Marokko - Teil 2

Fazit Marokko

Marokko war kein unbekanntes Land für uns, da wir bereits vor 6 Jahren einiges mit einem Mietauto entdecken durften. Doch das Land ist natürlich sehr gross und hat unglaublich viel zu bieten. Die Küsten, das Gebirge, die Wüste… Es gibt hier eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften und so viel zu entdecken. Besonders im Atlasgebirge haben uns die unglaublich schönen Landschaften immer wieder zum Staunen gebracht.

Die Menschen
Die Menschen sind herzlich und nett. Doch Tourismus und Geld kann halt auch einiges verderben.
Somit ist Marokko das einzige Land auf dieser Reise, bei dem wir zwei negative, nervende Punkte erlebt haben: die bettelnden (zum Teil Steine werfenden) Kinder und die Guides/Verkäufer an touristischen Orten.
Das Problem mit den Kindern in den meist abgelegenen Dörfern haben wir ja bereits erwähnt.
Die selbsternannten Guides hingegen findet man bei jeder noch so kleinen Sehenswürdigkeit. Sie wollen einem weismachen, dass ein Guide obligatorisch sei oder, dass der Durchgang gesperrt sei, sie einem aber den Weg zeigen können. Natürlich nicht umsonst. Diese Männer können ganz schön hartnäckig sein, genauso wie so manch aufdringlicher Verkäufer. Ein Nein Danke wird nicht immer einfach so akzeptiert und man wird teilweise schon fast aggressiv aufgefordert, man müsse jetzt in seinen Laden kommen. Aufgrund von vielen solch respektlosen Begegnungen hatten wir oft im Hinterkopf, dass jeder, der uns Hilfe anbietet, am Ende die Hand hinhält und uns Geld abknöpfen will.
Das stimmt natürlich nicht und wir haben viele nette und hilfsbereite Menschen getroffen. Doch solche Begegnungen hinterlassen halt einen negativen Eindruck, was sehr schade ist und dazu geführt haben, dass wir die eine oder andere Sehenswürdigkeit ausgelassen haben.

Marokko hat im letzten Jahrzehnt bemerkenswerte Fortschritte bei der Armutsbekämpfung gemacht. Heute leben weniger als 9% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, verglichen mit über 16% vor einem Jahrzehnt.
Trotzdem ist die Kluft zwischen arm und reich sehr gross und gerade auf dem Land lebt jede sechste Familie in Armut. Von dem her kann ich es auch niemanden verübeln, wenn er versucht, vom Tourismus-Kuchen auch etwas abzubekommen. Doch das ist kein Grund respektlos zu sein, auch nicht Touristen gegenüber.

Die Polizei
Es gibt unzählige Polizeikontrollen und es kommt fast der Eindruck auf, die marokkanische Polizei hätte sich einst Radarpistolen in einer Mega-Multi-Sonderaktion erworben 😆
Aber die vielen Kontrollen versuchen der Sicherheit in der stark zunehmenden Verkehrsdichte zu dienen. Denn mangelnde Ladungssicherung oder mangelnde technische Wartung, riskantes Überholen und vor allem überhöhte Geschwindigkeit, lässt die Opfer von Verkehrsunfällen jährlich steigen.
Das heisst also auch als Tourist: sich stets an die angegebene Geschwindigkeit zu halten.
Man hört manchmal, dass die Polizei korrupt sei. Marokko ist – wie so manch anderes Land – schon korrupt und liegt beim Korruptionsindex 2023 auf dem 97. Platz (zum Vergleich: die Schweiz liegt auf Platz 6, auf dem 1. Platz ist Dänemark und auf dem letzten, 180. Platz liegt Somalia). Dies ist aber gegenüber Touristen nicht der Fall. Denn in Marokko hat der König selbst die Weisung erlassen, die Touristen gut zu behandeln. Zudem gibt es in Marokko einen offiziellen Bussenkatalog und es kann also nicht vorkommen, dass man plötzlich zu viel bezahlt. Vielleicht mag der eine oder andere Polizist mehr Touristen ins Visier nehmen, weil da die Chance auf ein Bussgeld aufgrund von Unwissenheit grösser ist (z.B. muss man im Kreisel immer nach links blinken. Macht zwar keiner, ist aber so) aber die Busse ist dann halt legitim. Wie auch bei Geschwindigkeitsbussen. Wenn einem der Beweis vom Radar vorgelegt wird, war man halt zu schnell unterwegs. Ohne Beweis hat man stets die Möglichkeit, sich bei höherer Instanz zu beschweren. Marokko hat sogar eine Touristenpolizei und somit sind die Kontrollen hier sehr entspannt und man muss sich nie die gleichen Sorgen wie z.B. in Westafrika machen. Denn als Tourist sitzt man hier klar am längeren Hebel.
Obwohl wir von den vielen Kontrollen gewusst haben, sind wir trotzdem gleich am zweiten Tag in eine mobile Radarkontrolle «gerasselt». Aber der Polizist war so freundlich, uns laufen zu lassen. Glück gha 😅 Auch währen der restlichen Reisezeit haben wir stets gute Erfahrungen mit freundlichen und korrekten Polizisten gemacht.
Viele Kontrollen hin oder her, wildes Fahrverhalten und flexible Auslegung der Verkehrsregeln sind hier trotzdem an der Tagesordnung.

Die Religion
Marokko ist ein muslimisches Land und sehr religiös. Die Moscheen darf man als nicht-Muslim nicht besuchen, ausser die Hassan II Moschee in Casablanca. Eigentlich waren die marokkanischen Moscheen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein für jeden frei zugänglich. Doch dann drangen während der Besatzungszeit immer wieder französische Soldaten in die Moscheen ein und erschossen politisch Verfolgte, die dort Asyl gesucht hatten. Erst als Folge dieser traumatischen Ereignisse führte man strengere Regeln für den Besuch der Moscheen ein.

Die Wüste
Viele denken natürlich direkt an die Wüste, wenn sie Marokko hören. Wir haben dieses Mal die grossen Sanddünen bei Erg Chebbi und Erg Chigaga ausgelassen, da wir vor 6 Jahren dort waren und bereits genug Wüstenfeeling in Mauretanien hatten. Und dort sogar noch ganz abseits von vielen Touristen.
Die Sahara haben wir aber nun gleich zweimal der Breite nach durchquert. Einmal von Nord nach Süd und umgekehrt. Das ist irgendwie schon ganz cool und besonders die Fahrt durch die Westsahara war speziell und die viiiielen viiiielen Kamele, die wir gesehen haben 🤩

In den gut zwei Monaten Erkundungstour durch Marokko durften wir viel Schönes entdecken und erleben. Wir können gut verstehen, warum die Beliebtheit gerade bei Campern sehr wächst, denn das Land ist einfach zu bereisen, es gibt in grösseren Städten grosse, Supermärkte (von französischen Ketten) und die Campingplätze sind gut ausgestattet und kosten meist nur um die 8 Franken.

Au revoir Maroc et merci pour tout!

Hauptstadt: Rabat
Einwohner: 37.08 Mio. (Stand 2021)
Fläche: 710’850 km²
Bevölkerungsdichte: 83.9 Einwohner pro km² (Stand 2022)
Währung: MAD (11 Dirham ≈ 1 CHF // Stand 04/24) 
Durchschnittspreis für 1 Liter Diesel ≈ CHF 1.10 / in der Westsahara 
 ≈ CHF 0.90 (Stand 01 & 04/2024)

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💡 Sahara (Auszug aus Wikipedia):
Sie umfasst eine Fläche von rund 9 Mio. km² und ist damit die grösste Trockenwüste der Welt. Nur ca. 20% der Sahara sind allerdings das, was man als Sandwüste bezeichnen kann. Hingegen ist sie zu 80% eine Stein- oder Geröllwüste. Sie liegt im Norden Afrikas und erstreckt sich vom Atlantischen Ozean im Westen bis zum Nil und auf der anderen Seite weiter bis zum Roten Meer im Osten. Im Norden wird sie durch den der Maghreb (Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen) begrenzt, im Süden liegt die Sahelzone. Staaten, in denen sich Teile der Sahara befinden sind: Ägypten, Algerien, Libyen, Mali, Marokko, Mauretanien, der Niger, der Sudan, der Tschad und Tunesien. Die wenigen Bewohner der Sahara sind Araber, Berber und Mauren sowie kleine Gruppen von Tubu oder Tuaregs.

Vom Atlasgebirge an die Mittelmeerküste
5. – 12. Mai 2024

Unsere Zeit in Marokko neigt sich langsam dem Ende zu. Wir fahren immer weiter nordwärts und in einigen Tagen geht es zurück nach Spanien. Nicht nur Marokko neigt sich langsam dem Ende zu, auch unsere Reise. In etwa 2 Monaten werden wir zurück in der Schweiz sein. Aber bis dahin geniessen wir es noch on the road zu sein und nehmen euch noch ein bisschen mit.

Wir fahren in den Mittleren Atlas nach Azrou. Erst geht es auf den familiären Campingplatz Amzigh was so viel wie «freies Volk» bedeutet (die Erläuterung dazu findest Du unten in der Box) und dann in den nahegelegenen Zedernwald in dem ganz viele Berberaffen leben.
Kaum zu glauben, aber wir sind dieses Jahr zum ersten Mal im Wald! Das ist etwas, dass wir sehr vermisst haben und es ist herrlich darin spazieren zu gehen.
Natürlich treffen wir dann auch einige der frechen Affen und einige posen gechillt für unsere Fotos.

Danach geht es über das berüchtigte Rifgebirge an die Mittelmeerküste.
Das Rif ist eine zum Atlasgebirge gehörende, 350 km lange Gebirgskette. Berüchtigt deswegen, weil hier auf einer Fläche von ca. 250’000 ha Cannabis angebaut wird.
Rund 3’000 Tonnen werden dann pro Jahr nach Europa exportiert (etwa 80% des europäischen Gesamtbedarfs) und somit ist Marokko der grösste Haschisch-Exporteur weltweit. Von diesem Export leben schätzungsweise 200’000 Bauern mit Familien, also etwa rund 1 Mio. Menschen.
Die Polizei führt sporadisch Razzien durch und zerstört die Ernten, falls die Bauern kein Schmiergeld zahlen. Das können sie meistens nicht. Die Regierung hat versucht, Alternativen zu forcieren, etwa Obst und Gemüse. Bei einem 15-Milliarden-Markt schaut das Königreich aber nicht genau hin. Es duldet die Produktion der berauschenden Gewächse…(einen interessanten Artikel dazu findest Du hier)

Weiter geht es Richtung Tanger Med, wo unsere Fähre nach Spanien fährt. Unser bereits gekauftes Open Return Ticket wollen wir hier eigentlich für den nächsten Tag einlösen, doch wir erhalten ein Ticket für die Fahrt am gleichen Abend um 21.00 Uhr. Oh ok, dann war es das wohl.
Au revoir Maroc, au revoir l’Afrique!
Hier hat unser kleines Afrika-Abenteuer begonnen und hier endet es. Unglaublich dankbar für alles, was wir erleben und sehen durften, geht es nun also zurück nach Europa…

Übernachten: Camping Amzigh, Azrou / Reserve naturelle de cèdres, Azrou / Montazyfrane Campement, Taounate / Camping amis de Cala Iris, Beni Boufrah

💡 Amzigh
«Berber» war/ist eine Sammelbezeichnung für die ursprünglichen Völker der nordafrikanischen Länder Algerien, Libyen, Mauretanien, Marokko und Tunesien. Sie gehören zu den ältesten Bewohnern Nordafrikas und haben eine lange Geschichte kolonialer Unterdrückung. Etwa 25 Millionen Menschen gehören dieser Gemeinschaft an und die teils nomadisch lebenden Völker unterscheiden sich sprachlich und kulturell von den arabisierten Mehrheitsgesellschaften.
Das Wort «Berber» stammt von dem griechischen Wort «bárbaros» was so viel wie Barbar bedeutet. Wegen dieser abwertenden Fremdbezeichnung möchten diese Menschen als «Amazigh» bezeichnet zu werden, was «freies Volk» bedeutet. Zudem möchten sie, dass ihre Sprache als «Tamazight» bekannt wird.

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Vom Antiatlas in den Hohen Atlas
30. April – 5. Mai 2024

Die Fahrt geht weiter in Richtung Hoher Atlas und wir freuen uns bereits jetzt auf ein, zwei schöne Wanderungen. Unterwegs übernachten wir einmal auf dem Parkplatz einer Lodge, wo wir gratis stehen dürfen und die freundlichen Besitzer würden sogar Toilette und Dusche zur Verfügung stellen. Da wir aber erst auf dem Camping in Ouarzazate geduscht haben, reicht uns die Benutzung der Toilette. Im Gegenzug essen wir dort Znacht und gönnen uns gleich noch ein leckeres, marokkanisches Frühstück am nächsten Tag.
Wir erkunden die Gegend und fahren nach Ouzoud, wo sich die höchsten (110 m) und wasserreichsten Wasserfälle Marokkos befinden. Wir machen eine hübsche Wanderung und treffen an den Aussichtsplattformen natürlich auch auf viele Berber-Affen, die in den umliegenden Wäldern heimisch sind. Die Affen werden hier von vielen Touristen gefüttert, machen aber einen recht relaxten Eindruck (würde ich auch, wenn ich den ganzen Tag Kekse bekommen würde 😜 Für Affen aber natürlich nicht die beste Nahrung… Aso ja, für uns ja auch nicht… 😏)

Unser kleines Highlight im Hohen Atlas ist die Wanderung zum Gipfel Messder-Idde auf 3153 m ü. M. Diese starten wir direkt von unserem Übernachtungsplatz am wunderschönen, idyllisch gelegenen Bergsee Lac d’Isli, welcher ebenfalls ganz schön hoch auf knapp 2300 m ü. M. liegt.
Dieser und sein ca. 10 km entfernter Nachbarsee Lac Tislit entstanden der Sage nach durch die Tränen von zwei unglücklich Verliebten. Wie so oft in solchen Sagen waren die zwei Familien verstritten und die zwei durften nie zusammen sein…
Tatsächlich entstanden die beiden Bergseen aber ganz unromantisch durch Meteoriteneinschläge vor ca. 40’000 Jahren. Sorry an alle Romantiker 😉

Übernachten: Parkplatz Ecolodge, Demnate / Traumschiff Walhalla, Ouzoud / Lac d’Isli, Hoher Atlas

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Endlich wieder on the road
26. April –2. Mai 2024

Hach ist das herrlich, wieder «zu Hause» zu sein und im eigenen Bett zu schlafen. Es waren zwar nur 3 Nächte auswärts, aber das Hotel war wirklich schlecht….
Wir fahren nun ins Atlasgebirge und kommen unterwegs immer wieder ins Staunen ab dieser wunderschönen Landschaft und diesen kräftigen Farben.
Je höher wir fahren, desto kühler wird es natürlich und in der Nacht zeigt das Thermometer dann nur noch um die 5 Grad. Dank Langarm-Pischi und Socken geht es aber gut ohne Heizung. Vor allem scheint die Sonne von 8 bis 20 Uhr und wärmt dann ganz schön.

Es geht durch hügelige, teils karge Landschaften und ab und an fahren wir durch eine mit Dattelpalmen besetzte Oase. Immer wieder passieren wir abgelegene Dörfer und genau hier ist die Begegnung mit den Kindern sehr gespalten: Mal strahlen und winken sie, mal heben sie die Hand in die Luft und machen mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger das Geld-Zeichen.
Meist sind es kleine Jungs, die dann auch gerne einmal in einer Gruppe vor das Auto rennen und stehenbleiben. Sie wollen, dass wir anhalten und ihnen Geld geben. Man könnte sich wohl aus solch einer Situation mit irgendeinem Geschenk «freikaufen». Doch eben genau das ist ja das Problem, welches Touristen verbreitet haben. Es werden bereitwillig Stifte und Geld (Bonbons reichen da meist nicht mehr aus) verteilt und die Kinder denken, das steht ihnen zu. Gibt man nichts, fordern sie ihr Recht – wie sie glauben – ein, und da können auch schon einmal Steine fliegen.
Wütende, schimpfende und Stinkefinger-zeigende Kinder hatten wir schon ein paar Mal erlebt, doch auf dieser Strecke werfen sie das erste Mal tatsächlich mit Steinen.
Zum Glück sind es nur keine Steine und zum Glück treffen sie nicht. Trotzdem darf so ein Verhalten nicht geduldet werden. Wir halten sofort an, steigen aus, rufen und rennen den Kindern hinterher, doch die radeln mit ihren Fahrrädern davon. Dem Mann, den wir ein paar Meter weitervorne antreffen, scheint dieses Verhalten leider egal zu sein. Sehr schade…
Solche Erlebnisse führen dann dazu, dass man bei allen Kindern (v.a. kleinen Jungs) denkt: oh nein, nicht schon wieder… Das ist natürlich auch sehr schade…

Bei Aït-Ben-Haddou steuern wir einen schönen Freistehplatz mit herrlicher Sicht auf die befestigte Stadt an. Sie gehört seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe und wurde durch einige Filme bekannt (z.B. Lawrence von Arabien, James Bond 007 – Der Hauch des Todes). Leider ist der Wind hier so stark, dass wir gleich wieder umdrehen.
Den Besuch von Aït-Ben-Haddou lassen wir auch aus, da wir bereits vor 6 Jahren hier waren. Schon damals war die Gegend sehr touristisch, aber es scheint nun noch mehr Tourbusse hierher zu ziehen. Von dem her gluschtet uns ein erneuter Besuch gar nicht.
Also geht es stattdessen auf den städtischen Campingplatz, der für knapp CHF 6.50 sehr gut ausgestattet ist.
Und als Entschädigung für den verpassten Freistehplatz, gibt es am nächsten Tag im Ort noch ein meeeega leckeres Zmorge 😋

Übernachten: Parkplatz Taroudant / Camping Khaima, Foum-Zguid / Städtischer Camping, Ouarzazate

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Rüedus zweite Anti-Aging-Kur
23. – 26. April 2024

In Bursa (Türkei) hatten wir ja bereits einige Roststellen behandeln lassen. Wegen Zeitmangel konnten wir aber nur die am dringendst nötigen Stellen machen lassen und es war schon immer klar, dass ein zweiter Spengler-Besuch nötig ist. Zudem hat der Sand am Unterboden seine Spuren hinterlassen; das Fahren über mit Sand bedeckte Strassen ist nämlich ein bisschen wie Sandstrahlen.
Eigentlich völlig logisch, wenn man sich das so überlegt, war uns aber vorher gar nicht so bewusst…

Nach kurzer Recherche sind wir letzte Woche auf die Werkstatt von Said gestossen, welche einen guten Eindruck gemacht hat. Was wir auch immer als gutes Zeichen deuten; in der Halle hat es schier ausschliesslich Fahrzeuge mit europäischen Kennzeichen.
Obwohl der Chef bei der Begutachtung der einen oder anderen zu behandelnden Stellen gestaunt hat, dass wir das überhaupt machen lassen wollen. Das sei doch kein Problem meint er 🙈😅 In der Türkei hat jeder Spengler das Fahrzeug genau betrachtet und auch sehr kleine Stellen gesehen (ohne dass wir überhaupt etwas zeigen mussten). Damals war es aber eben leider aus Zeitgründen nicht möglich, alles machen zu lassen. Hier müssen wir alles zeigen, was zu machen ist. Der Chef mag ein wahnsinniger netter Mensch sein, aber er plaudert auch sehr sehr gerne…😉

Wir vereinbaren einen Termin für kommende (diese) Woche und buchen ein günstiges Hotel für 2 Nächte. Als wir dann Rüedu bei Said abgeben, meint er, ein weiterer Tag sei wohl doch besser, damit sie genug Zeit für alles haben. Also geht es 3 Nächte ins Hotel, welches etwa 10 Fahrminuten von der Werkstatt entfernt ist.
Jeden Tag werden wir von Saids Bruder im Hotel abgeholt und in die Werkstatt gebracht, wo wir zusammen die Fortschritte anschauen und besprechen. Es ist ihnen sehr wichtig, dass wir zufrieden sind.
Das Hotel liegt sehr zentral. In Sachen Komfort kommt es aber trotz eigenem Bad nicht an Rüedu ran. Von der Sauberkeit reden wir gar nicht erst… Immerhin ist der Pool ganz nett 😄

Nach 4 langen Tagen holen wir unseren Rüedu endlich wieder ab.
Das Ergebnis ist zufriedenstellend. Kein Vergleich mit der Qualität aus der Türkei (das war wirklich top) aber immerhin sind alle Stellen behandelt. Auch Said scheint zufrieden zu sein und schenkt uns zum Abschied diverse Früchte und sogar Safran.

Noch schnell die Vorräte und Rüedus Tank auffüllen und dann geht es endlich weiter in Richtung Atlasgebirge.

Übernachten: Hotel El Pueblo Tamlelt, Agadir

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Urlaub in Agadir
8. – 22. April 2024

Der Bordcomputer von Rüedu hat uns vor einigen Tagen mitgeteilt, dass der Service bald fällig ist. Also steuern wir Agadir an, weil es dort eine offizielle Mercedes Werkstatt gibt. Nach so viel Fahrerei in Sand und Staub und nach nicht ganz einwandfreiem Diesel in Mauretanien, möchten wir den Service nicht hinauszögern, da vor allem einige Filterwechsel dringend nötig sind.
Wegen dem bevorstehenden Ramadan-Ende sowie Wochenende, ist diese Woche aber nur der Montag ein kompletter Arbeitstag und unser Ölfilter ist auch nicht vorrätig. Dieser muss aus Casablanca bestellt werden und somit heisst es für uns bis nächste Woche warten.
Also suchen wir uns ein nettes Plätzchen um die Zeit bis dahin zu verbringen.
Wir fahren zu einer kleinen Hotelanlage etwa 30 Minuten ausserhalb von Agadir, welche auch einen Platz für Camper hergerichtet hat. Die Besitzer sind sehr nett und sehr stolz auf ihr hübsches Paradies. Und auch uns gefällt es eigentlich sehr gut; die Sanitäranlagen sind tiptop, es gibt sogar heisses Wasser zum Abwaschen, Strom ist inklusive und es hat einen schönen Garten mit Pool. Doch die Hitze ist schier unerträglich und es gibt kaum Schatten. Am ersten Abend war es noch recht frisch und draussen sitzen war ungemütlich. Doch dann zack, Temperaturen von über 35 Grad…🥵
Die wenigen Schattenplätze am Pool werden grosszügig von zwei Schweizer Familien mit kleinen Kindern belegt und auch sonst tragen die beiden Familien viel dazu bei, dass uns dieser Platz nicht so gefällt. Bald wird klar, wir müssen hier weg. Zu heiss, zu laut, zu unsympathische andere Gäste.
Wir warten noch die Feiertage ab und fahren dann erst einmal zu Carrefour, wo wir uns mit vielen Leckereien und mit Wein eindecken. Als streng muslimisches Land ist hier Alkohol nur in bestimmten Supermärkten oder Alkoholshops erhältlich und während des Ramadans ist der Verkauf von Alkohol komplett verboten.
In der Hoffnung, dass es an der Küste etwas kühler ist – oder zumindest nicht windstill – steuern wir einen riiiesigen Campingplatz an. Die gut 300 Plätze sind in der Hauptsaison (Winter und Sommer) anscheinend so voll, dass es auch immer ein paar Fahrzeuge am Eingang gibt, die auf einen freien Platz warten. Wahnsinn! Da nun Zwischensaison ist (die meisten Europäer fahren zurück nach Spanien/Europa und die marokkanischen Touristen kommen erst im Sommer) hat es zum Glück nur einen Bruchteil an besetzten Plätzen. Dies ist zwar der teuerste Campingplatz, den wir in Marokko bisher angesteuert haben, doch wir gönnen uns trotzdem noch den Stromanschluss zu einem kleinen Aufpreis dazu. Der Preis ist natürlich immer noch sehr tief im Vergleich zu Europa, doch eben schon sehr teuer für Marokko (nicht ganz 15 Franken inklusive Strom).
Aber wir geniessen diesen Luxus gerade sehr! Der Platz ist gross und schattig, Toilette und Dusche in ein paar Schritten erreichbar, gute Waschmaschinen und sogar verfügbare Wäscheleinen. Restaurants und der Strand sind in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. Was will man mehr. Nur auf die Kakerlaken, die man ab und zu in den Duschen antrifft, könnten wir verzichten 🫣
Wir nutzen die Zeit, um unsere ganzen Eindrücke der letzten Wochen zu sortieren und um Rüedu einen kompletten und gründlichen Frühlingsputz zu verpassen. Ihr glaubt ja nicht, wie viel Sand und Staub da noch so zum Vorschein kommt… Er glänzt nun innen wie aussen und nach 7 Ladungen (!) Wäsche, ist nicht nur unsere Schmutzwäsche der letzten 3 Wochen, sondern auch die Vorhänge und die Bettwäsche wieder einmal gewaschen.
Ansonsten verbringen wir die Zeit mit Spiele spielen, Spazieren am Strand, chli bädlä im Pool oder unserem neuen Hobby: Frisbee spielen 😅
Am Dienstag kommt Rüedu dann in den Genuss des Service A und freut sich bestimmt, dass sein Motorraum endlich wieder Sand-frei ist und diverse Filter ausgetauscht wurden.
Es geht noch einmal zu McDonalds und zu Carrefour und dann geht es zurück auf den Camping, wo wir unsere Ferien und Früehligsputzete fortsetzen, bis wir nächste Woche zum Spengler können. Diesen Termin konnten wir nämlich nach dem Service gleich noch bei einer – gemäss Google Rezessionen – guten Spenglerei vereinbaren.
Wir sind gespannt…

Übernachten: Paradis Nomade Maison, Agadir / Camping Atlantica, Imourane

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Re-bonjour le Maroc!
4. – 7. April 2024

Die Ausreise aus Mauretanien läuft wie erwartet relativ zügig und die Einreise nach Marokko – auch wie erwartet – etwas träger 😉
Alles in Allem dauert es 2 Stunden 20, wovon eine halbe Stunde auf der mauretanischen Seite benötigt wird und der Rest bei der Einreise nach Marokko.
Die fleissigen «Helferlein» (Fixer), die sich auf der mauretanischen Seite in Scharen um uns tummeln, wimmeln wir alle freundlich ab. Sie mögen beim ersten Eindruck etwas nervig erscheinen, sind aber nicht aufdringlich, wenn man ihnen klar sagt, dass man ihren Dienst nicht benötigt. Und wenn man dann noch kurz mit ihnen spricht und ihnen sagt, wie gut einem ihr Land gefällt, wo man überall war – vielleicht war man ja sogar in der Stadt, aus der sie herkommen – zaubert man ein Strahlen auf die Gesichter der Fixer und Zöllner und man wird umso freundlicher behandelt.
Mauretanien ist echt ein überaus herzliches Land.
Es hat kaum Leute an der Grenze und so haben die marokkanischen Zöllner Zeit, alles ganz ausgiebig und noch gemütlicher als sonst zu erledigen 😉 Die längste Zeit vergeht wohl beim Warten auf den Scanner, da bereits viele LKWs Schlange stehen. Das ist immer ein bisschen unglücklich organisiert, wenn Personen- und Warenverkehr am gleichen Ort abgefertigt werden…. Dank eines ungeduldigen Herrn mit Auto, werden wir dann mit ihm zusammen und einem anderen Schweizer Overlander zum Glück bald einmal zwischen die LKWs gequetscht, denn kleinere Fahrzeuge werden immer in Gruppen von 3 oder 4 gescannt.
Alles läuft glatt, da wir ja nichts Verbotenes dabeihaben, und wir erhalten Einreisestempel und Rüedu seine temporäre Einfuhr und dann heisst es wieder: Bienvenue au Maroc! 😍
Man darf sich übrigens als Tourist 90 Tage in Marokko aufhalten. Sobald man das Land kurz verlässt – es reicht also auch aus, kurz in eine der spanischen Enklaven auszureisen und gleich wieder nach Marokko einzureisen – erhält man bei der Wiedereinreise erneute 90 Tage. Das Fahrzeug darf aber 180 Tage im Land bleiben. Die gültige Aufenthaltsdauer für das Fahrzeug wird aber anscheinend bei jedem Reisenden meist etwas individuell eingetragen. Mal sind es 5 Monate, mal 5.3 Monate, mal was weiss ich 😅 (Als Beispiel: die anderen Schweizer Overlander und wir erhalten vom gleichen Zollbeamten zwei komplett andere Daten eingetragen. Da söll numal eine drus cho 😉)

Es geht nun mehr als 1000 Kilometer durch die Westsahara… Sand, Sand und Sand. Und ja sorry, es könnte durchaus sein, dass wir für den Saharastaub in der Schweiz etwas mitverantwortlich waren, weil unser Rüedu etwas viel Sand aufgewirbelt hat 😂 Aber so seid ihr beim Bloglesen immerhin bitzli mittendrin, statt nur dabei 😉
Wir übernachten wieder zweimal an der Küste, nachdem wir bei den nahegelegenen Militär-Checkpoints kurz um Erlaubnis gebeten haben. An den Checkpoints werden dann lediglich Pässe und Rüedu abfotografiert und man wird ausnahmslos überall sehr herzlich willkommen geheissen.
Das EDA und auch andere Auswärtige Ämter mögen zwar von Reisen durch das Gebiet der Westsahara abraten, doch das ist nur aus dem Grund, weil die Schweiz (oder welches Land auch immer) in dieser Region keine konsularische Hilfe gewährleisten könnte, da das Gebiet umstritten ist. Es gibt schon Gebiete zur Grenze von Mauretanien, die nicht empfehlenswert sind – nicht zuletzt, weil im Grenzgebiet noch viele Minen liegen – doch dorthin würde einem das marokkanische Militär erst gar nicht hinfahren lassen. Früher gab es eine Konvoi-Pflicht durch das Gebiet der Westsahara, doch seit dessen Aufhebung ist die Fahrt nach Mauretanien absolut bedenkenlos und sicher und die Strasse gut geteert.

Das Wetter aber ist grad richtig grusig; es ist neblig und nieselt sogar teilweise. Es erinnert vor allem morgens mehr an Herbst als an Wüstenwetter. Aber mal wieder kühlere Temperaturen sind auch nicht schlecht. Nur der Wind nervt dann halt doch beim Schlafen.
Also machen wir uns auf in wärme Gefilde und steuern den Küstenort Agadir an.

Übernachten: Küste nähe Dakhla / Küste Westsahara / Camping Erkounte Park, Mirleft

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