerz verteilt auf 220 Wagons. Ganze 2.5 Kilometer (!) misst der Zug dann!

Assalam Mauretanien!
11. Februar 2024

Etwas hibbelig – wie immer vor einem neuen Grenzübergang, aber vor diesem etwas mehr als sonst – fahren wir in Richtung mauretanischer Grenze. Die Fahrt dauert etwa 3 Stunden, inklusive einem letzten Tankstopp. Denn der Sprit – wie auch Lebensmittel, etc. – sind in Marokko günstiger.
Um 13.30 Uhr geht dann das «Grenzübertritt-Spektakel» los.
Unsere Pässe werden nach kurzer Wartezeit gestempelt und dann stellen wir uns in die Reihe mit diversen LKWs für den Scanner. Wenn Personen- und Warenverkehr zusammen abgefertigt werden, dauert es schon per se länger als sonst. Warum aber Personenfahrzeuge bei einer Ausreise geröntgt werden müssen, macht so was von keinem Sinn. Aber, das Wort «Logik» wird ja nicht überall gleich definiert 😉
Also stellen wir uns brav in die Reihe und dann, Mittagspause. Wir wussten, dass es an diesem Grenzübertritt eine Mittagspause gibt, doch gemäss unseren letzten Recherchen hiess es, diese wäre um 13.30 Uhr fertig. Falsch, die Pause dauert von 14 bis 15 Uhr. Wir vertreiben uns die Pause mit Kartenspielen und um viertel nach 3 kommt dann auch langsam wieder Bewegung in die Sache. Mit Betonung auf langsam. Wie bitzli alles, läuft alles sehr träge und pro Fahrzeug werden mehr als 20 Minuten benötigt. Als wir an der Reihe sind, werden immerhin noch 2 weitere Touristen-Fahrzeuge aus der Kolone nach vorne gewunken und wir werden alle zusammen gescannt. Wir erhalten ein unterzeichnetes Dokument, welches belegt, dass das Röntgen gemacht wurde und wir denken, das war es jetzt. War es nicht. Etwa 4 Grenzbeamte, die beim Scanner im Schatten sitzen, rufen uns zu sich. Sie fragen mich bestimmt 5x, ob mein Fahrzeug wirklich schon gescannt wurde und fragen danach noch 3x, ob der riesige LKW, der gerade geröntgt wird, mir gehöre. Ich muss mir echt das Lachen verkneifen… Wohlgemerkt, diese Herren sitzen etwa 20 Meter neben dem Scanner und hätten es besser gewusst. Aber solche Herren in Unformen gibt es (fast) überall 😉
Wir müssen unsere Fahrzeuge in einer Reihe vor diesen Herren aufstellen und nach etwa 20 Minuten geht es dann wirklich weiter. Und zwar zum nächsten Posten, wo es den nächsten Stempel gibt, dann noch ein «Chribeli» und dann wird alles nochmals genau kontrolliert und um etwa 17 Uhr sind wir dann definitiv aus Marokko ausgereist 😅
Wir fahren durch etwa 7 km Niemandsland und erreichen dann die mauretanische Grenze. Man muss hier zwingend auf der vorgegebenen Piste bleiben, denn das Gebiet ringsum ist vermint.
In Mauretanien werden wir von diversen «Helferleins», sogenannten Fixer angesprochen. Für etwa 10 Euro könnte man sich bei den Einreiseformalitäten helfen lassen und so die eine oder andere Wartezeit umgehen. Wir halten nichts von diesen Schmiergeldern und wollen es allein versuchen. Denn im Gegensatz zu dem Grenzübertritt in den Iran – wo man offiziell einen Fixer benötigt und ohne Bezahlung nichts geht – ist das hier (noch) ohne möglich.
Es ergibt sich ein kleiner Postenlauf dessen Ablauf es herauszufinden gilt. Doch es wird einem immer sehr freundlich weitergeholfen. Ab und an möchte ein «Helferlein» seine Fixer-Dienste anbieten und manchmal möchte der eine oder andere Zöllner ein kleines «cadeau», was wir alles nett mit einem Non Merci weglächeln. Aber es läuft eigentlich alles ganz gut und geht relativ schnell voran.
Der Zick-Zack-Postenlauf sieht in etwa so aus:
Anmeldung und Registrierung, Visaerteilung für EUR 55/Person, Gendarmerie-Erfassung, temporäre Einfuhr des Fahrzeuges (Passavant) für EUR 10, Einreisestempel und Fahrzeugkontrolle. Dann noch lösen einer Fahrzeugversicherung (etwa EUR 26 für 30 Tage), Geldwechseln und Kauf einer SIM-Karte.
Nach 2 Stunden Grenzpostenlauf, sind wir um 18.00 Uhr (= 19.00 Uhr marokkanischer Zeit) in Mauretanien eingereist 😅

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